Satelliten ermöglichen unter anderem Kommunikation und Navigation oder liefern Bilder. Von Veränderungen der Atmosphäre und Umwelt, zivilen Infrastrukturen, militärischen Anlagen oder Truppenbewegungen. Das ist auch ein wichtiger Beitrag zu Krisenfrüherkennung und gesamtstaatlicher Sicherheit. Wer in der Bundeswehr bündelt und bewertet diese Daten?
Deutschland braucht den Weltraum. Beispielsweise für Navigation, die Steuerung von Verkehrssystemen und Finanztransaktionen, den Transport zu Lande, zu Wasser und in der Luft sowie für Mobilfunknetze, Stromversorgung und Wettervorhersage. All das basiert auf weltraumgestützten Systemen, Kommunikationssatelliten, Erdbeobachtungssatelliten ebenso wie Satelliten, die hochpräzise Zeitsignale bereitstellen. Wenn zentrale Infrastrukturen am Boden ausfielen, die Lichter ausgingen und an Bankautomaten kein Geld mehr abgehoben werden könnte, würde für jedermann spürbar, wie sehr Deutschland inzwischen in nahezu allen Lebensbereichen auf die uneingeschränkte und sichere Nutzung weltraumbasierter Technologie angewiesen ist.
Erdbeobachtungs- und Aufklärungssatelliten ermöglichen die Beobachtung von Umweltveränderungen, Atmosphäre, Eisschmelze, Meeresverschmutzung, Wüstenbildung, landwirtschaftlichen Flächen oder militärischen Stützpunkten und Bewegungen. Aus diesen Informationen sind mittel- und langfristige Krisenpotenziale länderübergreifend erkennbar. Über den Weltraum gewonnene Daten können so helfen, die richtigen präventiven und Schutzmaßnahmen gegen Gefahren und Bedrohungen für nationale Entscheidungsträger und für den Dialog in internationalen Kooperationsforen vorzubereiten und einzuleiten.
Gesellschaft und Wirtschaft Deutschlands sind digital und global vernetzt. Deshalb sind die freie und ungehinderte Nutzung des Weltraumes und ein friedliches Miteinander im Weltraum zentrale Anliegen der Bundesregierung. Wie jede moderne Streitkraft ist auch die Bundeswehr in vielfältiger Weise auf die tägliche Verfügbarkeit weltraumgestützter Daten, Dienste und Produkte angewiesen. Weltraumsysteme sind aber zunehmend Risiken und Bedrohungen ausgesetzt.
Zum einen durch erhöhte Kollisionsgefahr aufgrund der stetig wachsenden Anzahl an Satelliten oder durch deren Ausfälle und technische Störungen. Kollisionen führen zu Weltraumschrott, der wiederum andere Satelliten gefährdet. Auch Überbleibsel nicht mehr genutzter Technik, wie zum Beispiel ausgebrannte Raketenstufen, zählen dazu. Je höher um die Erde diese unkontrollierbaren Objekte ihre Bahnen ziehen, desto länger sind sie ein Risiko. Bei einer Bahnhöhe von 800 Kilometer geht man von einer Verweildauer von bis zu 150 Jahren bis zum Wiedereintritt in die Atmosphäre aus. Zum anderen ergeben sich Probleme durch das Verhalten einiger Staaten: So haben Entwicklung und Tests sogenannter Antisatelliten-Fähigkeiten in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Mehrere Nationen haben gezeigt, dass sie weltraumgestützte Infrastrukturen bedrohen, stören und bekämpfen können. Das kann weitreichende Auswirkungen auch auf die Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr haben.
Noch fehlen allgemein geteilte Normen für ein angemessenes beziehungsweise verantwortungsvolles Verhalten im All. Umso wichtiger ist es, dass Deutschland mit anderen Weltraumnutzern kooperiert, um gefährliche oder bedrohliche Aktionen zu unterbinden. Vor allem den Ausfall kritischer Infrastruktur gilt es zu verhindern. Gemeinsam mit Partnern tritt Deutschland für eine sichere und nachhaltige Weltraumnutzung ein und will internationale Regelungen für ein friedliches Miteinander etablieren. In den Vereinten Nationen (VNVereinte Nationen) setzt sich Deutschland für international vereinbarte Prinzipien verantwortungsvollen Handelns im Weltraum ein. Dazu gehören auch vertrauens- und sicherheitsbildende Maßnahmen, die die Sicherheit im All erhöhen sollen.
