Auf dem Tag der Standorte in Berlin ging es um die Zukunft der Bundeswehr. Ursula von der Leyen stellte die neue Personalstrategie vor.
Mehrere hundert Standortälteste und Dienststellenleiter aus ganz Deutschland sind am 1. Dezember zum Tag der Standorte in Berlin zusammengekommen. In sieben Workshops wurde über die Zukunft des Arbeitgebers Bundeswehr diskutiert. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen stellte die neue Personalstrategie der Bundeswehr vor. Anschließend beantwortete sie mit Generalinspekteur Volker Wieker und Staatssekretär Gerd Hoofe die Fragen der Bundeswehrangehörigen.
Die von der Verteidigungsministerin angestoßene Agenda „Bundeswehr in Führung – Aktiv. Attraktiv. Anders.“ bildete den programmatischen Rahmen der Tagung. Die Bundeswehr will mit der Agenda in die Riege der beliebtesten Arbeitgeber Deutschlands vorstoßen. Ein Kernelement des Prozesses ist der kontinuierliche Austausch zwischen allen Beteiligten. Fortschritte und Herausforderungen bei der Umsetzung waren dann auch Thema auf dem Tag der Standorte.
Tagungsort war das traditionsreiche frühere Kosmos-Kino in Berlin-Friedrichshain. Der Hauptsaal des größten Kinos der ehemaligen DDR bot genug Platz für die mehr als 400 angereisten Bundeswehrangehörigen. 92 Prozent der Standortältesten und 86 Prozent der Dienststellenleiter waren der Einladung des Verteidigungsministeriums nachgekommen.
Staatssekretär Gerd Hoofe hielt die Eröffnungsrede. In einer Zeit wachsender sicherheitspolitischer Herausforderungen komme es mehr denn je auf die Fähigkeiten der Truppe an, so der Staatssekretär. Die Belegschaft spiele dabei die entscheidende Rolle. „Die Zukunft der Bundeswehr findet nicht von selbst statt. Sie muss proaktiv gemeinsam von uns gestaltet werden“, sagte Hoofe.
Um auf dem Weg der Modernisierung weiter erfolgreich zu sein, sei man auf die Erfahrungswerte der Standortältesten und Dienststellenleiter angewiesen. „Wir brauchen den Tag der Standorte, um von Ihnen zu erfahren, wie wir sie unterstützen können“, gab Hoofe den Teilnehmern der Tagung mit auf den Weg.
Anschließend ging es in die Nebensäle zu den Workshops. Sieben Themenfelder standen zur Auswahl – unter anderem wurde diskutiert über Führungs- und Organisationskultur, Modernisierung der Liegenschaften und über Vielfalt in der Bundeswehr.
Jeder Workshop wurde in zwei Abschnitte unterteilt: In der Informationsphase am Vormittag wurde mit Vorträgen und Impulsreferaten ein gemeinsamer Wissensstand erarbeitet, in der Partizipationsphase nach der Mittagspause wurde über Verbesserungsvorschläge debattiert. Im Vorfeld hatte der Workshop zur Trendwende Personal das größte Interesse geweckt: 80 Teilnehmer hatten sich für den Kurs angemeldet. Unter der Leitung von Oberst i.G.im Generalstabsdienst Frank Reiland ging es um die Frage, wie die Bundeswehr ihren steigenden Personalbedarf trotz eines massiv schrumpfenden Bewerberpools auch in Zukunft decken kann.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen traf nach dem ersten Teil der Workshops ein. Die Ministerin stellte die neue Personalstrategie der Bundeswehr vor. Anschließend stellte sie sich mit Generalinspekteur Volker Wieker und Staatssekretär Gerd Hoofe den Fragen des Plenums.
„Wir bündeln die unterschiedlichen Maßnahmen unter dem gemeinsamen Dach der sehr modernen Personalstrategie“, sagte die Ministerin. Um die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr in gewohnt hervorragender Qualität zu gewährleisten, müsse man einerseits „nach innen gucken, damit sich unsere Viertelmillion Mitarbeiter wohl fühlt“, sagte von der Leyen, andererseits „müssen wir unseren Blick erweitern: Wo sind die Menschen, die zu uns passen, aber sich nicht von uns angesprochen fühlen?“ Die Vereinbarkeit von Familie und Karriere müsse weiter verbessert, der Erfahrungsschatz Älterer besser genutzt werden. Außerdem müsse man bei der Rekrutierung auch „die angucken, die bisher keine Chancen bei uns hatten.“
Des Weiteren werde man prüfen, ob Bürger aus anderen EUEuropäische Union-Staaten als Soldat in die Bundeswehr aufnehmen könne. Seit langem arbeite man mit den anderen EUEuropäische Union-Staaten militärisch Seite an Seite, man vertrete die gleichen Werte. „Wir gucken, ob in Ausnahmefällen EUEuropäische Union-Bürger auf bestimmten Positionen eingesetzt werden können, die wir sonst nicht besetzen können“, sagte die Ministerin.
