Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat am 31. Januar den Workshop „Sexuelle Orientierung und Identität in der Bundeswehr“ in Berlin eröffnet. In ihrer Rede forderte sie „Respekt und Anerkennung“ für die sexuellen Minderheiten in der Bundeswehr und sagte ihnen ihre Unterstützung zu. Im Anschluss tauschten sich rund 200 Teilnehmer über die sexuelle Vielfalt in der Truppe aus.
Torben Steinweller hat sich die Verschnaufpause redlich verdient. Der Fregattenkapitän hat den Workshop „Sexuelle Orientierung und Identität in der Bundeswehr“ für das BMVgBundesministerium der Verteidigung organisiert – den ersten, der sich dezidiert mit dem Thema sexuelle Vielfalt in der Truppe auseinandergesetzt hat. Längere Abende im Büro lägen hinter ihm, sagt Steinweller – aber es habe sich gelohnt. „Ich bin mit dem Ablauf sehr zufrieden. Alles hat wunderbar geklappt.“
Rund 200 Soldatinnen, Soldaten und hochrangige Vertreter aus Politik, Militär und Wirtschaft waren der Einladung von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen nach Berlin gefolgt. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, kam ebenso wie Hans-Peter Bartels, der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags. Die Führungsriege des Verteidigungsministeriums war fast vollständig vertreten.
Ursula von der Leyen hatte sich den ganzen Tag Zeit genommen, um über das Thema sexuelle Vielfalt in der Bundeswehr zu debattieren. In ihrer Eröffnungsrede sicherte die Ministerin den Homo-, Bi- und Transsexuellen in der Truppe „Respekt und Anerkennung“ zu. „Wir nehmen ihre Anliegen ernst“, sagte von der Leyen.
„Nur wenn wir voneinander wissen, wenn wir auch von unseren Familien und Partnern wissen, nur dann können wir gut miteinander umgehen“, so die Ministerin. Dennoch komme es immer noch vor, dass sich beispielsweise Homosexuelle verleugnen müssten. „Wer sich nicht outen kann, hat Angst. Und Angst lähmt“, so von der Leyen. „Das können wir uns nicht leisten und das wollen wir uns auch nicht leisten“, betonte die Ministerin.
Zur früheren Diskriminierung Homosexueller in der Bundeswehr sagte sie: „Wir können das nicht ungeschehen machen.“ Das Thema werde aber weiter aufgearbeitet, um eine belegbare Daten- und Faktenbasis zu haben und auch Bedingungen für einen möglichen Ausgleich zu prüfen. Sie kündigte zudem an, bis Ende 2017 eine Konzeption zur Vielfalt und Inklusion in der Bundeswehr vorzulegen.
Hinterher mischte sich von der Leyen unter die Workshopteilnehmer. Fünf Themenkomplexe wurden behandelt: Sexuelle Orientierung und sexuelle Identität, Vielfaltsmanagement, den Umgang der Bundeswehr mit Homosexualität in der Vergangenheit und die Bedeutung von unbewussten Vorurteilen im Umgang mit Minderheiten, auch „unconscious bias“ genannt.
Die Dozenten rotierten alle 25 Minuten durch die Arbeitsgruppen, jeder Workshopteilnehmer konnte sich so mit drei Themenkomplexen befassen. Die Ergebnisse wurden im Anschluss mit der „Graphic Recording“-Methode dokumentiert und auf der folgenden Podiumsdiskussion besprochen.
Normalität gemeinsam gestalten
Die Anwesenden kamen überein, dass die Bundeswehr eine Kultur der Offenheit pflegen müsse, um Minderheiten einzubinden. Anastasia Biefang etwa sagte, dass ein tolerantes Umfeld gemeinsam gestaltet werden müsse. „Tun sie bitte nichts für uns, ohne uns zu beteiligen“, sagte die transsexuelle Frau Oberstleutnant.
Hauptmann Marcus Otto vom Arbeitskreis Homosexueller Angehöriger der Bundeswehr betonte die Rolle der Führung bei der Gestaltung des Miteinanders: „Toleranz kann man nicht befehlen, sondern muss man leben. Die Soldaten brauchen Vorbilder – und das sind die Vorgesetzten.“ Korvettenkapitän Christina Routsi, die ebenfalls homosexuell ist, wies darauf hin, dass man keine Sonderrolle beanspruche, sondern nur wie alle anderen behandelt werden wolle: „Gehen sie ganz normal mit uns um – wir werden auch in Zukunft ein Teil der Bundeswehr sein.“
Das Schlusswort sprach Staatssekretärin Katrin Suder. „Es macht mich stolz und glücklich, was wir erreicht haben“, sagte sie. Ein tolerantes Miteinander sei manchmal eben doch noch keine Selbstverständlichkeit. „Es ist unsere Aufgabe, unser Werteverständnis zu reflektieren und neu zu justieren“, gab Suder dem Auditorium mit auf den Weg.
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