Ein System mit künstlicher Intelligenz wertet automatisiert große Datenbestände aus und analysiert Muster und Zusammenhänge, die auf Konfliktpotenziale hindeuten können. Die Ergebnisse verbessern die Informationsgrundlage für Entscheidungen. So können krisenhafte Entwicklungen frühzeitig erkannt und Konflikte vermieden werden.
Kriege und Verbrechen vorhersagen und damit den Frieden wahren: Wunschvorstellung und Illusion zugleich. Ein Thema, das zur Spekulation und Fiktion anregt, wie die amerikanische Serie „Numbers – die Logik des Verbrechens“ zeigt. Hoffnungsvoll wird nach mathematischen Modellen und maschinellen Lernprozessen gesucht, um die Ungewissheit der Zukunft zu mildern.
Projektleiter des Kompetenzzentrums Krisenfrüherkennung (KompZ KFEKompetenzzentrum Krisenfrüherkennung) in München, Carlo Masala, ist Professor für internationale Politik. Er sagt: „Ich wehre mich gegen die Formulierung, das Kompetenzzentrum Krisenfrüherkennung könnte Kriege vorhersagen. Das wird es auch nie können. Aber es entwickelt Forschungsansätze, die darauf abzielen, Informationen automatisiert auszuwerten und frühzeitig Hinweise auf krisenhafte Entwicklungen zu liefern, die in eine Konflikteskalation münden könnten.“ Es gehe darum, ein Bewusstsein für drohendes Konfliktpotenzial zu schaffen und die Entscheidungsgrundlage für Politikerinnen und Politiker zu verbessern. Denn nur eine fundierte Datengrundlage liefert auch gute Prognosen.
Phasen des Ausnahmezustandes, so definiert das KompZ KFEKompetenzzentrum Krisenfrüherkennung eine Krise. Zu krisenhaften Entwicklungen zählen beispielsweise: die Eskalation organisierter Gewalt zwischen staatlichen Akteuren und nicht staatlichen Akteuren, Aspekte zunehmender staatlicher Fragilität sowie Gewaltakte gegen Zivilisten oder das Auftreten sozialer Unruhen. Aus öffentlichen Quellen gewonnene Datenbestände werden mit Hilfe von Methoden und Algorithmen aus dem Bereich der Statistik und des maschinellen Lernens nach Mustern durchforstet, die mit dem Auftreten von krisenhaften Entwicklungen assoziiert sind. Hierbei werden große Datenmengen ausgewertet und modellbasierte Risikoeinschätzungen generiert.
Ziel sei es laut den Experten des KompZ KFEKompetenzzentrum Krisenfrüherkennung, einen fachlichen Beitrag in Form einer Risikomodellierung mit quantifizierbaren Größen zu erstellen. Dennoch ersetzt die Technik keineswegs einen Analysten. „Ein Mensch kommt bei der Datenauswertung an seine Grenzen. Die Forschungsarbeit des KompZ KFEKompetenzzentrum Krisenfrüherkennung verbessert das Informationsumfeld und trägt somit zu einer solideren Entscheidungsbasis bei. Menschliche Entscheidungen bleiben aber in allen Prozessschritten maßgeblich“, sagen die Experten. Für die Prognose eines konkreten Kriegsverlaufes seien zudem immer textuelle Beschreibungen notwendig, denn Zahlen allein sprächen nicht.
Die Arbeit am KompZ KFEKompetenzzentrum Krisenfrüherkennung gleiche keineswegs einem delphischen Orakel, sondern suche gezielt nach Krisenmustern und errechnet Wahrscheinlichkeiten. Plakativ ausgedrückt kann man die Krisenfrüherkennung mit der Versicherungswirtschaft vergleichen. Diese berechnet Eintrittswahrscheinlichkeiten für Schadenspotenziale ebenfalls mit Modellen, die große Datenbestände mit zahlreichen Einflussfaktoren analysieren.
Die Forschungsarbeit am Kompetenzzentrum in München gleiche einem Krisenradar, der mehrere Monate im Voraus krisenhaften Entwicklungen zu antizipieren versuche. Aufgrund der Risikomodelle könne man gezielte Handlungsoptionen entwerfen und nach der geeignetsten Lösung suchen, so die Experten vom KompZ KFEKompetenzzentrum Krisenfrüherkennung.
Auf strategischer Ebene bestand bereits seit 2014 ein latentes Risiko, dass Russland weitere territoriale Ansprüche erheben wird. Das KompZ KFEKompetenzzentrum Krisenfrüherkennung sagt: „Kurzfristig lagen der Bundesregierung offenkundig entsprechende Warnungen einer unmittelbar bevorstehenden russischen Invasion vor, die unter anderem auch in dringende Aufforderungen an deutsche Staatsangehörige, die Ukraine zu verlassen, eingeflossen sind.“ Die Krisenfrüherkennung habe somit funktioniert, auch wenn für zahlreiche Beobachter das Ausmaß des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine überraschend war.
Das Kompetenzzentrum Krisenfrüherkennung (KompZ KFEKompetenzzentrum Krisenfrüherkennung) startete als Pilotprojekt im Oktober 2020. Es ist an der Universität der Bundeswehr in München beheimatet und in erster Linie ein akademisches Vorhaben, das das Bundesministerium der Verteidigung und das Auswärtige Amt finanzieren. Innerhalb der Sicherheitslandschaft in Deutschland ist das KompZ KFEKompetenzzentrum Krisenfrüherkennung ein Instrument der Friedensförderung, dessen Forschungsarbeit jedoch keineswegs den menschlichen Analysten aus Fleisch und Blut ersetzt. Vielmehr geht es um das Prinzip des „Teaming Up“, bei dem Mensch und künstliche Intelligenz zusammenarbeiten. |
Inhalte teilen via