Die Infrastruktur der Vereinten Nationen muss vor Anschlägen geschützt werden – weltweit. Eine kleine Abteilung im großen UNUnited Nations-Apparat trägt von New York aus zum Schutz von Liegenschaften bei. Mit dabei ist Oberstleutnant Alexander R. Das theoretische und praktische Rüstzeug für seinen verantwortungsvollen Auftrag hat er bei der Bundeswehr erhalten.
Der Einsatz von UNUnited Nations-Peacekeepern in den Krisenregionen dieser Welt ist teils mit erheblichen Risiken verbunden. Und was für die Blauhelme gilt, gilt vielerorts auch für die Arbeit der verschiedenen Organisationen der Vereinten Nationen (UNUnited Nations). Um die Sicherheit ihrer Mitarbeitenden auch unter krisenhaften Bedingungen bestmöglich zu gewährleisten, beschäftigen die UNUnited Nations deshalb Spezialisten für den Schutz ihrer Infrastruktur. Diese untersuchen dann UNUnited Nations-Liegenschaften unter verschiedenen Gesichtspunkten auf potenzielle Sicherheitsprobleme. Einer dieser Experten ist der deutsche Oberstleutnant Alexander R.
R. hatte 1993 als Offizieranwärter der Instandsetzungstruppe bei der Bundeswehr angefangen. In seinen inzwischen mehr als 30 Dienstjahren hat der heute 51-Jährige vor allem im Bereich Kampfmittelabwehr umfangreiche theoretische und praktische Kenntnisse erlangt. Genau das prädestiniert ihn für die Funktion des „Blast Mitigation Engineer“ (etwa: Ingenieur, zuständig für den Explosionsschutz), die er seit 2022 im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York ausübt. „Ich arbeite dort auf einem zivilen Posten“, erklärt Oberstleutnant R., der vonseiten der Bundeswehr für seine Aufgabe bei den UNUnited Nations beurlaubt wurde.
Einsatz als Blauhelm bei MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali: Oberstleutnant Alexander R. 2017 in Mali bei der Untersuchung von Munition eines Truppenkontingents
„In New York bin ich Teil einer kleinen international besetzten Dienststelle, der Physical Security Section im UNUnited Nations Department for Safety and Security. Mit gerade sieben Mitarbeitern ist unsere Section unter anderem weltweit für den Schutz von UNUnited Nations-Infrastruktur zuständig“, so Oberstleutnant R. Seine bei der Bundeswehr erworbene Fachausbildung und Einsatzerfahrung macht ihn dabei zum Spezialisten für den Schutz von Liegenschaften vor Explosions-, Splitter- und Waffenwirkung. Zu den lange bekannten Gefahren und Sicherheitsrisiken treten seit einigen Jahren neue hinzu, berichtet Alexander R.
„Raketen- und Mörserbeschuss oder Angriffe mit sprengstoffbeladenen Fahrzeugen machten in vielen Ländern des Nahen Ostens oder Afrikas die Hauptgefahr für unsere Infrastruktur aus“, so R. „Inzwischen ist überall die Gefahr durch Drohnen hinzugekommen.“ Auch die Angriffe auf Einrichtungen der UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon im Libanon durch Panzer seien ein Novum gewesen. Doch egal woraus die Gefahren resultierten, müssten Lösungen zum Schutz für Mitarbeitende und Schutzbefohlene in den UNUnited Nations-Liegenschaften gefunden werden.
Die Lage ist weltweit in den vergangenen Jahren nicht sicherer geworden.Alexander R.
„Auf eine entsprechende Anfrage der Kollegen reisen wir dann nach Möglichkeit in das Land“, sagt R. Ein Dutzend Dienstreisen pro Jahr kommen schnell zusammen. In den vergangenen zwei Jahren sei er so unter anderem in Afghanistan, Syrien und Somalia sowie im Libanon und im Jemen gewesen. Vor Ort werde die Infrastruktur eingehend untersucht. Welche Schäden sind bei Beschuss oder bei Ansprengung zu erwarten? Wie lässt sich die Liegenschaft sichern und härten? Wo können wir Zugangs-Checkpoints einrichten, Schutzwälle aufstellen oder Fenster gegen Explosions- und Splitterwirkung verstärken? Und immer wichtig: Spielen die lokalen Behörden dabei mit?
„Die Vereinten Nationen errichten für ihre humanitären Aufgaben in der Regel keine befestigten Feldlager außerhalb der Ortschaften. Wir haben meist regen Besucherverkehr und versuchen, innerhalb von urbanen Strukturen Gebäude zu mieten. Das erfordert bei den Sicherheitsaspekten häufig Kompromisse.“ Mitunter sind die Risiken aber zu groß. Dann müsse er auch empfehlen, einen Standort aus Sicherheitsgründen zu wechseln, sagt Alexander R. Wenn eine Begutachtung vor Ort – etwa aus Kapazitätsgründen – nicht realisierbar sei, unterstützten lokale UNUnited Nations-Mitarbeiter die New Yorker Zentrale, die den Prozess lenkt.
