„Digitalisierung ist das Megathema der Bundeswehr in der nächsten Dekade und ist vor allem Führungsaufgabe.“ Mit diesen Worten hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen die Dimension der Digitalisierung für unsere Streitkräfte umrissen.
Vom Gelingen des Digitalisierungsprozesses hängt vieles ab. Effektivere Beschaffung, effizientere Nutzung, optimiertes Personalmanagement, aber allen voran Sicherheit und Leben der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr und ihres zivilen Personals. Die Umsetzungsstrategie Digitale Bundeswehr ist ein strategisch-politisches Dokument.
Auf dem Gefechtsfeld der Zukunft ist die Digitalisierung ein Schlüssel zur Informations-, Führungs- und Wirkungsüberlegenheit. Und auch zur Durchsetzungs- und Reaktionsfähigkeit.
Ein potenzieller Gegner nutzt digitale Innovationen für immer schnellere neue Ansätze und Fähigkeiten.
Wie beim digitalen Transformationsprozess konkret vorgegangen werden soll, beschreibt die „Umsetzungsstrategie Digitale Bundeswehr“. Die Ministerin hat sie persönlich gebilligt. Ganz bewusst verleiht sie der Strategie den Stellenwert eines strategisch-politischen Dokuments.
Dieses baut auf den Strategischen Leitlinien Digitalisierung und Cyberverteidigung auf. Es beschreibt Schritte zur Umsetzung und Steuerung des digitalen Transformationsprozesses im Geschäftsbereich BMVgBundesministerium der Verteidigung. Dieser trägt den politischen Vorgaben der Bundesregierung Rechnung. Das BMVgBundesministerium der Verteidigung versteht sich als Vorreiter und Impulsgeber der digitalen Transformation.
Zentrale Elemente hierfür sind in diesem Kontext das „Leitungsboard Digitalisierung“, das „Steuerungspanel Digitalisierung“ und das „Sekretariat Digitalisierung“.
Das „Leitungsboard Digitalisierung“ fungiert als das strategische Steuerungselement des Veränderungsprozesses.
Das „Steuerungspanel Digitalisierung“ bereitet das Leitungsboard vor. Es koordiniert und priorisiert zwischen den Abteilungen und Verantwortungsbereichen die inhaltlichen Schwerpunkte, mit denen sich das Leitungsboard befasst.
Das „Sekretariat Digitalisierung“ ist das operative Element des Leitungsboards und des Steuerungspanels. Es sorgt für Transparenz über die laufenden Digitalisierungsaktivitäten, berät und gibt Impulse für neue Aktivitäten.
Ein virtueller „Digitaler Campus“ soll zur systematischen Identifikation mit Digitalisierung im BMVgBundesministerium der Verteidigung beitragen. Er umfasst den „Digitalrat BMVgBundesministerium der Verteidigung“, das „Digitallabor“ und die „Digitalgalerie“.
Der „Digitalrat“ berät die Ministerin und ermöglicht den engen fachlichen Austausch auf Leitungsebene. Er setzt sich aus Wissensträgern, wie etwa dem „Pilotprojekt Cyber Innovation Hub“, und aus der „Agentur für Innovation in Cybersicherheit“ zusammen.
Das „Digitallabor“ führt digitale Expertise und Produkte, wie etwa Studien und Prototypen, systematisch mit denen zusammen, die Bedarf danach haben. Es dient als zentrale Anlaufstelle, wenn es um Wissen über innovative Technologien geht.
Die „Digitalgalerie“ ermöglicht schließlich, dass technologische Neuerungen für die Nutzer erlebbar gemacht werden. Die Anwender sollen die technologischen Innovationen, die zu Testzwecken bereitgestellt werden, direkt ausprobieren können.
Die „Umsetzungsstrategie Digitale Bundeswehr“ steht im Zeichen von Digitalisierungsaktivitäten aus allen Bereichen der Bundeswehr. Hierbei ist der Ansatz, kleine, wenig komplexe aber vorbildliche Aktivitäten (sogenannte Schnellboote) gezielt zu fördern, um aus ihnen Erfahrungen auf größere Aktivitäten zu übertragen, eine bemerkenswerte Methode, bei der sich jeder einzelne in der Bundeswehr einbringen kann uns soll.
Insgesamt sind in der aktuellen Strategie 77 Digitalisierungsaktivitäten aufgelistet.
