Verteidigungsminister Boris Pistorius und sein norwegischer Amtskollege Bjørn Arild Gram haben den Grundstein für die deutsch-norwegische Wartungswerft in Bergen gelegt, wo künftig die U-Boote der Klasse 212CD beider Länder instandgesetzt werden. Bei der Zeremonie betonten beide die wachsende Bedeutung der Kooperation ihrer Nationen.
Das deutsch-norwegische U-Boot-Programm macht große Fortschritte: Bereits im September 2023 hat in Kiel die Produktion der sechs identischen U-Boote (212CD) für die deutsche und norwegische Marine begonnen. Das erste der neuen U-Boote soll 2029 an Norwegen ausgeliefert werden und die Deutsche Marine wird voraussichtlich 2032 das erste Boot dieser Klasse erhalten. Die Verträge umfassen den Erwerb von zunächst sechs U-Booten – vier für Norwegen und zwei für Deutschland. Die beiden Verteidigungsminister bestätigten jedoch die Absicht zum Kauf weiterer Boote, um der russischen maritimen Bedrohung gemeinsam im Bündnis etwas entgegen setzen zu können. Norwegen beabsichtigt, zusätzlich zwei und Deutschland vier U-Boote bestellen. Die entsprechende Beschaffungsvorlage liegt derzeit dem Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages zur Beratung und Beschlussfassung vor.
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Der neue Bootstyp basiert auf der bereits in der deutschen Flotte eingesetzten Klasse 212A und erhielt die Bezeichnung 212CD, kurz für Common Design. Verbessert werden gegenüber der bewährten 212A-Klasse die Sensortechnik, Reichweite und Schallsignatur sowie das Gefechtsleitsystem, das darauf ausgelegt ist, eine enorme Menge an Sensordaten zu verarbeiten. Das bietet der Besatzung neue Möglichkeiten zur Erstellung von Lagebildern und verbessert die Vernetzung mit verbündeten Einheiten. Die akustische Signatur des Typs U212CD ist deutlich reduziert und soll trotz verbesserter Ortungsverfahren eine Entdeckung durch potenzielle Gegner verhindern.
Auf dem Marinestützpunkt Haakonsvern bei Bergen wird nun eine spezielle Wartungswerft für die norwegischen und deutschen 212CD gebaut, die planmäßig bis zur Indienststellung des ersten U-Bootes fertig sein soll. Die Wartungswerft wird auch das gemeinsame Lebenszyklus-Managementbüro für die U-Boot-Klasse beherbergen, das mit Personal aus beiden Ländern besetzt ist, um die Wartung und Aufrüstung aller sechs U-Boote zu planen und durchzuführen. Insofern geht die gemeinsame Rüstungszusammenarbeit mit diesem Interchangeability-Ansatz weit über die reine Beschaffungskooperation hinaus: Neben der Entwicklung gibt es die gemeinsame Wartung, Instandsetzung, Ersatzteilversorgung und Ausbildung. Von dem Rüstungsprojekt gehen damit wichtige Impulse für die Verteidigungsindustrie aus, vor allem für den Erhalt von Schlüsseltechnologien wie Unterwasserschiffbau und Sensorik.
„Dieses Wartungszentrum ist ein weiterer Meilenstein unserer außergewöhnlichen Partnerschaft und ein großartiges Beispiel dafür, wie unsere beiden Länder konsequent einen gemeinsamen Weg verfolgen“, sagte Minister Pistorius bei der Grundsteinlegung. Das Ziel sei eine U-Boot-Flotte mit einem hohen Grad an Einsatzverfügbarkeit. „Wir haben sie gemeinsam entwickelt. Wir bauen sie gemeinsam. Und wir werden sie gemeinsam betreiben und warten“, so Pistorius. Mit diesem Ansatz sei eine einzigartige Blaupause in der NATONorth Atlantic Treaty Organization geschaffen worden, die die Interoperabilität sowie Austauschbarkeit zwischen den Streitkräften fördere. „Indem wir unsere Beziehungen in den Bereichen Politik, Militär, Materialwirtschaft und Industrie vertiefen, demonstrieren wir die wahre Kraft der alliierten Synergien, deren Vorteile weit über dieses einzelne Projekt hinausgehen“, bestätigte der norwegische Minister Gram. Er dankte den Beschaffungsämtern beider Länder, der Norwegian Defence Materiel Agency (NDMA) und dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr), für das Engagement beim Zustandekommen des gemeinsamen Projektes.
Unsere U-Boot-Kooperation wird einen wesentlichen Beitrag zu unserer kollektiven Abschreckung und Verteidigung leisten. Sie wird den europäischen Pfeiler in der NATONorth Atlantic Treaty Organization stärken und unsere Fähigkeit erhöhen, das Territorium der Verbündeten zu schützen. Auch in Bezug auf wirtschaftliche und operative Vorteile ist sie beispielhaft.Verteidigungsminister Boris Pistorius
Deutschland und Norwegen kooperieren bereits in mehreren Beschaffungsprojekten und nutzen damit Synergieeffekte und Kostenvorteile. Die enge Zusammenarbeit beider Nationen half auch dabei, ein Projekt zur Beschaffung von Schiffsabwehrlenkflugkörpern (Naval Strike Missiles, NSM) erfolgreich voranzutreiben: Die geplante Auslieferung dieser Flugkörper an die Deutsche Marine im Jahr 2026 verläuft planmäßig. Beide Minister kündigten in Bergen die Bereitschaft für weitere Kooperationen und gemeinsame Rüstungsprojekte an.
Der deutsch-norwegische Integrationsgrad setzt für Minister Pistorius einen hohen Maßstab für die europäische Rüstungskooperation sowie für künftige bilaterale Kooperationen. Die Zusammenarbeit schaffe Synergien und zeige, wie gegenseitiges Vertrauen und verlässliche Partnerschaften zu wirtschaftlichen Erfolgen führen könnten, was auch die Attraktivität für Industriepartner erhöhe.
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