Studium in Uniform, Uni und Bundeswehr? Was im ersten Moment widersprüchlich klingt, ist das Erfolgskonzept für den akademisch qualifizierten Offiziernachwuchs der Bundeswehr. Abiturientinnen und Abiturienten, die sich für eine Offizierkarriere bei der Bundeswehr entscheiden, verschlägt es nach München oder Hamburg – zum Studium an einer der beiden Universitäten der Bundeswehr.
Die Universitäten der Bundeswehr München und in Hamburg, dort heißt sie Helmut-Schmidt-Universität, stehen seit bereits 50 Jahren für die akademische Ausbildung des Offiziernachwuchses der Bundeswehr. Die jungen Männer und Frauen werden während des Studiums zum Leutnant, dem ersten Offiziersdienstgrad, befördert und bilden später die Führungsriege der Bundeswehr. Viele wechseln nach ihrer aktiven Dienstzeit in die Wirtschaft und übernehmen auch dort Verantwortung. Rund 6.400 Studierende sind derzeit an den beiden Universitäten eingeschrieben. Vieles dort ist vergleichbar mit einem zivilen Studium, manches aber auch ganz anders.
Das wissenschaftliche Studium an einer der beiden Bundeswehr-Universitäten ist integraler Bestandteil der Ausbildung von Offizierinnen und Offizieren, die sich für mindestens 13 Jahre bei der Truppe verpflichtet haben. Ihre Aufgaben werden immer komplexer. Dem trägt ein wissenschaftliches Studium als Grundlage Rechnung.
Zudem stärkt es die „Unternehmensphilosophie“ der Bundeswehr, nämlich das Konzept der Inneren Führung mit dem Leitbild des Staatsbürgers in Uniform. Soldatinnen und Soldaten sollen für sich und für andere verantwortlich denken und handeln. Die akademische Bildung macht den Offizierberuf zudem attraktiver, denn studierte Offizierinnen und Offiziere haben nach ihrer aktiven Dienstzeit auf dem Arbeitsmarkt gute Chancen. Ihre Abschlüsse sind gleichwertig mit denen ziviler Universitäten und sie warten mit einschlägiger Berufserfahrung auf.
Ein Studienjahr besteht bei der Bundeswehr aus drei Trimestern à zwölf Wochen. Hinzu kommen drei Monate vorlesungsfreie Zeit, in denen die Studierenden aber nicht einfach frei haben, sondern ihren Jahresurlaub nehmen, Praktika absolvieren oder auch vorübergehend wieder Dienst in der Truppe leisten. Während des Studiums beziehen die Studierenden ihr reguläres Gehalt. Vielfach wohnen sie auch auf dem Campus.
Psychologie, BWL Betriebswirtschaftslehre, Luft- und Raumfahrttechnik, Bauingenieurwesen, erneuerbare Energien, Politikwissenschaft und noch viel mehr – die Bundeswehr-Universitäten vereinen ein breites Spektrum unterschiedlichster Studiengänge und Fakultäten. Das Trimestersystem und die individuelle Betreuung der Studierenden in überschaubaren Gruppen ermöglichen ein erfolgreiches Studium innerhalb kurzer Zeit. Nach drei Jahren Regelstudienzeit erreichen die Studierenden den Bachelorabschluss, nach vier Jahren ist ein Masterabschluss möglich. Im Rahmen freier Kapazitäten bieten die Universitäten inzwischen auch Plätze für zivile Studierende.
1973 gegründet, erhielt die damalige Hochschule der Bundeswehr in München 1980 das Promotionsrecht, 1981 folgten die volle staatliche Anerkennung und das Habilitationsrecht. 200 Professorinnen und Professoren sowie knapp 900 Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bilden derzeit knapp 3.500 Studierende aus. Forschung und Lehre an der Universität der Bundeswehr München sind frei. Hervorragende wissenschaftliche Einrichtungen ermöglichen international konkurrenzfähige Forschung auf hohem Niveau.
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Die heutige Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg trug bei ihrer Gründung noch den Namen Hochschule der Bundeswehr Hamburg. Am 1. Oktober 1973 begannen die ersten 300 Offizieranwärter und Offiziere mit dem Studium. 1978 erhielt die Universität das Promotions- und Habilitationsrecht und 1985 die Bezeichnung „Universität der Bundeswehr Hamburg“. Die ersten Studentinnen kamen 2001 an die Universität. 2003 wurde sie nach dem ehemaligen Bundeskanzler und Ehrenbürger der Freien und Hansestadt Hamburg, Helmut Schmidt, benannt, der noch als Verteidigungsminister 1972 die Initiative zur akademischen Ausbildung der Bundeswehroffiziere ergriffen hatte. Mittlerweile zählt die Universität rund 2.300 Studierende und mehr als 1.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Forschung und Lehre sind frei, ihre akademischen Angelegenheiten verwaltet die Universität selbst.
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Aber warum überhaupt eigene Bundeswehr-Unis? Warum werden Offizierinnen und Offiziere zum Studium nicht einfach an zivile Universitäten geschickt? Grund dafür ist, dass diese der Bundeswehr nicht genügend Studienplätze bereitstellen können. Außerdem ist ein komprimiertes Studium in Trimestern, wie es die Bundeswehr benötigt, an zivilen Unis meist nicht umsetzbar. Dort können Soldatinnen und Soldaten deshalb nur einige ausgewählte Studienfächer wie Humanmedizin, Pharmazie, Zahn- oder Veterinärmedizin studieren.
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