Die NATONorth Atlantic Treaty Organization richtet mit dem neuen Force Model ihre Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeiten an der Bedrohungslage aus. Es ist die konsequente Fortschreibung eines Anpassungsprozesses, der vor einem Jahrzehnt bereits begonnen hat. Die Truppe übt, wo sie kämpfen wird.
Die NATONorth Atlantic Treaty Organization passte im Laufe ihrer Geschichte ihre Abschreckungs- und Verteidigungsmaßnahmen kontinuierlich an die Herausforderungen des sich wandelnden Sicherheitsumfeldes an. Insbesondere in den vergangenen zehn Jahren überarbeitete die Allianz ihre Verteidigungspläne und Strukturen, um auf die neue Sicherheitslage reagieren zu können. Dabei stellt Russland spätestens seit der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim im Jahr 2014 die größte Bedrohung für die Bündnismitglieder und für den Frieden in Europa dar.
Der Readiness Action Plan (RAPReadiness Action Plan), der 2014 auf dem NATONorth Atlantic Treaty Organization-Gipfel in Wales vorgestellt wurde, war ein wichtiger Motor für die Stärkung der Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeiten des Bündnisses. Er war die Antwort auf Russlands Besetzung der Krim. Mit ihm wurde die NATONorth Atlantic Treaty Organization Response Force (NRFNATO Response Force) reaktionsfähiger und leistungsfähiger gemacht. Im Jahr 2015 verdreifachte sich deshalb die Größe der NRFNATO Response Force von 13.000 auf etwa 40.000 Soldatinnen und Soldaten. Diese erweiterte NRFNATO Response Force umfasst Land-, See-, Luft- und Spezialkräfte.
Die Gründung der NRFNATO Response Force wurde bereits 2002 beim Gipfeltreffen in Prag beschlossen. Damals war jedoch noch die schnelle Reaktion im internationalen Krisenmanagement als Aufgabenschwerpunkt der Eingreiftruppe geplant. Nach 2014 stand die Verteidigung des Bündnisgebietes – insbesondere in Osteuropa – im Fokus eines möglichen Einsatzes zum Schutz der Bündnispartner.
Eine Besonderheit der neuen NRFNATO Response Force war der Aufbau einer Truppe in besonders hoher Bereitschaft: die VJTFVery High Readiness Joint Task Force (Very High Readiness Joint Task Force). Kern dieser NATONorth Atlantic Treaty Organization-Speerspitze sind rund 5.000 Soldatinnen und Soldaten, die innerhalb von 48 bis 72 Stunden bereit sind, um weltweit dorthin verlegt zu werden, wo die Truppe jeweils benötigt wird.
Bereits 2015 absolvierte die VJTFVery High Readiness Joint Task Force ihre erste Einsatzübung Noble Jump in Polen absolviert. In einer ersten Phase wurde die Verlegefähigkeit getestet und in einer zweiten die Kampffähigkeiten. Seitdem nehmen die an der VJTFVery High Readiness Joint Task Force beteiligten NATONorth Atlantic Treaty Organization-Truppen regelmäßig an Manövern der Übungsreihe Noble Jump teil.
Deutschland war bereits als Rahmennation an der Aufstellung der ersten VJTFVery High Readiness Joint Task Force beteiligt. Die NRFNATO Response Force – und damit auch die VJTFVery High Readiness Joint Task Force – basieren auf einem Rotationssystem, bei dem die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mitglieder für einen Zeitraum von einem Jahr
Land-, Luft-, See- oder Spezialeinsatzkräfte (SOF) bereitstellen. Im Jahr 2023 bildete zum Beispiel die Panzergrenadierbrigade 37 den Kern der VJTFVery High Readiness Joint Task Force , bevor Großbritannien die Verantwortung als Leitnation für 2024 übernahm.
Nach dem Gipfel von Wales mit der Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung sowie der Stärkung der Eingreifkräfte lassen sich in den Gipfelbeschlüssen von Warschau 2016 die ersten Ansätze der Regionalplanungen erkennen. Die Staats- und Regierungsspitzen der Allianz stimmten der Stationierung von NATONorth Atlantic Treaty Organization-Truppen in Osteuropa zu.
Vier multinational zusammengesetzte Battlegroups mit jeweils über 1.000 Soldatinnen und Soldaten sollen in den drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie in Polen stationiert werden. In jedem der vier Länder übernimmt ein anderer Verbündeter die Führung einer Battlegroup: die Vereinigten Staaten in Polen, Großbritannien in Estland, Kanada in Lettland und Deutschland in Litauen.
Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24. Februar 2022 beschloss die NATONorth Atlantic Treaty Organization, zusätzlich noch vier multinationale Gefechtsverbände in Bulgarien, Ungarn, Rumänien und der Slowakei zu stationieren.
Mit dem neuen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Streitkräftemodell, das in Madrid vereinbart wurde, stellen die Verbündeten einen größeren Pool an speziellen kampffähigen Streitkräften, einschließlich solcher mit hoher Reaktionsfähigkeit, was unsere militärische Reaktionsfähigkeit verbessert sowie regionalen Sachverstand und geografische Nähe ausschöpft. Ferner richten wir eine neue multinationale und bereichsübergreifende Bündnisreaktionskraft ein, die mehr Optionen zur schnellen Reaktion auf Bedrohungen und Krisen in alle Richtungen bieten wird.Quelle: NATONorth Atlantic Treaty Organization-Gipfelerklärung von Vilnius, 2023
Mit dem NATONorth Atlantic Treaty Organization-Gipfel in Madrid 2022 wurden die regionalen Verantwortlichkeiten weiter gefestigt. Die Battlegroups sollen zu Kampfverbänden in Brigadegröße aufgestockt werden. Eine Brigade umfasst bis zu 5.000 Soldatinnen und Soldaten. Für den deutschen Verantwortungsraum – Litauen – bedeutete dies, dass ein Brigadegefechtsstand im Gastgeberland die Arbeit aufgenommen hat, um Übungen aber auch mögliche Einsätze einer deutschen Kampfbrigade vorzubereiten und zu koordinieren. Die Brigade selbst ist in Deutschland stationiert. Ab 2025 wird eine deutsche Brigade dauerhaft in Litauen stationiert.
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Auf dem NATONorth Atlantic Treaty Organization-Gipfel in Vilnius 2023 wurden die regionalen Verteidigungspläne bestätigt. In ihnen wird dargelegt, wie die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Truppen verschiedene Gebiete des Bündnisses verteidigen würden und welche Bereitschaftszeiten dafür erforderlich sind. Für die Bundeswehr liegt der Fokus auf Zentral- und Nordosteuropa – insbesondere Litauen, wo sich Deutschland nun schon seit mehreren Jahren engagiert.
Auf schnelle Eingreifkräfte wird die NATONorth Atlantic Treaty Organization dabei auch künftig nicht verzichten. Mit der Allied Reaction Force (ARFAllied Reaction Force) werden die bisherige NRFNATO Response Force und ihre Speerspitze zum 30. Juni 2024 abgelöst. Neben der regionalen Verteidigungsplanung steht damit dem Bündnis weiterhin ein Instrument für die schnelle Bedrohungs- und Krisenreaktion zur Verfügung.
Deutschland trägt substanziell zur Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeit der NATONorth Atlantic Treaty Organization bei. Im Rahmen des NATONorth Atlantic Treaty Organization Force Models geht Deutschland mit der Bundeswehr de facto „all in“. Insgesamt stellt Deutschland dem Militärbündnis mehr als 35.000 Soldatinnen und Soldaten in hoher und höchster Verfügbarkeit.
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