Vor zehn Jahren traf Stabsfeldwebel Claudia Ehemann die Entscheidung, sich in Beratergruppen der Bundeswehr zu engagieren.
Stabsfeldwebel Claudia Ehemann kann laut werden, wenn es nötig ist. „Wenn ich auf Deutsch schimpfe, wissen die Leute, dass ich langsam die Ruhe verliere.“ Die Sanitäterin gehört zur Beratergruppe der Bundeswehr in Nigeria. Ihr Team unterstützt Projekte, um die Streitkräfte des Landes zu stärken. Ehemann hat im umkämpften Norden ein Feldlazarett mit aufgebaut und bildet jetzt Fachkräfte aus. Die Arbeit macht ihr großen Spaß, aber sie ist auch fordernd. Als Frau hatte sie es im muslimischen Teil Nigerias anfangs nicht leicht. Aber die 47-Jährige hat gelernt sich durchzusetzen.
Ehemann gibt sich keinen Illusionen hin, die kulturellen Unterschiede sind groß. Manchmal fühlt sie sich wie Don Quichotte. Sie erklärt und erklärt und am nächsten Tag ist alles wieder vergessen – ein Kampf gegen Windmühlen. „Man muss der richtige Typ Mensch sein“, sagt die Sanitäterin. Sie freut sich über die Resonanz der Nigerianer und die vielen kleinen Erfolge. Von Rückschlägen lässt sie sich nicht entmutigen. „Man muss hier schon etwas verrückt sein, aber im positiven Sinne.“
Ehemann ist 1991 zur Bundeswehr gegangen, als sich die Truppe gerade für Frauen im Sanitätsdienst geöffnet hatte. Schon damals hat sie sich durchgesetzt. Es folgten Stationen in ganz Deutschland. Zur Jahrtausendwende wurde sie zur Röntgenassistentin ausbildet. Vor zehn Jahren traf sie schließlich eine Entscheidung und ließ die Heimat hinter sich: „Ich wollte die Welt erkunden.“
Als erstes ging sie in den Jemen. Die Beratergruppe suchte einen Sanitäter – für drei bis vier Jahre. Nachdem der erste Schock verdaut war, überwog die Neugier: „Ich dachte mir, wenn ich es jetzt nicht mache, mache ich es nie.“ Der Arabische Frühling macht Ehemann aber einen Strich durch die Rechnung. Im Jemen wurde es zu gefährlich, das Team wurde abgezogen. Aber die Abenteuerlust hatte sie gepackt. Nach einigen Monaten im Senegal, zog es sie im November 2012 schließlich nach Nigeria.
„Nigeria ist kein Dritte-Welt-Land, aber man sieht es nicht.“ Sie könne nicht jedem helfen, sagt Ehemann. Aber sie hilft in ihrem direkten Umfeld. Wie schaltet sie ab? Sport, Schlafen und ihre Bulldogge „Frieda“, die sie dabeihaben darf. Frieda trägt sogar das Logo der Beratergruppe auf dem Halsband. Außerdem hat Ehemann hier viele Freunde. Im September endet die Dienstzeit. Wohin es dann geht, weiß sie noch nicht. Sie hat keine Wohnung mehr in Deutschland und auch keine Familie, die auf sie wartet. Am liebsten würde Ehemann wieder ins Ausland. „Meine Dicke, die Frieda, kommt natürlich mit.“
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