Deutschland setzt sich dafür ein, dass mehr Frauen in UNUnited Nations-Missionen Dienst leisten. Welche Hindernisse dabei insbesondere Soldatinnen entgegenstehen, hat das Verteidigungsministerium deshalb wissenschaftlich untersuchen lassen. Die Ergebnisse dieser sogenannten Barrier-Studie liegen nun vor.
Mehr Frauen in UNUnited Nations-Friedensmissionen können dazu beitragen, die Missionen effektiver, glaubwürdiger und damit bei der Mandatserfüllung erfolgreicher zu machen. In der durch UNUnited Nations-Resolution 1325 begründeten Agenda zu „Frauen, Frieden und Sicherheit“ engagieren sich die Vereinten Nationen deshalb dafür, die Mitwirkung von Frauen in der Friedenssicherung zu stärken und den Frauenanteil in UNUnited Nations-Einsätzen zu erhöhen.
Der Anteil von Soldatinnen in UNUnited Nations-Missionen aber wächst nur langsam. Im Juli 2021 lag er in den Kontingenten aller UNUnited Nations-Missionen bei lediglich 5,3 Prozent. Der Anteil von Frauen unter den Militärbeobachtern und Stabsoffizieren betrug immerhin 17,9 Prozent.
In ihrer Gleichstellungsstrategie für uniformiertes Personal fordern die UNUnited Nations, bis 2028 den Anteil von Soldatinnen in Kontingenten auf 15 Prozent und den Anteil von Offizierinnen in Stäben und Militärbeobachterinnen auf 25 Prozent zu steigern.
Deutschland erfüllt die Zielvorgaben der Vereinten Nationen für den Frauenanteil in UNUnited Nations-Missionen bislang noch nicht. Im Juli lag der Frauenanteil in Truppenkontingenten bei 7,9 Prozent, unter den Militärbeobachtern und Stabsoffizieren bei 12,1 Prozent. Das Verteidigungsministerium hat deshalb in einer Studie untersuchen lassen, welche Hindernisse (englisch: Barriers) einer stärkeren Beteiligung von Bundeswehr-Soldatinnen in UNUnited Nations-Einsätzen entgegenstehen. Eine Zusammenfassung der Studien-Ergebnisse wurde nun veröffentlicht.
In der Studie konnten die beteiligten externen Wissenschaftler zwölf Hürden für eine verstärkte Entsendung von Bundeswehr-Soldatinnen in UNUnited Nations-Missionen ausmachen. So gebe es in der Bundeswehr insgesamt zu wenige ausgebildete UNUnited Nations-Militärbeobachterinnen und UNUnited Nations-Stabsoffizierinnen. Auch würden zu wenige Informationen über UNUnited Nations-Einsätze bereitgestellt. Zudem fehlten Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch.
Weiterhin würden lange Abwesenheiten vom privaten Umfeld und negative Einsatzerfahrungen wie Diskriminierung oder sexuelle Belästigung einzelne Soldatinnen davon abhalten, sich für UNUnited Nations-Missionen zu melden. Manche der Befragten gaben zudem an, dass die Teilnahme an einem UNUnited Nations-Einsatz keine Karrierevorteile mit sich bringe und Vorgesetzte UNUnited Nations-Einsätze nur gering priorisierten.
Darüber hinaus berichteten die Studienteilnehmerinnen, dass sie Vorgesetzte und Kameraden – sowohl in der Bundeswehr als auch in der UNUnited Nations-Truppe im Einsatzland – teilweise erst von ihrer militärischen Leistungsfähigkeit überzeugen müssten. Im Einsatz würden Soldatinnen zudem häufig geschlechterstereotype Sonderaufgaben im sozialen oder fürsorglichen Bereich zugewiesen. Für die Studie wurden 765 Bundeswehr-Soldatinnen und -Soldaten mit und ohne UNUnited Nations-Einsatzerfahrung befragt und 34 Experten-Interviews geführt.
Das Verteidigungsministerium plant nun, erste Maßnahmen zum Abbau von Hürden umzusetzen. So ist beispielsweise vorgesehen, künftig vermehrt über Einsatzmöglichkeiten in UNUnited Nations-Missionen zu informieren und mehr Soldatinnen als UNUnited Nations-Militärbeobachterinnen und UNUnited Nations-Stabsoffizierinnen auszubilden.
Deutschland ist eines der ersten Länder, das in einer nationalen Studie Hürden für die verstärkte Entsendung von Frauen in UNUnited Nations-Einsätze untersucht hat. Ziel des Verteidigungsministeriums war es deshalb von Beginn an auch, die Studienergebnisse und gewonnene Erkenntnisse aus dem Studienprozess mit den Vereinten Nationen und interessierten UNUnited Nations-Mitgliedstaaten zu teilen.
Die Barrier-Studie war im Frühjahr 2019 von deutscher Seite im UNUnited Nations-Sicherheitsrat angekündigt worden. Während der Mitgliedschaft im UNUnited Nations-Sicherheitsrat 2019 und 2020 hatte sich Deutschland schwerpunktmäßig für die Stärkung von Frauen in der Friedenssicherung eingesetzt.
Im Rahmen der UNUnited Nations-Reforminitiative Action for Peacekeeping (A4PAction for Peacekeeping) engagiert sich Deutschland als A4PAction for Peacekeeping-Champion im Bereich „Frauen, Frieden und Sicherheit“ auch weiterhin für die Erhöhung des Frauenanteils in UNUnited Nations-Friedensmissionen.
MOWIP-Methodik |
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Um die Vergleichbarkeit der Studienergebnisse zu gewährleisten, wurde die Barrier-Studie auf Basis der international anerkannten Methodik MOWIP (Measuring Opportunities for Women in Peace Operations) durchgeführt. Die MOWIP-Methodik wurde vom Geneva Centre for Security Sector Governance entwickelt, um truppen- und polizeistellenden Nationen dabei zu helfen, Hürden in ihrem jeweils spezifischen nationalen Umfeld zu identifizieren und zu bewerten, welche der Hürden den größten negativen Effekt auf die Entsendung von Soldatinnen haben. Zusätzlich stellt die Methodik Handlungsempfehlungen zum Abbau der Hindernisse bereit. |
UNUnited Nations-Resolution 1325 |
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Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat die Resolution 1325 am 31. Oktober 2000 einstimmig verabschiedet. Sie fordert, Frauen in bewaffneten Konflikten besser vor Gewalt zu schützen, ihre Rechte zu stärken und sie gleichberechtigt an Friedensverhandlungen zu beteiligen. Um diese Ziele zu erreichen, sollen die Geschlechterperspektive in alle Bereiche von Friedenssicherungseinsätzen integriert und die Rolle und der Beitrag von Frauen in UNUnited Nations-Missionen ausgeweitet werden. |
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