Gleichberechtigung von Mann und Frau sollte heute eigentlich selbstverständlich sein. Viele Paare teilen sich den Haushalt und in den meisten Fällen sind beide Partner berufstätig. Doch bei einem Blick in die Unternehmen wird schnell deutlich – wenn es um den beruflichen Aufstieg von Frauen geht, ist noch lange keine Gleichberechtigung erreicht.
Noch immer ist der Anteil an Frauen in Chefetagen gering – in den Vorständen der großen Unternehmen liegt er durchschnittlich bei sechs Prozent. Damit sich das ändert, haben vor einem Jahr 11 Unternehmen gemeinsam die „Initiative Chefsache“ gestartet. Ihr Ziel ist es, ein Umdenken in Arbeitswelt und Gesellschaft zu unterstützen und konkret umzusetzen. Zu den Gründungsmitgliedern gehören neben Unternehmen wie Siemens, Bosch und IBM – auch Vertreter des öffentlichen Sektors wie das Bundesministerium der Verteidigung.
Anlässlich des ersten Jahrestreffens kamen nun Vertreter der Unternehmensvorstände zusammen, um sich gemeinsam der Frage zu stellen, wie sehr unbewusste Vorurteile und Geschlechterklischees heute noch immer bei Personalentscheidungen eine Rolle spielen. Es sind die „Unconscious Bias“ - die unbewussten Denkmuster, aus denen wir uns nur schwer lösen können. Tief verankerte Rollenbilder sind der Grund, dass Frauen und Männern häufig automatisch bestimmte Eigenschaften zugeordnet werden, die dann verhindern eine objektive Entscheidung zu treffen.
Bundesministerin Ursula von der Leyen vertritt in der Initiative Chefsache das Bundesministerium der Verteidigung und verdeutlichte in ihrer Keynote erneut, wie sehr ihr das Thema der gerechten Chancen für Männer und Frauen am Herzen liegt. Sie verdeutlichte, dass sich in den Unternehmen nur etwas ändern werde, wenn sich die Leitung des Themas aktiv annehme, es also zur Chefsache mache. Entscheidend seien der erklärte Wille und entsprechende Signale der Leitung, dass Frauen in Führungspositionen gewünscht und geschätzt sind. Kein Unternehmen könne heute auf die Potentiale von Männern und Frauen verzichten. „Wenn wir auf die Dauer die Besten haben wollen, dann müssen wir uns modern zeigen. Diversität ist für junge Menschen heute Alltag, das müssen sie auch im Berufsleben erfahren.“ Sie erklärte, wie wichtig für ein Unternehmen oder eine Organisation zunächst die Erfassung der Fakten ist.
Das bedeutet, zunächst die richtigen Fragen zu stellen und herauszufinden, an welchen Stellen und in welcher Zahl Frauen vertreten sind, warum es nicht mehr sind und aus welchen Gründen Männer unter Umständen schneller in der Karriere vorankommen als Frauen. Sie betonte auch, dass es nicht nur bei den Bekenntnissen und dem Willen zur Veränderung bleiben dürfe. Tatsächlich müssen sich die Veränderungen auch in naher Zukunft messen lassen. Bei der Bundeswehr hat die Ministerin das Stabselement Chancengerechtigkeit, Vielfalt und Inklusion eingerichtet, dessen Aufgabe unter anderem die Erhebung, Auswertung und Interpretation dieser Fakten sowie die Koordinierung von geeigneten Maßnahmen innerhalb der Organisation ist.
Die Initiative Chefsache bietet auf ihrer Homepage ein Online-Training an, das unbewusste Denkmuster und Vorurteile, sogenannte Unconscious Biases, aufdeckt. Unter dem Titel „Fair entscheiden“ werden dort konkrete Hinweise zum Abbau von Vorurteilen gegeben.
Wer selbst einmal testen möchte, ob und wie sehr unbewusste Rollenbilder prägen kann dies mit dem einfachen Test „Haben Sie Vorurteile?“, ebenfalls auf der Seite der Initiative Chefsache herausfinden.
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