Die Vollausstattung der aktiven Truppe mit moderner Kampfbekleidung und einer adäquaten persönlichen Schutzausstattung hat für Verteidigungsministerin Christine Lambrecht Priorität. Bis Ende 2025 soll jede Soldatin und jeder Soldat voll ausgestattet sein. Im Bekleidungszentrum Simmern hat Lambrecht sich vom Stand der vorgezogenen Beschaffungen überzeugt.
Prüfend fährt Verteidigungsministerin Christine Lambrecht mit der Hand über den Stoff eines Biwaksacks für Spezialkräfte. Blütenweißer Stoff, korrekte Nähte und Reißverschlüsse. Passt alles, keine Qualitätsmängel. „Ich sehe das sonst nur als Vorlage“, sagt sie. „Jetzt kann ich nachvollziehen, wie das hier bei Ihnen mit der Qualitätskontrolle funktioniert.“ Die beiden Mitarbeiterinnen der Bundeswehr Bekleidungsmanagement GmbHGesellschaft mit beschränkter Haftung (Bekleidungszentrum) nicken. In ihrem Unternehmen, einer hundertprozentigen Tochter des Bundes, treffen laufend tausende Ausrüstungsartikel ein. Hier in Simmern wird ein Teil jeder Lieferung stichprobenartig kontrolliert und dann zur Ausgabe an die Truppe bereitgestellt. Die Kolleginnen und Kollegen haben alle Hände voll zu tun.
Das Bekleidungszentrum ist in einer modernen Lagehalle im Gewerbegebiet von Simmern untergebracht. Was von außen eher unspektakulär wirkt, entpuppt sich drinnen als wahre Logistikkathedrale auf rund 11.500 Quadratmetern. Zwölf Reihen Hochregale, jedes zehn Meter hoch. Insgesamt Platz für mehr als 14.400 Paletten. Hier lagern aktuell rund 1,4 Millionen Teile - Ausrüstung für die Truppe im Gesamtwert von 65 Millionen Euro. Zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen den Betrieb sicher. Künftig werden es wohl mehr werden, an Arbeit ist kein Mangel. Zudem entsteht in Magdeburg derzeit ein weiteres Materiallager mit der vierfachen Kapazität. Schon im zweiten Quartal 2023 soll es ans Netz gehen.
Beim Ortstermin im rheinland-pfälzischen Simmern überzeugt sich Lambrecht davon, wie es mit den vorgezogenen Beschaffungen vorangeht. Auch zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Presse sind gekommen. Im Frühjahr hatte die Ministerin die Vollausstattung der Soldatinnen und Soldaten zur Priorität erklärt. Die aktive Truppe soll bereits Ende 2025 komplett ausgerüstet sein. Die finanziellen Voraussetzungen für diese vorgezogenen Beschaffungen wurden bereits im April 2022 geschaffen. Mittlerweile wurden die Mittel in Höhe von fast 2,4 Milliarden Euro in das Sondervermögen überführt.
Im Schwerpunkt betrifft das vor allem den Kampfbekleidungssatz Streitkräfte (KBS SKKampfbekleidungssatz Streitkräfte), ein modulares Kampfbekleidungssystem aus modernen, hochwertigen Materialien. Alle Einzelkomponenten des KBS SKKampfbekleidungssatz Streitkräfte sind aufeinander abgestimmt und können nach dem „Zwiebelschalenprinzip“ je nach Witterung angelegt werden. Kälteschutz und Nässeschutz gehören ebenso dazu wie Funktionsunterwäsche für verschiedene Klimazonen und diverses Zubehör. Das alles ist in vielen verschiedenen Größen und zwei Tarndruckvarianten verfügbar.
Außerdem wird mit Hochdruck die neue Modulare Ballistische Schutz- und Trageausstattung (MOBASTModulare Ballistische Schutz- und Trageausstattung) beschafft. Diese persönliche Schutzausstattung ist deutlich umfangreicher als die bisherigen Schutzwesten und lässt sich flexibler an den jeweiligen Auftrag anpassen. Auch neue Gefechtshelme und ein modernes modulares Rucksacksystem werden derzeit angeschafft und sollen der Truppe zeitnah zulaufen.
Die Panzergrenadierbrigade 37 hat bereits die neue Ausstattung empfangen. Sie wird 2023 Teil der Very High Readiness Joint Task Force (VJTFVery High Readiness Joint Task Force ), also der schnellen Eingreiftruppe der NATONorth Atlantic Treaty Organization sein und deshalb zuerst ausgestattet. Einige ihrer Soldaten sind zum Termin in den Hunsrück gekommen, um über ihre Erfahrungen zu berichten.
Aber auch der Luftlandebrigade 1 aus Saarlouis läuft seit Ende August immer mehr von der neuen Ausstattung zu. Stabsfeldwebel Dirk S. ist seit 25 Jahren Fallschirmjäger und für seine Brigade im Bereich Nachschub eingesetzt. „Ein Unterschied wie Tag und Nacht“, lobt er die neue Schutzausstattung. „Die Weste kann ich individuell der Einsatzsituation anpassen. Künftig haben wir auch alle den gleichen Helm, der alle erforderlichen Funktionen vereint.“ Aber das Wichtigste aus Sicht des Stabsfeldwebels ist tatsächlich die Vollausstattung für jeden Soldaten und jede Soldatin. „So bekommen wir die Ausrüstung nicht erst ein paar Wochen vor dem Einsatz. Jeder kann jetzt im erforderlichen Umfang damit üben und sich vertraut machen. Das finde ich klasse.“
Oberstleutnant i.G.im Generalstabsdienst Sascha T. aus dem Stab der Luftlandebrigade 1 ist mit der persönlichen Ausstattung ebenfalls zufrieden. „Diese Modularität kommt den Bedürfnissen entgegen der Soldaten sehr entgegen. Das steigert die Durchhaltefähigkeit enorm. Ein deutlicher Sprung nach vorn.“
Während des Besuchs der Ministerin lässt diese sich von den Soldatinnen und Soldaten deren persönliche Eindrücke schildern. Hinterher zieht sie vor der Presse ein positives Fazit. „Unsere Soldatinnen und Soldaten verdienen die bestmögliche Schutzausstattung“, sagt Lambrecht. Dies werde durch die neuen Systeme gewährleistet. Mit den geschlossenen Verträgen sei die Grundlage gelegt worden. Nun sei wichtig, dass die Ausstattung auch bei denen ankomme, die im Zweifel damit kämpfen müssten. „Das Projekt läuft.“
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