Wenn der ranghöchste Soldat der Bundeswehr auf Dienstreise geht, ist der Terminkalender proppenvoll: Generalinspekteur Eberhard Zorn besuchte Anfang März gleich vier Länder in nur acht Tagen. Über die Türkei ging es nach Indien, dann weiter nach Afghanistan und zum Abschluss nach Pakistan. Der Generalinspekteur informierte sich aus erster Hand über die sicherheitspolitische Lage vor Ort. Zudem ging es um den Ausbau der militärischen Beziehungen zum NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner Türkei und den südasiatischen Regionalmächten.
Ankara war die erste Station des Generalinspekteurs. Zorn und sein Amtskollege General Yaşar Güler kamen überein, dass die militärische Zusammenarbeit weiterentwickelt werden solle. Die Türkei zeigte dabei besonderes Interesse an den Themen Ausbildung und Rüstung. Auch bei der Zusammenarbeit in der NATONorth Atlantic Treaty Organization und in den Beziehungen zur Europäischen Union setze man auf Deutschlands Unterstützung, hieß es.
Die Lage im Nordirak und im nördlichen Syrien kam ebenfalls zur Sprache. Beide Regionen werden von kurdischen Milizen kontrolliert. Die Türkei sieht ihre Sicherheit bedroht und hat Truppen entsandt – seit rund einem Jahr stehen türkische Soldaten in der nordsyrischen Stadt Afrin. Nicht nur deswegen gilt der deutsch-türkische- Dialog seit geraumer Zeit als kompliziert. Nun wollen sich die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner wieder annähern.
Indien ist strategischer Partner der Bundesrepublik Deutschlands. Die Gespräche mit Admiral Sunil Lanba und Generalleutnant Podali Shankar Rajeshwar in der Hauptstadt Neu-Delhi drehten sich dann auch um die Vertiefung der Kooperation zwischen den Streitkräften, besonders bei der Marine. Indien investiert derzeit in den Schutz seiner Küsten und hat großes Interesse an Technik und Knowhow aus Deutschland.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und ihre Amtskollegin Nirmala Sitharaman hatten im Vorfeld ein Kooperationsabkommen unterzeichnet. Die Länder wollen sich künftig in punkto Cybersicherheit und Nachrichtenwesen austauschen; zudem wird eine Zusammenarbeit in der Ausbildung geprüft. Schon bald könnten deutsche Soldaten an der indischen Stabsoffiziersausbildung teilnehmen.
Die Länder stimmten auch ihre Rollen im Friedensprozess in Afghanistan ab. Das Verhältnis Indiens zum Nachbarn Pakistan kam ebenfalls zur Sprache. Kurz vor Zorns Besuch hatten sich die Streitkräfte der rivalisierenden Atommächte Gefechte und Luftkämpfe geliefert; Auslöser war ein Anschlag auf eine indische Polizei-Spezialeinheit gewesen. Es sei keine weitere militärische Eskalation zu erwarten, hieß es von Seiten der Inder.
Die afghanische Hauptstadt Kabul und Camp Marmal in Masar-i Scharif waren die nächsten Stationen der Reise. Rund 1100 Bundeswehrsoldaten dienen im Rahmen der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mission Resolute Support in Afghanistan, sie helfen unter anderem als Ausbilder beim Aufbau der afghanischen Streitkräfte.
Zorn traf sich in Kabul mit seinem afghanischen Amtskollegen General Sharif Yatali und dem Kommandeur der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mission, dem US-General Austin Miller. Es ging unter anderem um den Stand der Verhandlungen mit den Taliban. Zorn holte natürlich auch ein Lagebild von den deutschen Generälen ein. Zudem führt er ein langes Gespräch mit den deutschen Soldaten, die vor Ort als Ausbilder arbeiten.
Die Bundeswehr leiste in Afghanistan hervorragende Arbeit und sei als verlässlicher Partner bekannt, lobte der Generalinspekteur – bis das Land befriedet sei, werde man aber wohl noch einen langen Atem brauchen. Der Bundestag entscheidet in Kürze über die Verlängerung des Mandats für den Einsatz der Bundeswehr.
Zorns letzte Station war Islamabad, die Hauptstadt von Pakistan. Die islamische Republik war wie Indien 1947 unabhängig geworden. Vor allem im Kaschmir kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden Staaten.
Bei den Gesprächen mit Generalstabschef Zubair Mahmood Hayat und Armeegeneral Qamar Javed Bajwa betonte Zorn die Bedeutung Pakistans für die Stabilität in der Region und für den Friedensprozess in Afghanistan. Pakistan vermittelt zwischen den USA und den Taliban und geht gegen islamistische Milizen vor, die im Grenzgebiet zu Afghanistan operieren.
Gleichzeitig lobte Zorn das Land für seinen Kampf gegen den Terrorismus und seinen Einsatz im Rahmen der peacekeeping-Missionen der Vereinten Nationen; Pakistan sei ein zuverlässiger Partner. Auch in Islamabad kamen die Beteiligten überein, dass die militärische Zusammenarbeit weiter ausgebaut werden müsse. Man werde den bilateralen Austausch auf höchster Ebene fortführen, kündigte der Generalinspekteur am Ende seiner Dienstreise an.
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