Infolge des Wohlstands- und Sozialgefälles zwischen Europa und Afrika sowie andauernder Krisen und Konflikte besteht ein erhebliches Flucht- und Migrationspotenzial. Hinzu kommt, dass der Klimawandel die Lebensbedingungen für viele Menschen in Afrika zunehmend erschwert und sie in die Flucht treibt.
Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerkes der Vereinten Nationen UNHCRUnited Nations High Commissioner for Refugees leben in Afrika rund 30 Millionen Binnenflüchtlinge. Das sind Menschen, die Zuflucht im eigenen Land gefunden haben. Hinzu kommen mehrere Millionen Menschen, die ihr Land auf der Flucht verlassen haben. Bis nach Europa kommen die wenigsten Flüchtlinge. Entsprechend groß ist die Last für die afrikanischen Länder. Zu den wichtigsten Ursachen für Flucht gehören Instabilität, soziale Unruhen und bewaffnete Konflikte.
Einige der instabilen Länder Afrikas liegen zudem in der Sahelzone südlich der Sahara. Neben Konflikten herrscht hier ein extremes Klima. Dürren und Überschwemmungen wechseln sich ab, die Wüste wächst stetig und der Klimawandel verschärft die Lage weiter. Allein in Somalia führte die extreme Dürre 2021/2022 dazu, dass nach Angaben des UNHCRUnited Nations High Commissioner for Refugees bis zu sieben Millionen Menschen Hunger leiden und rund eine Million Menschen vertrieben wurde.
Auch dort, wo Konflikte und Klima das Leben weniger erschweren, haben die Menschen oft die Hoffnung auf eine bessere Zukunft aufgegeben. Sie verlassen das Land nicht, aber greifen zu anderen Mitteln. Ganze Familien investieren in die Ausbildung und Flucht eines meist jüngeren, männlichen Mitglieds. Er soll in der EUEuropäische Union Geld verdienen, um die Angehörigen finanziell zu unterstützen. Mit dieser Aussicht sind viele junge Männer bereit, die Risiken der Reise auf sich zu nehmen.
Experten prognostizieren, dass der Migrationsdruck weiter steigen wird, weil auch die Bevölkerung Afrikas stetig wächst. Bis 2050 wird sich diese beinahe verdoppeln, von heute 1,3 Milliarden auf 2,5 Milliarden Menschen. Hinzu kommt eine steigende wirtschaftliche Ungleichheit in vielen Ländern, die einem Großteil der Bevölkerung noch mehr Armut bringt.
Menschen, die nach Europa wollen, gelangen im Osten über Ägypten nach Libyen, im Westen kommen sie aus Ländern wie Nigeria, Guinea, der Elfenbeinküste und Gambia. Entweder wählen sie die westliche Mittelmeerroute über Niger, Mali und Algerien nach Marokko und weiter über das Mittelmeer nach Spanien oder sie streben die zentrale Mittelmeerroute an, die über Libyen führt. Von hier versuchen die Flüchtlinge mit Schlauchbooten nach Italien zu gelangen.
Viele vertrauen ihr Leben Schleusern an, werden auf der Reise krank und Opfer eines Raubüberfalls. Wer in Nordafrika ankommt, erhält dort kein Asyl und muss oft illegal Geld für die Weiterreise verdienen. So leben sie in Zwangsarbeit oder sind sexueller Ausbeutung preisgegeben – mitunter über Monate oder sogar Jahre.
Große Flüchtlingsströme sind nicht nur eine sicherheitspolitische, sondern auch eine wirtschaftliche Herausforderung. Es sind arme Länder, die zugleich eine große Zahl von Flüchtlingen aufnehmen. So beherbergt allein Uganda – eines der am wenigsten entwickelten Länder der Welt – laut UNHCRUnited Nations High Commissioner for Refugees rund 1,5 Millionen Flüchtlinge.
In der Heimat bleiben jene zurück, die nicht fliehen wollen oder können. Für sie ist das Fehlen der Geflüchteten eine große Belastung. Kinder wachsen ohne Vater, Mutter oder ganz ohne Eltern auf. Dörfer verlieren die leistungsstärksten Teile ihrer Bevölkerung. Vielen Ländern gehen dringend benötigte Ärzte, Pflegepersonal und Lehrkräfte verloren. Denn die meisten Migranten sind überdurchschnittlich ausgebildete junge Menschen.
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