UNUnited Nations-Einsätze sind psychisch oft sehr fordernd. Mit einem virtuellen Kick-off begann am 7. Februar die Diskussion zur ersten Strategie für mentale Gesundheit (Mental Health Strategy) der Vereinten Nationen für Blauhelme.
Deutschland organisierte die Startschuss-Veranstaltung gemeinsam mit Israel und Ruanda. Im Mittelpunkt stand die Frage, welche psychischen Störungen bei uniformierten Peacekeeperinnen und Peacekeepern auftreten können und warum zu deren Bewältigung eine Strategie notwendig ist. So könnte man nicht nur therapeutisch nachbereiten, sondern mentale Fitness bereits vorbeugend stärken und durch entsprechende Begleitung während des gesamten Verlaufes von Einsätzen stützen.
Zu Fragen von Prävention und Behandlung stellten nationale Experten Strategien aus ihren jeweiligen Herkunftsländern vor. Die UNUnited Nations-Mission in der Demokratischen Republik Kongo (MONUSCOMission de l’Organisation des Nations Unies en République Démocratique du Congo) berichtete zudem, welche Herausforderungen es bei der Adressierung mentaler Gesundheit im Feld gibt. Eine Vertreterin des UNUnited Nations-Sekretariats stellte die Planungen für die Schaffung einer UNUnited Nations-Strategie für mentale Gesundheit innerhalb der nächsten zwei Jahre vor. Das UNUnited Nations- Projekt wird von Berlin und Tel Aviv gemeinsam finanziert. Deutschland nutzt dafür Mittel der Ertüchtigungsinitiative.
Dies unterstreicht die Bedeutung des Themas, das auch für die Bundesrepublik zunehmend wichtiger wird. In beiden Staaten gibt es bereits systematische Therapien und Strategien, wie Soldatinnen und Soldaten geholfen werden kann: vor, während und nach Einsätzen.
Anders als bei Soldatinnen und Soldaten in Kampfeinsätzen ist über die mentale Gesundheit von UNUnited Nations-Peacekeepern bislang wenig bekannt. Stress in Einsätzen kann durch viele äußere Faktoren entstehen und die Handlungsfähigkeit des Betroffenen akut und auf längere Sicht erheblich einschränken. Das Spektrum möglicher Beeinträchtigungen reicht von Unsicherheit, Unruhe und Störungen in zwischenmenschlichen Beziehungen bis hin zu Depressionen, Alkohol- oder Drogenabhängigkeit und zum Posttraumatischen Belastungssyndrom (PTBS).
Wegen der unterschiedlichen Reaktionen jedes Menschen im Umgang mit belastenden Situationen sowie der individuell variierenden Fähigkeit, über das Erlebte hinwegzukommen, verlangt jeder Einzelfall eine maßgeschneiderte Unterstützung. Hierzu soll der Austausch zwischen den UNUnited Nations-Mitgliedstaaten intensiviert und eine differenzierte Strategie entworfen werden. Derzeit entsenden die Vereinten Nationen noch nicht in alle Missionen Expertinnen und Experten zu mentaler Gesundheit. Wahrscheinlich wird sich das mit der neuen Strategie ändern.
Als deutscher Experte sprach Oberstarzt Prof. Dr. Peter Heinz Zimmermann bei der Veranstaltung, der über 140 interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer aus aller Welt zugeschaltet waren. Er ist Leiter des Zentrums für Psychotraumatologie und Posttraumatische Belastungsstörungen im Bundeswehrkrankenhaus Berlin. Soldatinnen und Soldaten bemerken ihm zufolge die mentalen Folgen von Auslandseinsätzen häufig erst Jahre später. Die deutschen Streitkräfte haben daher schon seit 25 Jahren Strategien entwickelt und bieten in fünf Bundeswehr-Krankenhäusern eigens eine systematische psychologische Begleitung durch Psychotherapie an. Die Therapien dauern zwei bis vier Jahre.
Zimmermann, der als ausgewiesener Experte für Prävention und die Behandlung militärischen Personals gilt, erklärte, dass rund 25 Prozent der Einsatzsoldatinnen und -soldaten der Bundeswehr mit psychischen Beeinträchtigungen zu kämpfen hätten. Er berichtete von einsatzvorbereitender Ausbildung und Einsatznachbereitung mit besonderem Fokus auf psychische Gesundheit. Bei psychiatrischen Erkrankungen stünden Bundeswehr-Angehörigen etwa tiergestützte Therapien oder spezielle Therapieformen für moralische Verletzungen zur Verfügung.
Stigmatisierung durch andere Missionsteilnehmer oder Gefühle von Scham und Schwäche spielten stets eine Rolle bei der Entscheidung, wie eine Behandlung erfolge. Deshalb könnten insbesondere Gruppentherapien Abhilfe schaffen.
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