In modernen Konfliktszenarien setzen Angreifer auf eine Kombination aus klassischen Militäreinsätzen, wirtschaftlichem Druck, Computerangriffen bis hin zu Propaganda in den Medien und sozialen Netzwerken. Dieses Vorgehen wird auch als „hybride Taktik“ oder „hybride Kriegsführung“ bezeichnet.
Ziel der Angreifer ist es, nicht nur Schaden anzurichten, sondern insbesondere Gesellschaften zu destabilisieren und die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Offene pluralistische und demokratische Gesellschaften bieten hierfür viele Angriffsflächen und sind somit leicht verwundbar.
Das Besondere an der hybriden Kriegsführung ist die Verschleierungstaktik. Die Täter operieren entweder anonym oder bestreiten Beteiligungen an Vorfällen und Konflikten. Sie gehen dabei äußerst kreativ und koordiniert vor, ohne die Schwelle zu einem offiziellen Krieg zu überschreiten.
Eben dies macht die Abwehr solcher Attacken so schwierig: Wenn es keinen eindeutigen Angriff oder Angreifer gibt, fällt die Gegenwehr schwer. Unberechenbarkeit wird zur Waffe. Sind wir noch im Frieden oder befinden wir uns schon im Krieg?
Aus diesem Grund ist der Cyber-Raum ein bevorzugter Operationsraum hybrider Akteure. Angriffe aus dem Internet sind leicht zu tarnen. Der Fokus von Cyber-Angriffen liegt meistens auf der Beeinflussung der öffentlichen Meinung: Von der gezielten Steuerung von Diskussionen in sozialen Netzwerken bis hin zur Manipulation von Informationen auf Nachrichtenportalen.
Eben hier liegt auch der größte Unterschied zwischen der hybriden und der traditionellen Kriegsführung: Mithilfe des Internets und ganz besonders der Sozialen Medien kann ein Aggressor so große Verwirrung stiften, wie es in dieser Form bisher nicht möglich war.
Die zunehmende hybride Bedrohungslage greift auch das Weißbuch 2016 als eine zentrale sicherheitspolitische Herausforderung prominent auf.
Die komplexen sicherheitspolitischen Herausforderungen lassen sich nur mit einem umfassenden, vernetzten Ansatz lösen. Somit ist der Gedanke der „Vernetzten Sicherheit“ die Antwort auf hybride Bedrohungen. Ziel ist es, internationale Konflikte gemeinsam mit anderen Ländern und Institutionen zu bewältigen oder gar nicht erst entstehen zu lassen - und so auch zur Sicherheit Deutschlands beizutragen.
Mehrere Mitgliedstaaten der EUEuropäische Union und der NATONorth Atlantic Treaty Organization gründeten deshalb ein „Zentrum gegen hybride Bedrohungen“ in Helsinki. Gemeinsam wollen sie Strategien gegen Hackerangriffe, Propaganda und Desinformationskampagnen entwickeln.
Antworten auf hybride Bedrohungen liegen auch im zivilen Bereich. So können durch präventive politische Maßnahmen mögliche Angriffspunkte im Keim erstickt werden. Dazu zählt etwa eine vorausschauende Minderheiten-, Bildungs- und Wirtschaftspolitik, die zum Ziel hat, Unzufriedenheit bei den Menschen zu verhindern und somit ihre Anfälligkeit für Propaganda gering zu halten.
Einen wichtigen Beitrag dazu leisten die Leitlinien „Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, Frieden fördern“.
Die Leitlinien ergänzen das „Weißbuch zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr“ von 2016 um einen weiteren Pfeiler deutscher Friedens- und Sicherheitspolitik. Die neuen Leitlinien lösen den Aktionsplan Zivile Krisenprävention ab.
Sie geben dem deutschen Krisenengagement ein klares Leitbild, das Prävention als zentrales Mittel sieht. Die Leitlinien nehmen dabei alle Gestaltungsinstrumente der deutschen Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik in den Blick, mit denen die Bundesregierung Krisen und Konflikte nach Möglichkeit noch vor Ausbruch verhindern kann.
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