Menschenhandel fordert in Afrika jedes Jahr Tausende Opfer – besonders in Krisenregionen und auf der Flucht. Es drohen Schicksale wie Zwangsarbeit oder Zwangsprostitution. Täter sind oft bewaffnete Gruppen. Sie verschleppen Jungen wie Mädchen, die als Kindersoldaten missbraucht werden.
Treibender Faktor für den Menschenhandel in Afrika ist die schwierige politische und soziale Lage vieler Menschen. Wenn bewaffnete Konflikte den Druck auf die Menschen weiter erhöhen, greifen Betroffene manchmal zu verzweifelten Mitteln. So werden Mädchen für eine vermeintlich bessere Zukunft früh zwangsverheiratet. Die internationale Arbeitsorganisation ILOInternationale Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen geht davon aus, dass weltweit 22 Millionen Menschen in Zwangsehen gefangen sind – Tendenz steigend. Menschenhändler sind auch deshalb erfolgreich, weil sie Sicherheit, Arbeit und Ausbildung versprechen.
Noch leichteres Spiel haben Schlepper dort, wo die öffentliche Ordnung zusammengebrochen ist und auch das soziale Umfeld und der Familienverbund immer weniger Schutz bieten. Ein Teufelskreis beginnt: Je länger die Konflikte anhalten, desto alltäglicher werden Gewalt und Verbrechen – und damit auch der Menschenhandel.
Die Täter sind oft bewaffnete Gruppen. Sie verkaufen die Opfer, beuten sie als Zwangsarbeiter aus oder rekrutieren sie als Kämpfer. Die ILOInternationale Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen schätzt, dass im Jahr 2021 weltweit rund 28 Millionen Menschen in Zwangsarbeit gefangen waren – ein deutlicher Anstieg in den vergangenen Jahren. Je größer die bewaffneten Gruppen sind, desto mehr Frauen und Kinder zwingen die Kämpfer zu Prostitution. Ein berüchtigtes Beispiel hierfür ist die Terror-Organisation Boko Haram in Nigeria.
Das Ziel von Schlepperbanden und bewaffneten Gruppen sind besonders Flüchtlinge. Ihre Lage ist oft aussichtslos. Da sie oftmals in großer Eile flüchten mussten, zwingt sie die Not auf gefährliche Fluchtwege. Dort geraten sie umso leichter in fremde Gewalt. Kaum sicherer sind Flüchtlingslager. Je länger die Camps stehen, desto eher etablieren sich hier Schlepperringe, die mit korrupten Lagerverantwortlichen zusammenarbeiten.
Billigste, kaum seetüchtige Boote werden zwecks Profitmaximierung mit Menschen vollgepackt. So kann eine einzige Mittelmeerüberquerung den Schleusern schon mehrere Millionen Euro Gewinn einbringen. Das Ergebnis solcher menschenverachtenden Geschäftspraktiken ist verheerend: Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerkes der Vereinten Nationen wurden im Jahr 2022 mehr als 1940 Menschen bei ihrer Flucht über das Mittelmeer als vermisst oder verstorben registriert.
Tausende verschleppte Kinder – Jungen wie Mädchen – sind in Afrika als Soldaten zwangsrekrutiert. Versklavt werden sie jedoch nicht nur von Rebellengruppen und paramilitärischen Organisationen. Auch Regierungstruppen gehören zu den Tätern. Zu den afrikanischen Staaten, in denen besonders viele Kindersoldaten eingesetzt werden, zählen laut UNUnited Nations-Kinderhilfswerk UNICEFUnited Nations International Children’s Emergency Fund Somalia, Demokratische Republik Kongo, Zentralafrikanische Republik, Mali und Südsudan.
UNICEFUnited Nations International Children’s Emergency Fund schätzt die Zahl der Kindersoldaten auf weltweit Zehntausende. Vor allem im Südsudan, in der Zentralafrikanischen Republik oder in der Demokratischen Republik Kongo gelingt es dem Kinderhilfswerk und seinen Partnern nach Angaben von UNICEFUnited Nations International Children’s Emergency Fund aber immer wieder, Kindersoldaten zu befreien und sie bei der Wiedereingliederung zu unterstützen. Die internationale Gemeinschaft hat den Einsatz von Kindersoldaten in mehreren Verträgen – die auch von Deutschland ratifiziert wurden – geächtet.
Die Stärkung von Demokratie und wirtschaftlicher Entwicklung kann gleichzeitig zu einer Stärkung der Zivilgesellschaft und damit zu einer wirksamen Bekämpfung der Ursachen für Zwangsarbeit führen. Die Förderung rechtsstaatlicher Strukturen und guter Regierungsführung ist ein wichtiges Ziel der deutschen Afrikapolitik. „Eine an rechtsstaatlichen Grundsätzen ausgerichtete, funktionierende Sicherheitsarchitektur, die das Vertrauen und die Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger an die Gewährleistung von Sicherheit erfüllt, ist ein tragendes Fundament jedes Staates“, heißt es in den Afrikapolitischen Leitlinien der Bundesregierung.
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