Direktor Hans-Ulrich Schade ist Leiter des Zentrums für Cyber-Sicherheit der Bundeswehr, welches erst vor einem Jahr neu aufgestellt wurde. Mit den militärischen und zivilen Angehörigen des Zentrums ist er für die Sicherheit der ITInformationstechnik-Systeme der Bundeswehr zentral verantwortlich. Im Interview erklärt er, warum die Bündelung der Aufgabe Cyber-Sicherheit im Zentrum für Cyber-Sicherheit der Bundeswehr sinnvoll ist und wo die künftigen Herausforderungen liegen.
Herr Direktor Schade, Cybersicherheit ist zurzeit ein wichtiges Thema in der Gesellschaft. Welche Rolle nimmt das Zentrum für Cyber-Sicherheit der Bundeswehr im Gesamtverbund Bundeswehr bezüglich dieser Thematik ein?
In den letzten Jahren sind die Bedrohung und die Gefährdungen durch Angriffe aus dem Cyber-Raum weltweit und somit auch für die ITInformationstechnik-Systeme der Bundeswehr – insbesondere durch die hohe Professionalität der Angreifer, aber auch die hochgradige weltweite Vernetzung – deutlich gestiegen. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat die Bundesministerin der Verteidigung im Herbst 2015 entschieden, dem Aufgabenbereich Cyber und Informationstechnik in der Bundeswehr einen höheren Stellenwert beizumessen. In der Umsetzung zeigt sich dies unter anderem in der Einrichtung der Abteilung Cyber/Informationstechnik im Bundesministerium der Verteidigung und insbesondere in der Aufstellung des eigenständigen Bereichs Cyber- und Informationsraum als sechsten militärischen Organisationsbereich der Bundeswehr. Eine wesentliche Aufgabe des Organisationsbereichs Cyber- und Informationsraum ist der Schutz der ITInformationstechnik-Systeme der Bundeswehr. Zur adäquaten Wahrnehmung dieser Aufgabe wurde unter anderem am 6. April 2017 mit einem feierlichen Appell das Zentrum für Cyber-Sicherheit der Bundeswehr (ZCSBw) in Euskirchen neu aufgestellt. Das ZCSBw ist als Teil des Organisationsbereichs Cyber- und Informationsraum die zentrale Dienststelle zur Gewährleistung eines umfassenden Schutzes der Interessen, ITInformationstechnik-Services und ITInformationstechnik-Systeme der Bundeswehr im Cyber- und Informationsraum. Somit ist es wesentlicher Bestandteil der konsequenten Umsetzung der geforderten Bündelung der Zuständigkeiten und Fähigkeiten im Bereich der Cyber-Sicherheit.
Können Sie uns kurz schildern, wie sie diese wichtige Aufgabe mit dem Zentrum bewältigen?
Das Zentrum für Cyber-Sicherheit der Bundeswehr ist aus dem Zentrum für Informationstechnik der Bundeswehr hervorgegangen, das 15 Jahre lang – insbesondere mit dem CERTBwComputer Emergency Response Team der Bundeswehr, dem Computer Emergency Response Team der Bundeswehr – erfolgreich für die Sicherheit der ITInformationstechnik-Systeme der Bundeswehr gesorgt hat. Auf dieser langjährigen Erfahrung und den besonderen Fähigkeiten meiner hervorragend qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bauen wir bei der Bewältigung unserer Aufgaben auf. Dass wir uns hier auch im internationalen Vergleich bestens behaupten können, haben insbesondere unsere Computer-Forensiker unter Beweis gestellt, die bereits zweimal hintereinander bei der weltweit größten und anspruchsvollsten Cyber-Übung „Locked Shields“ im Wettbewerb mit 24 weiteren Nationen den ersten Platz belegen konnten.
Die neue Organisationsstruktur mit einem erheblichen Personalaufwuchs ermöglicht es uns nun, unsere Fähigkeiten qualitativ weiter auszubauen. Dies schließt die Befähigung zur Aufgabenwahrnehmung rund um die Uhr mit ein.
