Mitten in Deutschland wird derzeit ein großer Umschlag- und Lagerplatz für militärische Güter ausgebaut. Dieser sogenannte LogHub befindet sich im hessischen Pfungstadt in der Major-Karl-Plagge-Kaserne. Neben der Bundeswehr selbst können hier verbündete Streitkräfte aus EUEuropäische Union und NATONorth Atlantic Treaty Organization ihr militärisches Material umschlagen und künftig auch werterhaltend lagern. Das ist notwendig, wenn die Güter zum Beispiel über lange Strecken in ein Operationsgebiet verlegt werden oder für schnelle Reaktionszeiten vorausstationiert werden müssen. Dieses Projekt ist ein Baustein der permanenten strukturierten Zusammenarbeit (PESCOPermanent Structured Cooperation - Permanent Structured Cooperation). In Pfungstadt wird das Material zum Beispiel von der Straße auf die Schiene und umgekehrt umgeschlagen. Ein erster Testlauf, also Use Case, zeigte, wie das geht. Gesteuert wurde dieser Testlauf durch das neu aufgestellte „Joint Coordination Centre Network of European Logistic Hubs and Support to Operations“, kurz JCC, das künftig die Logistik im multinationalen Umfeld koordiniert.
Die Logistiker am LogHub sind absolute Spezialisten. Da sitzt jeder Handgriff.Generalleutnant Martin Schelleis
Als Ende 2017 fast alle Außen- und Verteidigungsminister der Europäischen Union in Brüssel das Dokument zur PESCOPermanent Structured Cooperation vertraglich besiegelten, stand noch nicht fest, dass Pfungstadt eine bedeutende Rolle in der künftigen Zusammenarbeit spielen würde. Von den zunächst 17 für diese Zusammenarbeit vereinbarten Projekten ist Deutschland unter anderem verantwortlich für das „Network of Logistic Hubs in Europe and Support to Operations“. Dabei geht es vorrangig um den Aufbau von Lager- und Umschlagplätzen für große Truppenbewegungen innerhalb Europas. Für die Umsetzung dieses Projektes ist die Streitkräftebasis verantwortlich, da sie mit ihrem Logistikkommando über die entsprechende Fachkompetenz verfügt. „Jedes beteiligte Land wird absehbar einen dieser sogenannten LogHubsLogistic Hubs, für die internationalen Partner bereitstellen. In Deutschland wird dieser LogHub in Pfungstadt implementiert und hier werden wir in einem ersten Use-Case, also einem Testlauf, unsere Fähigkeiten aufzeigen“, sagt Oberst i.G.im Generalstabsdienst Henning Weeke, der im Logistikkommando der Bundeswehr für die Realisierung des Projektes verantwortlich ist.
Der Aufbau des „Network of Logistic Hubs in Europe and Support to Operations“ läuft auch bei den europäischen Partnerstaaten auf Hochtouren. Die konkrete Ausgestaltung dieser LogHubsLogistic Hubs hängt von dem Potential ab, das die jeweiligen Staaten zur Verfügung stellen können. So können die Niederländer zwar gleich drei kleinere LogHubsLogistic Hubs zur Verfügung stellen, die jedoch unterschiedliche Aufgabenbereiche abdecken. Die Zyprer stellen einen Hafen und einen Flughafen am Mittelmeer für das Projekt bereit. Polen und Ungarn haben Multifunktionsdepots in das Netzwerk eingemeldet. Hier können von der Schraube bis zur Verpflegung, Versorgungsgüter eingelagert werden. „Das Spektrum für die Nutzung des Netzwerkes ist breit angelegt, von gemeinsamer Verlegung zum Beispiel bei einsatzgleichen Verpflichtungen im Baltikum, über Übungen der schnellen Eingreiftruppe (VJTFVery High Readiness Joint Task Force ) und der EUEuropäische Union Battlegroup (EUBGEuropean Union Battlegroup), die Folgeversorgung in unseren Einsätzen, bis hin zu Hafenbetriebsleistungen am Mittelmeer.“ sagt Generalmajor Volker Thomas. Der General ist als Kommandeur des Logistikkommandos der Bundeswehr in Erfurt der ranghöchste militärische Logistiker der Bundeswehr. Auch er überzeugte sich vor Ort in Pfungstadt vom ersten Testlauf.
Internationale Verständigung und Bereitschaft zur Kooperationen sind das A und O für die reibungslosen Abläufe an den Umschlagplätzen. Dies wird auch in Pfungstadt deutlich. So einigten sich die Partner auf die gemeinsame „Amtssprache“ Englisch und tauschten bereits im Vorfeld wichtige Informationen aus, um die Lagerung und den Umschlag von Material und Fahrzeugen am LogHub in Pfungstadt zeitlich und räumlich so präzise zu planen, wie möglich. „Die Logistiker am LogHub sind absolute Spezialisten. Da sitzt jeder Handgriff,“ bescheinigt auch Generalleutnant Martin Schelleis, der sich als Inspekteur der Streitkräftebasis den Use-Case genau anschaut. Der logistische Umschlag, auch auf internationaler Ebene, gehört schließlich zum künftigen Aufgabenbereich der Streitkräftebasis.
Das vorläufige Finale des Use-Case 2019/1 findet in diesem Jahr in Kaunas statt, dem LogHub des militärischen Partners in Litauen. Dort werden in der ersten Dezemberwoche die Güter ankommen, die am Umschlagplatz Pfungstadt verladen wurden. Dann geht der Ausbau des „Network of Logistic Hubs in Europe and Support to Operations“ im kommenden Jahr weiter.
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