Mit dem im Juli 2021 in Dienst gestellten Weltraumkommando der Bundeswehr (WRKdoBw) wird Deutschlands Handlungsfähigkeit im Weltraum deutlich gestärkt. Das Kommando bündelt Aufgaben im Bereich der militärischen Weltraumnutzung wie die Planung und Führung von Weltraumoperationen, die dem koordinierten Einsatz, Schutz und zur Verteidigung der Weltraumsysteme der Bundeswehr dienen. Im Vordergrund stehen also Satelliten, von denen auch die Bundeswehr in vielfacher Weise abhängig ist.
Fast alle Teile der Streitkräfte nutzen weltraumgestützte Daten, Dienste und Produkte: von der Navigation über Satellitenkommunikation bis hin zur Erstellung von Gelände- und Höhenmodellen für Karten. In enger Zusammenarbeit mit dem Kommando Cyber- und Informationsraum ist es daher eine Aufgabe des Weltraumkommandos, die ständige Verfügbarkeit dieser Dienste und Produkte sicherzustellen.
Mit der Aufstellung des Kommandos haben die Streitkräfte auf die steigenden Anforderungen in einer Dimension reagiert, die strategisch immer wichtiger wird. Bereits 2019 hatte die NATONorth Atlantic Treaty Organization auf die Zunahme von Risiken und Bedrohungen reagiert und den Weltraum zu operational domain erklärt. Im Januar 2022 folgte die Veröffentlichung der „NATONorth Atlantic Treaty Organization Overarching Space Policy“. Auch im strategischen Kompass der EUEuropäische Union ist der Weltraum explizit erwähnt.
Zivile und militärische Interessen sind im Weltraum gleichermaßen betroffen. Daher betreiben das Bundesministerium der Verteidigung (vertreten durch die Luftwaffe) und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (vertreten durch die deutsche Raumfahrtagentur im DLRDeutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) seit 2011 ressortgemeinsam das Weltraumlagezentrum (WRLageZWeltraumlagezentrum) in Uedem am Niederrhein.
Der militärische Anteil des WRLageZWeltraumlagezentrum ist dabei Teil des Weltraumkommandos der Bundeswehr. Im WRLageZWeltraumlagezentrum ergänzen sich zivile und militärische Fähigkeiten und Beiträge bei der Erstellung eines Lagebildes, das zeigt, was im Weltraum vor sich geht. Dazu nutzen Luftwaffe und Raumfahrtagentur unter anderem Daten von Sensoren wie dem Weltraumradar TIRA (Tracking and Imaging Radar) des Fraunhofer-Institutes FHR (Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik) in Wachtberg.
Die Handlungs- und Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und seiner Verbündeten stehen und fallen mit verlässlichen, kontinuierlichen Datenflüssen, Kommunikation, Navigation und Frühwarnung. Unter dem Aspekt Führung für die Dimension Weltraum aus einer Hand werden alle relevanten Aktivitäten der Weltraumnutzung der Bundeswehr daher als Dauereinsatzaufgabe begriffen: Lagebilderstellung, Einsatzunterstützung aus dem All und die Planung und Führung von Weltraumoperationen sowie Betrieb der Weltraumsysteme der Bundeswehr.
Weltraumoperationen dienen dem Einsatz, dem Schutz und der Verteidigung eigener Systeme sowie zur Einschränkung gegnerischer Weltraumnutzung im Falle von Konflikten. Dies alles ist Bestandteil der Landes- und Bündnisverteidigung. Dabei setzt sich Deutschland dafür ein, dass die militärische Nutzung im Einklang mit der friedlichen und nachhaltigen Nutzung des globalen Gemeinschaftsgutes Weltraum steht.
Die Bundeswehr verfügt aktuell über zwei Kommunikationssatelliten (ComSatBw) und fünf Aufklärungssatelliten (SAR-Lupe). Zudem nutzt sie unter anderem satellitengestützte Positions-, Navigations- und Zeitsignalsysteme wie das US-amerikanische GPSGlobal Positioning System (Global Positioning System) und das europäische Galileo. |
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