Besonders in Nordafrika und der Sahelzone sorgen gesellschaftlicher Druck, Umbrüche und Spannungen für Instabilität. Ähnlich ist es in der Elfenbeinküste, im Kongo, in Somalia und Simbabwe. Die größte Herausforderung sind fragile Staaten. Sie begünstigen Krisen, Kriege, Flucht und Radikalisierung. Terror und organisierte Kriminalität können sich ausbreiten.
Armut, schlechte Ernährung und Hunger gehen in vielen Ländern einher mit Krankheiten wie Aids, Malaria, Ebola und anderen Epidemien. Die Geburtenrate ist hoch, die Umwelt wird massiv ausgebeutet. Wüsten wachsen, Regenwälder verschwinden und der Klimawandel macht sich bemerkbar. Als Folge nehmen Verteilungskämpfe um das Notwendigste zum Leben weiter zu. Es fehlt an Wasser, Nahrung, Brennstoffen und fruchtbarem Land.
Vielerorts wächst die Wirtschaft dynamisch – doch nicht stark genug, um mit dem schnellen Wachstum der Bevölkerung mitzuhalten. Mehr und mehr Landbewohner ziehen in die Stadt und hoffen auf ein besseres Leben. Die meisten sind wenig gebildet und haben keinen Beruf erlernt. Unsichere Arbeitsverhältnisse mit niedrigen Löhnen sind verbreitet. Eine hohe Arbeitslosigkeit ist in Afrika an der Tagesordnung, vor allem bei Jugendlichen. Soziale Systeme, die die Menschen auffangen, fehlen und weitverbreitete Korruption schafft zusätzliche Probleme.
Die angespannte Lage polarisiert die Gesellschaft. Frauen werden benachteiligt, Gruppen radikalisieren sich religiös und ideologisch. Die Verletzung von Menschenrechten ist ein verbreitetes Problem und eine wesentliche Ursache von Konflikten. Hinzu kommen ethnische Spannungen zwischen verschiedenen Gruppen in der Bevölkerung.
Eine explosive Mischung, die zu Krisen führt – bis hin zu Bürgerkriegen, Grenzkonflikten und Auseinandersetzungen mit Nachbarstaaten, in denen neben regulären Streitkräften oft auch Rebellen, Milizen, Warlords, Terroristen und Kriminelle kämpfen.
In vielen Teilen des Kontinents kam und kommt es immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, die die staatliche Entwicklung oft um Jahrzehnte zurückwerfen. Die Länder südlich der Sahara zählen weiterhin zu den ärmsten der Welt.
Um dieser Lage Herr zu werden, ist ein funktionierendes Gemeinwesen entscheidend. Doch gerade betroffene Gebiete und Regionen sind gekennzeichnet durch schwache Institutionen. Andere Kräfte beanspruchen das Gewaltmonopol für sich, vor allem in abgelegenen Gebieten Afrikas. Experten sprechen von „fragile states“ – schwachen, zerbrechlichen Staaten. Nach dem Fragile States Index der Nichtregierungsorganisation Fund for Peace sind unter den 20 fragilsten Staaten der Erde 15 afrikanische (Stand: 2022).
Auch Armut und Korruption gefährden die Stabilität afrikanischer Staaten in entscheidendem Maße ebenso wie das postkoloniale Erbe: Die willkürlichen Grenzziehungen der Kolonialmächte, die auch nach der Unabhängigkeit der ehemaligen Kolonien weiterbestehen, trennen zusammengehörige Ethnien. Umgekehrt zwingen sie gleichzeitig rivalisierende Volksgruppen in einen Staat.
In dieser Abwärtsspirale öffnen sich Aktions- und Rückzugsräume für organisierte Kriminalität, Menschen und Waffenhandel, Aufstände und Terrorismus. Betroffen sind vor allem Gebiete in Nordafrika und der Sahelzone. Auch am Horn von Afrika und in Zentralafrika ist die Sicherheit massiv gefährdet. Die islamistischen Milizen von al-Shabaab in Somalia und Boko Haram im Nordosten Nigeria haben ganze Dörfer zerstört.
Die Piraterie vor der Küste Ostafrikas, über viele Jahre ein großes Problem für die internationale Schifffahrt, konnte auch dank der Präsenz von EUEuropäische Union-Kriegsschiffen und der internationalen Bemühungen, die Stabilität in Somalia zu stärken, erfolgreich bekämpft werden. Allerdings hat sich die Piraterie von Ost- nach Westafrika an den Golf von Guinea verlagert.
Von Brennpunkten abgesehen nimmt die politische Stabilität in Afrika insgesamt jedoch zu – trotz der schwierigen sozio-ökonomischen Bedingungen. In den Afrikapolitischen Leitlinien der Bundesregierung von 2019 heißt es: „Demokratische Institutionen und Entwicklungen haben sich in vielen Staaten konsolidiert und eröffnen Wachstumspotenziale für dynamische Gesellschaften. Es gibt vielfach Bereitschaft zur Übernahme von Eigenverantwortung und eine Zunahme von afrikanischen Eigeninvestitionen. Fortschritte bei der regionalen Integration durch Einrichtung gemeinsamer Märkte und Aufbau einer Sicherheitsarchitektur sind unübersehbar.“ Die Afrikanische Union und Regionalorganisationen spielten bei Konfliktregelungen eine zunehmende Rolle und hegten autoritäre Staatsführungen ein beziehungsweise reagierten auf Putschversuche.
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