Der Pilot gibt alles. Sein Gesicht ist unter der Virtual Reality-Brille kaum zu sehen, sie versetzt ihn ins Cockpit eines Segelflugzeugs. Wenn er am Steuer zieht oder in die Pedale steigt, bewegt sich die Plattform des Simulators mit: Steig- und Sinkflug, Gieren und Rollen – jedes Manöver eines echten Segelflugzeuges ist möglich. Die Verteidigungsministerin verfolgt die Flugshow mit großem Interesse. Schließlich wird der Simulator seit neuestem auch im Training angehender Piloten der Luftwaffe eingesetzt.
Der Segelflugsimulator ist nur eines von vielen digitalen Vorhaben, die im Cyber Innovation Hub entwickelt werden. Bundeswehrangehörige – überwiegend Reservedienstleistende, die im Hauptberuf in der ITInformationstechnik-Branche tätig sind – und kreative Entwickler aus der Start-up-Szene arbeiten seit 2017 in dem Pilotprojekt in Berlin zusammen. Ihr Ziel: Innovative Lösungen für die digitale Transformation der Truppe zu finden und die Zeit bis zur Einführung digitaler Neuerungen in der Bundeswehr deutlich zu verkürzen.
Seitdem wurden 75 Projekte vom CIHCyber Innovation Hub angestoßen, 48 davon werden zusammen mit dem ITInformationstechnik-Dienstleister BWI GmbHGesellschaft mit beschränkter Haftung und dem Beschaffungsamt der Bundeswehr realisiert. 17 Projekte werden bereits in der Truppe evaluiert: Dazu gehören zum Beispiel ein „Secure Messaging“-Service, ein abgeschirmter Gruppennachrichtendienst für den Austausch von Texten, Bildern und Videos – oder die „Bundeswehr-Community“, ein soziales Netzwerk vor allem für Reservedienstleistende.
Die Zusammenarbeit von Militär und ITInformationstechnik-Branche klappte so gut, dass das Pilotprojekt nun verstetigt wird. Ab Januar 2020 wird der selbsterklärte „Do-Tank“ eine feste Abteilung der BWI. Der CIHCyber Innovation Hub sei ein „Motor für Innovation in der Bundeswehr“, sagt Kramp-Karrenbauer nach der Flugstunde, er sei eine echte Erfolgsgeschichte. „Der Cyber Innovation Hub ist so etwas wie ein Goldgräber: Er findet die besten Dinge, die wir brauchen. Er ist aber auch jemand, der uns lehrt, wie wir schneller und agiler arbeiten können.“
Der Segelflugsimulator beispielsweise brauchte nur sechs Monate von der Idee bis zur Inbetriebnahme. Dafür wurde mit einem Start-up aus Berlin und der Luftwaffe zusammengearbeitet. Vier der Simulatoren wurden parallel zum Besuch der Ministerin an der Offizierschule der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck in Dienst gestellt; Anwärter für den Fliegerdienst können den Gleitflug trainieren, ohne sicheren Boden zu verlassen. Dies soll die Zeit bis zur ersten echten Flugstunde deutlich verkürzen. Außerdem soll mit den Simulatoren getestet werden, ob VRVirtuelle Realität-Technologie in Zukunft einen festen Platz in der Grundlagenausbildung der Flieger einnehmen könnte.
Zehn Millionen Euro werden jedes Jahr in den CIHCyber Innovation Hub fließen. „Ich freue mich auf weitere Geistesblitze und schräge Ideen, die aus dem Hub in die Bundeswehr kommen“, sagt die Ministerin. Vor allem aber erhoffe sie sich viele Innovationssprünge für die Truppe, so Kramp-Karrenbauer. Die Schlachten des 21. Jahrhunderts werden schließlich nicht mehr nur auf dem Gefechtsfeld, sondern auch im Cyberraum entschieden.
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