So zum Beispiel der Produktlebenszyklus Management. Er hat das Ziel, die Planungs- und Entwicklungszeiten von Systemen der Bundeswehr zu verkürzen, diese schneller zur Einsatzreife zu bringen und die materielle Einsatzbereitschaft der Bundeswehr zu erhöhen. In der Industrie konnten damit bereits 10 bis 60 Prozent schnellere Planungs- und Entwicklungszeiten erzielt werden. Weiter konnte dort eine höhere Einsatzbereitschaft durch die Reduzierung von Instandsetzungszeiten im Rahmen von 15 bis 50 Prozent erzielt werden. Darüber hinaus ließen sich die Kosten für Entwicklung und Nutzung senken – und zwar im Rahmen von 10 bis 30 Prozent.
Weiter wurde 2017 das Projekt „VJTFVery High Readiness Joint Task Force (Land) Einstieg Digitalisierung landbasierte Operationen“ gestartet. Ziel ist die stetige Digitalisierung der deutschen Landstreitkräfte. So sollen rund 90.000 Funkgeräte, Computer, Bedien- und Anzeigegeräte beschafft werden. Diese sollen zu einem durchgängigen ITInformationstechnik-System integriert und in rund 25.500 Fahrzeugen in 350 Varianten eingebaut werden. Durch die Digitalisierung landbasierter Operationen sollen in Zukunft die Soldatinnen und Soldaten sowie die Bevölkerung noch besser geschützt werden.
Die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung der Bundeswehr wird mit hoher Priorität vorangetrieben. Sie verfolgt beispielsweise das Ziel, eine Elektronische Gesundheitsakte Soldat analog zur heutigen Papier-Gesundheitsakte zu schaffen. Weiter soll zur Forschung und Entwicklung eine umfassende digitale Datenbasis Patientenversorgung erstellt werden. Durch die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung sollen
Mitarbeiter und Patienten bei ihrer täglichen Arbeit unterstützt werden. So etwa mit einer durchgängigen Datenverfügbarkeit. Patienten sollen via „App“ ihre Patientenakte selbst führen können, beispielsweise mit persönlich freizugebenden Gesundheitsdaten wie Befunden, Arztbriefen oder Impfstatus.
Mit der digitalen Transformation werden auch neue Verfahren und Strukturen einhergehen. Begriffe wie SCRUM, VRVirtuelle Realität, KIKünstliche Intelligenz, BigData, Game Changer oder ITInformationstechnik-Service Cluster werden zukünftig unseren Wortschatz erweitern und unser Handeln mitgestalten. Einem gezielten Veränderungsmanagement kommt daher eine entscheidende Rolle zu. Ohne dass wir unser Personal – jeden einzelnen – mitnehmen und begleiten, kann die Digitalisierung zwar vollzogen, aber nicht erfolgreich umgesetzt werden. Es gilt, Chancen aufzuzeigen, Sicherheit im Umgang zu vermitteln und Ängste zu nehmen.
Die „Umsetzungsstrategie Digitale Bundeswehr“ zeigt somit, wo die Streitkräfte beim Thema Digitalisierung stehen und wo sie hinwollen. Sie benennt Ziele und Maßnahmen. Sie listet Zuständigkeiten von Digitalisierungsaktivitäten auf und benennt die konkreten Aufgaben für die beteiligten Bereiche und Abteilungen im BMVgBundesministerium der Verteidigung.
Die Strategie zeigt vor allem, dass Digitalisierung sich nicht auf die technische Innovation der ITInformationstechnik reduzieren lässt, sondern dass der Erfolg der digitalen Transformation von der Kultur der Organisation abhängt. Es geht darum, eine „Kultur des Machens“ zu fördern. Das bedeutet, digitale Vorhaben schrittweise zu durchlaufen und abgestuft durchzuplanen. Die Strategie gibt damit neue Impulse für die gesamte Denk- und Handlungsweise der Streitkräfte – und zwar auf allen Ebenen. Dies im Sinne eines „Digitalen Selbstverständnisses der Bundeswehr“.
Das ist auch erforderlich. Denn, so die Strategie, „die Digitalisierung ist entscheidend für die Zukunftsfähigkeit der Bundeswehr und erhöht die Durchsetzungsfähigkeit der Streitkräfte auf dem Gefechtsfeld über alle Dimensionen (Land, Luft, See, Cyber- und Informationsraum sowie Weltraum)“. Dort eröffnet die digitale Transformation neue Fähigkeiten und Chancen. Sie hat erhebliche Auswirkungen auf die zukünftige Operationsführung, auf Einsatzgrundsätze und Kampfweisen.
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