Sicherheitspolitik und Streitkräfte sind auch Frauensache – das war nicht immer so. In Deutschland ebnete vor allem die Öffnung der Bundeswehr für Frauen den Weg. Seither steigt der Frauenanteil in BMVgBundesministerium der Verteidigung und Bundeswehr kontinuierlich. Bewusstsein schaffen, Kommunizieren, Maßnahmen ergreifen: Das BMVgBundesministerium der Verteidigung setzt sich aktiv für mehr Frauen in Sicherheitspolitik und Truppe ein.
Im zivilen Bereich des Verteidigungsministeriums herrscht mit 950 Männern und 900 Frauen beinahe Geschlechterparität, also ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis. Insgesamt liegt der Frauenanteil im Ministerium mit rund 3.000 Mitarbeitenden in Uniform und in Zivil bei rund einem Drittel Frauen zu zwei Dritteln Männern.
Seit der Öffnung aller Bereiche der Bundeswehr für Frauen im Jahr 2001 steigt auch die Zahl der Soldatinnen kontinuierlich. Dienten 2001 rund 6.700 Frauen in der Bundeswehr, leisten inzwischen über 24.000 Soldatinnen ihren Dienst in der Truppe. Die Zahlen ergeben einen Frauenanteil von etwa zehn Prozent außerhalb des Sanitätsdienstes, der seine Reihen schon früher für Frauen geöffnet hat. Im Sanitätsdienst ist die Geschlechterparität beinahe erreicht. Im zivilen Bereich der Bundeswehr liegt der Anteil von Frauen insgesamt bei fast 40 Prozent: Rund 31.700 Frauen sind unter den 81.500 zivilen Mitarbeitenden der Bundeswehr.
Auch wenn die Tendenz steigend ist und obwohl Chancengerechtigkeit und Gleichstellung im Fokus der Ministeriumsleitung stehen, finden noch nicht genug Frauen den Weg in Sicherheitspolitik und Bundeswehr. Das betonte Verteidigungsminister Boris Pistorius bereits im vergangenen Jahr immer wieder. Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag vorgenommen, die Gleichstellung von Frauen und Männern bis 2030 zu erreichen. Gleiche Rechte, gleiche Pflichten, gleiche Chancen und gleiche Macht für Frauen und Männer sind explizite Ziele deutscher Politik. Auf einer Veranstaltung von WIISWomen in International Security Deutschland, der deutschen Sektion eines internationalen Zusammenschlusses von Frauen in der Außen- und Sicherheitspolitik, betonte Pistorius: „Es geht darum, die gleichen Chancen zu schaffen, die gleichen Startvoraussetzungen.“
Ob gezielte personalwerbliche Maßnahmen, das Soldatinnen- und Soldatengleichstellungsgesetz, regelmäßige Analysen möglicher Karrierehemmnisse für Frauen, Gleichstellungspläne, Netzwerkangebote oder Coaching-Programme: Das Verteidigungsministerium geht verschiedene Wege, um mehr Frauen in Bundeswehr und Sicherheitspolitik zu bringen und ihre Position dort zu stärken.
Mit der Novellierung des Soldatinnen- und Soldatengleichstellungsgesetzes soll der Anteil von Soldatinnen in allen Bereichen – insbesondere aber in Führungspositionen – gesteigert werden. In der Truppe wird derzeit vor allem außerhalb des Sanitätsdienstes eine Erhöhung des Frauenanteils angestrebt.
Jede Organisation sei nur so gut, wie sie die Gesellschaft abbilde – so formulierte es Verteidigungsminister Pistorius auf der Konferenz zum 20-jährigen Bestehen von WIISWomen in International Security Deutschland. Seit 2001 stehen Frauen alle militärischen Bereiche der Bundeswehr offen. Um künftig noch mehr Frauen für sich zu gewinnen, beteiligen sich Verteidigungsministerium und Bundeswehr jedes Jahr am Girls' Day. Über 100 Bundeswehr-Standorte nehmen an dem jährlichen Aktionstag teil – und auch der Berliner Bendlerblock öffnet seine gut gesicherten Türen einen Tag lang für interessierte junge Frauen und gibt Einblicke in die verschiedenen Berufsfelder. Ob sicherheitspolitische Beraterin, Hubschrauberpilotin oder Verteidigungsministerin – all das ist auch Frauensache.
Übrigens gibt es neben dem Girls' Day auch den Boys' Day, an dem Jungen wiederum Berufe erkunden können, die sie in der Regel nur selten bei der Berufswahl in Betracht ziehen.
Das Verteidigungsministerium strebt außerdem die gleichberechtigte und vollumfängliche Teilhabe von Frauen in der Konfliktbewältigung und die stärkere Berücksichtigung der Perspektiven von Frauen und Mädchen in Konfliktgebieten an. In Friedensverhandlungen sind Frauen international noch immer stark unterrepräsentiert – und das obwohl sie, wie Studien belegen, weltweit für mehr Frieden sorgen. Deutschland setzt sich deshalb für die Umsetzung der Agenda des UNUnited Nations-Sicherheitsrats „Frauen, Frieden und Sicherheit“ ein: in Krisengebieten, in multilateralen Organisationen und auf regionaler Ebene. Mit der Resolution 1325 hat der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen im Oktober 2000 die Bedeutung von Frauen in Friedensprozessen betont.
Das Verteidigungsministerium bezieht auch zu den Themen Sexismus und Gewalt gegen Frauen klar Stellung. Gemeinsam mit den anderen Ressorts der Bundesregierung ist das Ministerium 2023 dem Aktionsbündnis „Gemeinsam gegen Sexismus“ beigetreten. Das von Bundesfrauenministerin Lisa Paus ins Leben gerufene Bündnis soll helfen, Sexismus und sexuelle Belästigung in jeder Form zu bekämpfen.
Das BMVgBundesministerium der Verteidigung setzt sich zudem für den Schutz von Frauen vor geschlechterspezifischer Gewalt ein. Nach wie vor gehört Gewalt für zu viele Frauen und Mädchen zur Lebensrealität. An jedem dritten Tag wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet, der Fachbegriff hierfür lautet Femizid. Mit der Teilnahme an „Orange the World“ hat sich das BMVgBundesministerium der Verteidigung klar positioniert: Verteidigungsministerium und Bundeswehr stehen für ein Arbeitsumfeld, in dem Gewalt gegen Frauen keinen Platz hat und entschlossen bekämpft wird.
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