Am Dienstagabend wurde die ehemalige Verteidigungsministerin Christine Lambrecht in Anwesenheit ihres Amtsnachfolgers Boris Pistorius mit einem Großen Zapfenstreich feierlich verabschiedet. Ihre Amtszeit sei vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und der daraus folgenden Zeitenwende geprägt worden, so Pistorius in seiner Rede.
Das Stabsmusikkorps der Bundeswehr spielte „Niemals geht man so ganz“, als am Dienstagabend bei frostigen Temperaturen die Verteidigungsministerin a.D.außer Dienst Christine Lambrecht mit höchsten militärischen Ehren verabschiedet wurde: dem Großen Zapfenstreich. Mit dem feierlichsten militärischen Zeremoniell der Bundeswehr werden scheidende Amtsträgerinnen und Amtsträger der Bundesrepublik Deutschland geehrt, aber auch besondere Jubiläen oder Anlässe feierlich begangen.
Der amtierende Verteidigungsminister Boris Pistorius sagte in seiner Rede an seine Vorgängerin, dass der Große Zapfenstreich als Ehrenbekundung des Militärs gegenüber der politischen Leitung einer zentralen historischen Traditionslinie folge: „Der zivile Oberbefehl über die Streitkräfte ist eine wichtige, eine entscheidende demokratische Tradition.“
Der Große Zapfenstreich fand in den Abendstunden auf dem Paradeplatz des Verteidigungsministeriums in Berlin statt. Zwei Ehrenzüge aus dem Wachbataillon der Bundeswehr – insgesamt 62 Soldatinnen und Soldaten sowie 76 Fackelträger – waren angetreten, um die ehemalige Bundesministerin zu würdigen. Neben dem Schlager von Trude Herr und Jürgen Fritz spielte das Stabsmusikkorps auf Lambrechts Wunsch hin auch den „Hessischen Fahnenmarsch von 1732“ und den „Marsch des Hessischen Kreis-Regiments und des Regiments Landgraf“. Selbst gewählte Musikstücke sind ein wesentlicher Bestandteil des Zeremoniells. Ein musikalischer Programmpunkt steht jedoch von vornherein immer fest: Das Singen der deutschen Nationalhymne am Ende.
Christine Lambrecht war Anfang Dezember 2021 von Bundeskanzler Olaf Scholz ins Amt der Verteidigungsministerin berufen worden und hatte das Amt bis Mitte Januar 2023 inne. Zuvor hatte die 57-Jährige zeitweise zwei Bundesministerien geführt: ab Juni 2019 das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz und ab Mai 2021 das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Darüber hinaus war die Juristin über 20 Jahre lang Mitglied des Deutschen Bundestags.
In der Gegenwart von mehreren hundert geladenen Gästen würdigte Verteidigungsminister Pistorius seine Amtsvorgängerin für ihr großes politisches Engagement und ihre Führung des Bundesministeriums der Verteidigung und der Bundeswehr in einer „Zeit höchster Intensität“. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine sei eine Zäsur für die europäische Friedensordnung, Deutschland und die Bundeswehr.
Lambrecht sei mit Fragen und Aufgaben konfrontiert worden, die sich ihre Vorgängerinnen und Vorgänger im Amt lange nicht stellen mussten, „die in Deutschland tabu waren“. Dazu zähle die Frage nach der eigenen militärischen Stärke, aber auch danach, ob und in welchem Umfang „ein Land im Krieg, die Ukraine“ unterstützt werden solle. Unter der scheidenden Verteidigungsministerin sei ein Paradigmenwechsel der deutschen Politik sichtbar geworden, so Pistorius. Die militärische Unterstützung der Ukraine habe bei Feldlazaretten angefangen und bis zum Kampfpanzer Leopard geführt.
Zugleich hob Pistorius Lambrechts Verdienste in der Beschleunigung des Beschaffungswesens und bei der Schaffung des Sondervermögens für die Bundeswehr hervor. Das „größte Ertüchtigungspaket in der Geschichte der Streitkräfte“ sei auch mit ihrem Namen verbunden, so der Verteidigungsminister. Von der Beschaffung bewaffneter Drohnen bis hin zur persönlichen Ausrüstung der Soldatinnen und Soldaten habe Lambrecht viel bewegt. Zum Abschied betonte Pistorius, er habe erlebt, wie sehr die Bundeswehr der scheidenden Ministerin ans Herzen gewachsen sei und dankte Lambrecht für ihren Einsatz für eine starke Bundeswehr, „unser Land und unsere Sicherheit“.
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