Am 24. Oktober fand im Bundesministerium der Verteidigung eine Studienprojektvorstellung mit einem ganz besonderem Gast statt: Der nigerianische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka skizzierte seinen Beitrag zur Studie „Krisenfrüherkennung durch Literaturauswertung“ anhand der (sprachlichen) Entwicklungsgeschichte des afrikanischen Terrornetzwerks „Boko Haram“. Er ist ein jahrzehntelanger Kenner dieser Materie und streitbarer Kritiker von Diktaturen weltweit.
Die Abteilung Politik im Bundesministerium der Verteidigung hat gerade auch im Anschluss an das Weißbuch 2016 eine Reihe von Maßnahmen initiiert, um die Strategiefähigkeit des BMVgBundesministerium der Verteidigung und der Bundeswehr und die Kompetenzen im Bereich der strategischen Vorausschau weiter zu verbessern. Hierzu zählt unter anderem die Beauftragung einer Studie zur „Krisenfrüherkennung durch Literaturauswertung“, deren innovativen Charakter der Abteilungsleiter Politik, Dr. Géza Andreas von Geyr, in seinen Begrüßungsworten hervorhob. Der Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Jürgen Wertheimer von der Universität Tübingen ist mit dem Projekt betraut, das auf 1 Jahr angelegt ist.
Der Studie liegt die Annahme zugrunde, dass sich physische Gewalt durch extremistische und terroristische Gruppen weit im Vorfeld ihrer Anwendung in regionaler Literatur, Propaganda-Manifesten oder etwa in Youtube-Videos abzeichnet. Mit anderen Worten: Fast jeder physischen Gewalt geht ein Anwachsen einer Gewalt der Worte voraus.
Hauptziel der Studie ist es daher, zu ermitteln, ob und wie sich zukünftige Gewaltausbrüche extremistischer Gruppierungen (zum Beispiel „Boko Haram“) durch die Analyse medialer (Selbst-)Inszenierungen in Verbindung mit Propagandatexten frühzeitig erkennen lassen – Voraussetzung für rechtzeitige präventive oder eindämmende Gegenmaßnahmen, wie ein überzeugendes Gegennarrativ. Die besondere Sensibilität der Literatur kann hier zu besonderen Indikatoren führen.
Die lebhafte Diskussion unter den hochrangigen Experten aus dem BMVgBundesministerium der Verteidigung, anderen Ministerien, Think Tanks und der Wissenschaft ließ erkennen, wie sehr das Thema den Puls der Zeit trifft.
Nach Abschluss der Studie im Herbst 2018 wird in Form einer ähnlichen Veranstaltung zu den Ergebnissen informiert und mögliche Umsetzungsschritte diskutiert.
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