Anschließend zogen sich die Teilnehmer der Tagung für den zweiten Abschnitt der Workshops zurück. In Kleingruppen wurden Lösungsvorschläge für die Herausforderungen entwickelt, die am Vormittag herausgearbeitet worden waren. Die Ergebnisse wurden dann von den Workshopleitern im Plenum vorgestellt und anschließend in einem gemeinsamen Dokument zusammengefasst.
Generelle Einigkeit herrschte darüber, dass die Bundeswehr ihre Arbeit und ihre Erfolge stärker kommunizieren müsse. Unter anderem wurde vorgeschlagen, die Rolle der Bundeswehr als qualifizierenden Arbeitgeber noch stärker hervorzustellen. Daneben sollten sich Soldaten stärker als Botschafter ihres Arbeitgebers verstehen, um noch mehr in die Gesellschaft hineinzuwirken. Außerdem forderten die Tagungsteilnehmer mehr Mitgestaltungsmöglichkeiten an den Standorten, etwa bei der Personalauswahl.
Staatssekretär Hoofe bedankte sich bei den Tagungsteilnehmern für ihre Arbeit. „Es ist deutlich geworden, wo es Lücken zu füllen gibt und wie das Strategieprogramm weiterentwickelt werden kann.“ Man werde die Resultate der Tagung im Verteidigungsministerium sorgfältig auswerten. „Wir profitieren stark von den Ergebnissen. Ich gehe heute begeistert von dannen“, sagte Hoofe.
In seinem Schlusswort forderte der Staatssekretär die Standortältesten und Dienststellenleiter zu weiteren Anstrengungen auf, um die Bundeswehr noch attraktiver zu machen. „Unsere Energie darf jetzt nicht weniger werden. Es ist deutlich geworden, dass wir noch viel auf der Agenda abzuarbeiten haben.“ Besonders bei der Mitgestaltung vor Ort müsse man noch besser werden, so Hoofe. „Sonst ist ein Auseinanderlaufen das Ergebnis – und nicht das Zusammenstehen, das wir erreichen wollen. Ich wünsche mir, dass wir unseren Aufbruch in die Zukunft weiter gemeinsam gestalten.“
Standortälteste und Dienststellenleiter |
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Dienststellenleiter führen eine militärische Dienststelle oder zivile Behörde, die nebenamtlichen Standortältesten werden auf Vorschlag der Dienststellenleiter durch den Kommandeur des Landeskommandos bestimmt. Der Verantwortungsbereich der Standortältesten kann mehrere Standorte mit mehreren Liegenschaften umfassen. Die Aufteilung orientiert sich an der zivilen Verwaltungsstruktur, ist jedoch nicht an Gemeindegrenzen gebunden.
Die Standortältesten sind nicht die lebensältesten Soldaten. Normalerweise sind sie die dienstgradhöchsten beziehungsweise dienstältesten Offiziere – zumindest jedoch erfahrene Stabsoffiziere. In ihrem Aufgabenbereich – Standortangelegenheiten – sind sie Vorgesetzte gegenüber Kommandeuren, Dienststellenleitern, Kasernenkommandanten und Soldaten.
Standortälteste repräsentieren ihren Standort gegenüber der Öffentlichkeit. Sie regeln die Nutzung der Standorteinrichtungen, koordinieren Wach- und Sicherheitsmaßnahmen sowie die Alarmierung und Unterstützung im Fall der Amts- oder Katastrophenhilfe. Außerdem überwachen sie den Arrestvollzug, bestimmen den Kasernenkommandanten, fungieren als Ansprechpartner in Fragen der Infrastruktur und verantworten öffentliche und militärische Feiern.
Je nach Größe des Standortes stehen den Ältesten Standortoffiziere oder Standortfeldwebel als Unterstützung zur Seite. Auch die Kasernenkommandanten unterstützen sie bei ihren Aufgaben. Der Kasernenkommandant ist meist der dienstgradhöchste und dienstälteste Offizier im Kasernenbereich. Falls es nur zivile Dienststellen in einer Liegenschaft gibt, werden die Befugnisse des Kasernenkommandanten vom Dienststellenleiter wahrgenommen. |
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