Ein Leben ohne Computer, Tablet, Smartphone? Kaum vorstellbar. Doch die zunehmende digitale Mobilität und Vernetzung bringt auch Sicherheitsrisiken mit sich. Gezielte Cyber-Attacken gegen Internetnutzer, Unternehmen oder Verwaltungen sind in den vergangenen Jahren rasant gestiegen.
Cyber-Angriffe sind schon lange keine Fiktion mehr, sondern bittere Realität - und damit ganz oben auf der Liste krimineller und terroristischer Bedrohungen.
Im Visier der Täter: Länder mit einer starken Wirtschaft und einer liberalen Demokratie. Deutschland wird deshalb besonders häufig attackiert.
Allein im Januar und Februar 2017 gab es über 280.000 Cyber-Attacken gegen die Bundeswehr.
Doch was treibt die Täter an? Auf der einen Seite ist Cyber-Kriminalität ein lukratives Geschäft, mit dem die Täter heute teilweise mehr Geld machen als im internationalen Drogenhandel. Andererseits sind viele Cyber-Angriffe politisch motiviert.
Und das Spektrum der Bedrohungen ist groß: Es werden persönliche Daten gestohlen, Unternehmen ausspioniert, wichtige Infrastrukturen geschädigt oder Kommunikationskanäle von Politikern und Regierungen manipuliert.
Die zunehmende Beliebtheit von Online-Diensten lockt auch viele Kriminelle an. Sie versuchen über gefälschte E-Mails und Internetseiten an vertrauliche Daten wie Passwörter, Zugangsdaten oder Kreditkartennummern zu kommen.
Diese Versuche werden auch als Phising-Versuche bezeichnet. Die so erbeuteten Passwörter, Adressen oder Geburtsdaten werden entweder von den Kriminellen selbst genutzt oder für viel Geld auf dem Schwarzmarkt verkauft.
Diese Form der Cyber-Kriminalität ist ein weltweites Problem, das weder Landesgrenzen noch verschlossene Türen kennt. Überall dort wo Menschen Computer und Smartphones benutzen – in Firmen, Behörden, Universitäten, zu Hause und unterwegs – können Angriffe drohen. Und weil die Täter nahezu von jedem Ort der Welt aus agieren können sind die Spuren nur schwer zu verfolgen.
Nicht nur die Zahl der betroffenen Computer und Smartphones steigt, sondern auch die Professionalität der Täter und die Anzahl der Schadprogramme. Nach Schätzungen des Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSIBundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) waren 2016 über 560 Millionen Varianten von schädlichen Programmen im Umlauf.
Wie ein besserer Schutz vor solchen Angriffen gelingen kann, erklärt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik auf seiner Webseite „BSIBundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik für Bürger“.
Für Unternehmen und Institutionen bietet unter anderem die Allianz für Cyber-Sicherheit eine gute Informationsplattform.
Nicht nur Privatpersonen sind von Attacken aus dem Cyber-Raum bedroht. Seit 2005 nehmen die Angriffe gegen Bundesbehörden, Politiker und Wirtschaftsunternehmen rasant zu. Ziel der Täter ist es, die Betroffenen auszuspionieren oder zu sabotieren.
Deutschland ist aufgrund seiner führenden Rolle in Europa und als Standort zahlreicher Technologieunternehmen insbesondere für fremde Nachrichtendienste attraktiv.
Erfolgreiche Spionageangriffe können immense finanzielle und volkswirtschaftliche Schäden nach sich ziehen, wenn beispielsweise aus Forschungseinrichtungen und Unternehmen neue Produktentwicklungen und wissenschaftliche Erkenntnisse gestohlen werden.
Die eingesetzten Schadprogramme sind mittlerweile so ausgeklügelt, dass selbst aktuelle Virenschutzprogramme nichts gegen sie ausrichten können. Und die Aufklärungsrate ist gering, weil die Angriffe gut getarnt sind. Der Urheber lässt sich fast nie ermitteln.
Deshalb arbeiten bei der Bekämpfung der Gefahren durch elektronische Angriffe national und international zahlreiche Behörden zusammen. Zur besseren Koordinierung dieser Zusammenarbeit wurde in Deutschland ein Nationales Cyber-Abwehrzentrum (Cyber-AZ) gegründet, das im April 2011 seinen Betrieb aufgenommen hat.
Versorgungsdienstleister wie beispielsweise Stromanbieter, Banken, Verkehrsbetriebe oder Krankenhäuser sind immer stärker auf funktionierende Informations- und Kommunikationstechnik angewiesen – und damit auch besonders im Visier von Cyber-Terroristen.
Solche Organisationen und Einrichtungen werden deshalb auch als „kritische Infrastrukturen“ (KRITISKritische Infrastrukturen) bezeichnet. Kommt es zu Störungen oder Ausfällen dieser Infrastrukturen, hat das schwerwiegende Folgen für alle.
Erst im vergangenen Jahr wurde ein bis dato undenkbares Szenario Wirklichkeit: Ein Doppelklick auf einen E-Mail-Anhang löste im Februar 2016 im Lukaskrankenhaus in Neuss eine Cyber-Attacke aus. Über einen Link wurde eine infizierte Software übertragen, die sich im Computersystem ausbreiten und Daten verschlüsseln sollte Damit wollten die Täter die Klinik erpressbar machen.
Angriffe auf Versorgungseinrichtungen sind Angriffe auf alle. Statt Sprengstoff setzen Cyber-Terroristen das Internet als Waffe ein.
Cyber-Terrorismus wird von vielen als Bedrohung wahrgenommen. Doch was genau versteht man darunter? Die Begrifflichkeiten gehen wild durcheinander. So ist die Rede von „Cyber-Dschihad“ oder „Online-Dschihad“. Hinzu kommt, dass unter dem Begriff häufig auch ganz unterschiedliche Sachverhalte vermischt werden: etwa die Nutzung des Internets durch Terroristen zu Propagandazwecken oder eben durch Angriffe auf ITInformationstechnik-Strukturen.
Doch eines haben alle Cyber-Angriffe gemeinsam: Es geht darum sowohl der Bevölkerung als auch der Wirtschaft und Politik den größtmöglichen Schaden zuzufügen.
Deutschland braucht eine zukunftsgerichtete Cyber-Sicherheitspolitik, die es ermöglicht, dass Deutschland die enormen Chancen und Potenziale der Digitalisierung voll ausschöpfen kann, aber gleichzeitig die damit verbundenen Risiken beherrschen kann.
Eine Aufgabe, die nur gemeinsam und ressortübergreifend bewältigt werden kann. Deshalb arbeiten verschiedene Ministerien und staatliche Organisationen im Kampf gegen die Cyber-Bedrohungen eng zusammen. Die „Cyber-Sicherheitsstrategie für Deutschland 2016“ schafft den strategischen Rahmen für die gemeinsamen Aktivitäten der Bundesregierung.
Eine wichtige Rolle übernimmt das Kommando Cyber- und Informationsraum der Bundeswehr (CIRCyber- und Informationsraum), das im April 2017 seine Arbeit aufgenommen hat. Rund 13.500 Soldatinnen und Soldaten sind für die für die Cyber-Verteidigung zuständig und gewährleisten den umfassenden Schutz der ITInformationstechnik-Systeme der Bundeswehr.
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