Die Worte des damaligen litauischen Außenministers Linas Linkevicus in Berlin waren deutlich: „Dies ist ein Informationskrieg. Und wir sind dabei, diesen zu verlieren, während wir ihn eigentlich gewinnen sollten“, sagte der Minister bei einer Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik) im März vor Vertretern von EUEuropäische Union, NATONorth Atlantic Treaty Organization und des Auswärtigen Amtes. Thema der Veranstaltung: die Medien- und Propaganda-Politik Russlands im europäischen Informationsraum.
Durch Internet-Trolle und politisch gesteuerte Medienkampagnen versucht der Kreml, Medien, Politik und öffentliche Meinung in den westlichen Gesellschaften zu beeinflussen. Auch Deutschland war in der Vergangenheit schon betroffen. Experten rechnen die gezielten Falschmeldungen einer „hybriden Kriegsführung“ zu.
Troll-Beiträge sollen die Kommunikation im Internet steuern und finden sich vor allem in Diskussionsforen. Als Troll wird in diesem Kontext bezeichnet, wer systematisch Diskussionen mit strategisch-einseitigen Beiträgen von einem verdeckten Absender aus beeinflusst, um eine politisch verzerrende Wirkung zu erzielen.
Ein Beispiel sind Beiträge, die Russlands Aggressionen in der Ukraine rechtfertigen sollen. Diese Posts kommen informativ und in attraktiver Verpackung daher, sind jedoch Teil einer ausgeklügelten Strategie: Durch die gezielt platzierten falschen Nachrichten soll das Meinungsbild der Leser nachhaltig beeinflusst werden.
Allein in St. Petersburg arbeiten nach Angaben von DGAP Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik-Experte Stefan Meister 300 Kreml-Trolle an der Verbreitung falscher oder erfundener Informationen über die sozialen Netzwerke. Eines der wichtigsten Instrumente ist das Online-Medienportal „Sputnik“, das in mehr als 30 Sprachen abrufbar ist. Mehrere hundert Mitarbeiter arbeiten dort an der weltweiten Verbreitung der Propaganda-Nachrichten des Kreml. Verantwortet wird das Portal von Russlands staatlicher Nachrichtenagentur Rossiya Segodnya. Das NATONorth Atlantic Treaty Organization Strategic Communications Center of Excellence (StratComStrategic Communications COECenter of Excellence) in Lettlands Hauptstadt Riga unterscheidet zwischen fünf verschiedenen digitalen Angriffen:
Die EUEuropäische Union reagiert mit einer eigenen Task Force auf Russlands Desinformationsstrategie. Die „East StratComStrategic Communications Task Force“ arbeitet seit September und hat unter anderem die Aufgabe, Desinformation aufzudecken und falsche Nachrichten richtigzustellen. Dafür greift die Einheit auf ein Netzwerk mit mehr als 500 Journalisten zurück, die Hinweise auf Falschmeldungen in russischen Medien geben.
Außerdem erscheint regelmäßig ein „Disinformation Review“. Der Bericht benennt Falschmeldungen, Erscheinungsort und -datum und widerlegt falsche Behauptungen. Auch die NATONorth Atlantic Treaty Organization stellt falsche Informationen, die durch russische Medien verbreitet wurden, öffentlich richtig. Unter dem Titel „Setting the record straight“ bietet die NATONorth Atlantic Treaty Organization auf ihrer Internetseite eine Übersicht an.
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