Dazu würden die lokalen Sicherheitsteams der UNUnited Nations-Standorte durch Ausbildungen und Online-Weiterbildungen systematisch ertüchtigt. Auch das gehört zu den Aufgaben von R.‘s Section. „Wir bilden sie darin aus, Messungen vor Ort vorzunehmen und so Daten zu sammeln, die dann als Entscheidungsgrundlage für unsere Empfehlungen dienen.“ Ferner würden die Kollegen geschult, wie bei Gefahrensituationen – etwa Bombendrohungen – zu verfahren ist und welche Sicherheitsmaßnahmen jeweils durchführbar sind. Das könne unterschiedlichste Frage berühren, so Alexander R.: „Wie plane und betreibe ich einen Zugangs-Checkpoint, welche Materialien sind für einen Zaun sinnvoll oder wo werden Überwachungskameras platziert?“
Zur Unterstützung der Arbeit wurde von der Zentrale eigens eine App erarbeitet, die systematisch durch verschiedene Punkte auf der Sicherheitsliste führt. Deren Nutzung sei zukünftig verpflichtend, um Sicherheitslücken zu vermeiden und einen weltweit gleichen Standard bei UNUnited Nations-Infrastruktur zu gewährleisten, erklärt R. Neben den Krisengebieten kümmern sich die Experten aus New York auch um vergleichsweise sichere Standorte wie Wien, Den Haag oder Bonn. Dabei gelte es, verschiedenste Szenarien im Blick zu haben. „Neben Anschlägen mit Sprengmitteln müssen wir auch die Möglichkeit eines Amokschützen in Betracht ziehen“, sagt R.
Der gebürtige Baden-Württemberger hat 2017 selbst als Blauhelmsoldat bei MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali in Mali gedient. Es mache ihn stolz, dazu beizutragen, den gefährlichen Dienst seiner Kameradinnen und Kameraden bei den Peacekeepern und den des UNUnited Nations-Personals sicherer zu gestalten. „Dass ich das als Bundeswehrangehöriger und Mitglied eines internationalen Teams und an einem so spannenden Ort wie New York machen kann, ist natürlich etwas sehr Besonderes.“
Oberstleutnant Alexander R. ist 1993 als Offizieranwärter in die Instandsetzungstruppe der Bundeswehr eingetreten. Nach dem Abschluss seines Elektrotechnikstudiums und verschiedenen Verwendungen in der Logistik wurde R. zum Fachkundigen für Munition ausgebildet. In Großbritannien absolvierte er später ein Masterstudium in „Explosive Ordnance Engineering“ und spezialisierte sich weiter im Bereich Kampfmittelabwehr und Counter-IEDImprovised Explosive Device. Oberstleutnant R. hat bei KFORKosovo Force im Kosovo und bei ISAFInternational Security Assistance Force in Afghanistan gedient. Dort unterstützte er zuletzt 2010 die afghanischen Streitkräfte als Senior Mentor OMLTOperational Mentoring and Liaison Team im Bereich Logistik. Seit 2011 wird R. mit Unterbrechungen und auf verschiedenen Dienstposten im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York eingesetzt
UNUnited Nations Peacekeeping Ministerial 2025 |
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Am 13. und 14. Mai 2025 wird auf gemeinsame Einladung des Bundesministers der Verteidigung und der Bundesministerin des Auswärtigen unter Einbeziehung des Bundesministeriums des Inneren und für Heimat das UNUnited Nations Peacekeeping Ministerial in Berlin stattfinden. Die rund 800 erwarteten Gäste, darunter zahlreiche Ministerdelegationen und Vertreterinnen und Vertreter von Regionalorganisationen, werden im Rahmen des UNUnited Nations Peacekeeping Ministerial zur Zukunft des UNUnited Nations Peacekeeping debattieren und substanzielle Unterstützungsbeiträge (Pledges) ankündigen. Hochrangige Panels, interaktive Breakout Sessions und bilaterale Gespräche werden die Diskussion zur Weiterentwicklung der UNUnited Nations Friedenssicherung vorantreiben. Das UNUnited Nations Peacekeeping Ministerial ist das höchstrangige Treffen im UNUnited Nations Kontext zum Thema Peacekeeping und die einzige sicherheitspolitische Konferenz dieses Formats. Sie findet alle 18-24 Monate statt, zuletzt im Dezember 2023 in Ghana. Weitergehende Informationen sind auf der Webseite zum UNUnited Nations Peacekeeping Ministerial zu finden: https://peacekeeping.un.org/en/united-nations-peacekeeping-ministerial-2025. |
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