Aber welchen Mehrwert hat diese Bündelung der Kompetenzen in einem Zentrum?
Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter mit hervorragender Cyber-Expertise sind nicht nur in der Bundeswehr eine überaus gefragte Hochwertressource. Es gibt einfach nicht genügend Cyber-Experten, um entsprechende Fähigkeiten in jedem einzelnen Organisationsbereich der Bundeswehr und dann noch nach einheitlichen Standards abzubilden. Die Bündelung der Kompetenzen folgt daher der Logik, den Cyberraum als Dimension sachgerecht in einer Zuständigkeit zu fassen. In meiner Dienststelle finden sich somit folgerichtig die Anteile Cyber-Sicherheit und Softwarekompetenz. Während die einen den Realbetrieb absichern, sind die anderen im Bereich der Unterstützung der Realisierung der Softwareanteile zukünftiger ITInformationstechnik-Systeme tätig. Die beiden Bereiche sind komplementär zueinander und können sich sachgerecht mit Expertise unterstützen.
Durch diese Bündelung hat die Bundeswehr aber doch auch einen Fähigkeitszuwachs, oder?
Selbstverständlich. Durch die Bündelung der Cyber-Expertise haben wir die Möglichkeit, uns kontinuierlich in unseren Fähigkeiten fokussiert weiter zu entwickeln, um im ständigen Wettlauf mit unseren Gegnern nicht ins Hintertreffen zu geraten und moderne Entwicklungen für uns zu nutzen. Bei einer Aufteilung der Cyber-Expertise auf viele Bereiche, die sämtlich allein mangels adäquater Ressource jeweils nur sehr eingeschränkte Fähigkeiten hätten, wäre dies nicht möglich. So erreichen wir mit personellem Aufwuchs auf dem Weg über Fähigkeitsverbesserungen eindeutig einen Fähigkeitszuwachs
Wenn Sie auf die nächsten Monate und Jahre blicken, wo sehen Sie die künftigen Herausforderungen im Bereich der Cyber-Sicherheit und insbesondere des Zentrums?
An erster Stelle steht natürlich auch in Zukunft die Sicherung hervorragend qualifizierten Personals für unsere Dienststelle. Nur so können wir der Herausforderung der sich ständig fortentwickelnden Cyber-Bedrohung begegnen und kontinuierlich neue Cyber-Fähigkeiten aufbauen. Hier müssen wir uns bei der Gewinnung von Personal nicht nur dem Wettbewerb mit der Industrie und anderen Ressorts stellen, sondern auch zukunftsorientierte Modelle zur Weiterqualifikation vorhandenen Personals entwickeln. Zudem müssen wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verstärkt ein modernes Arbeitsumfeld bieten.
Welche Aufgaben haben Sie persönlich als Leiter dieses leistungsfähigen Zentrums?
Zunächst ist es natürlich meine Aufgabe dafür zu sorgen, dass meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – gleich ob in Uniform oder in Zivil – ein modernes, sachgerechtes Arbeitsumfeld vorfinden, welches unserer besonderen Aufgabenstellung gerecht wird. Hier bin ich, wie schon erwähnt, im Bereich Personalgewinnung und -qualifikation sowie bei der Aufbau- und Ablauforganisation, aber insbesondere auch auf dem Gebiet der Bereitstellung aufgabengerechter Infrastruktur besonders gefordert. Letztlich muss die Führung des ZCSBw – und das bin ich gottseidank nicht allein –dafür sorgen, dass sich unsere Dienststelle in ihren Fähigkeiten ständig weiterentwickeln kann, um allen zukünftigen Herausforderungen gewachsen zu sein und so den Bedrohungen aus dem Cyberraum stets zeit- und sachgerecht begegnen zu können. Denn das sehen wir als unseren Beitrag zur Sicherstellung der Einsatzfähigkeit unserer Streitkräfte, den wir mit einem besonderen Anspruch an die Qualität unserer Aufgabenwahrnehmung gerne und mit Stolz leisten.
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