Rede des Generalinspekteurs der Bundeswehr General Eberhard Zorn anlässlich des feierlichen Gelöbnisses Fallschirmjägerregiment 31 in Seedorf am 22. September 2021
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr verehrte Frau Bundeskanzlerin,
sehr geehrte Frau Bundesministerin der Verteidigung,
sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete des Deutschen Bundestages,
sehr geehrte Frau Wehrbeauftragte,
sehr geehrter Herr Staatsminister,
sehr geehrter Herr Bürgermeister Kahrs,
sehr geehrte Damen und Herren,
Soldatinnen und Soldaten,
liebe Angehörige und Familien unserer Rekruten,
aber vor allem: liebe Rekrutinnen und Rekruten!
Es ist etwas Einzigartiges, dass Truppe, die erst vor wenigen Tagen aus einem gefährlichen Einsatz zurückgekehrt ist und für diesen Einsatz ausgezeichnet wird, zusammen mit jungen Kameradinnen und Kameraden antritt, die in wenigen Momenten ihr Gelöbnis ablegen.
Die Kameraden des Evakuierungsverbandes, die hier heute stehen, haben in der Evakuierungsoperation ihr militärisches Können, hohe persönliche Einsatzbereitschaft, Einsatzwillen, ihren Mut und ihre Tapferkeit bewiesen.
Sie haben das getan, was Sie, liebe Rekruten in wenigen Minuten geloben werden:
„… das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen“.
Sie haben anderen, die in höchster Not waren, unter Einsatz ihres eigenen Lebens geholfen und damit Tausende von Leben gerettet.
Kameradinnen und Kameraden des Einsatzverbandes,
für Ihre Leistung und Ihren Einsatz gebührt Ihnen mein Respekt und unser aller Dank.
Für Sie, liebe Rekrutinnen und Rekruten, sind diese Männer und Frauen ein Vorbild, das Ihnen eindringlich vermittelt, was unseren Dienst so einzigartig macht, auf was Sie sich als Soldat einlassen und wofür Sie als Soldat kämpfen.
Die Fallschirmjäger in Seedorf wissen nur allzu gut, was es bedeutet, unseren Eid einzulösen.
Ich gedenke heute besonders aller Kameradinnen und Kameraden, die aus dem Einsatz nicht gesund zurückgekehrt sind, die an Leib und Seele verwundet wurden oder die gestorben und gefallen sind.
Wir werden sie nie vergessen, das verspreche ich Ihnen und besonders ihren Angehörigen und Familien.
Die Kameraden des Fallschirmjägerregiments 31 halten die Erinnerung an ihre Kameraden wach, indem sie ihrer jährlich gedenken. Mit den Gedenksteinen hier in der Kaserne haben sie ihnen ein würdiges und dauerhaftes Andenken gegeben.
Afghanistan hat die Gedenkkultur der Bundeswehr geprägt wie kein Einsatz zuvor. Unsere Gedenkstätten sind ein Zeichen unseres gemeinsamen Andenkens.
Liebe Rekrutinnen und Rekruten,
Nicht alle Rekruten spüren bereits in ihren ersten Tagen bei der Bundeswehr, was es heißt, bereit zu stehen, abgerufen zu werden und in einen Einsatz zu verlegen, so wie Sie es hier am Standort erfahren können. Nehmen Sie diese Erfahrung mit in Ihre Stammeinheiten. Ich bin mir sicher, Sie werden von ihr in Ihrer Dienstzeit immer wieder profitieren.
Ihre Vorgesetzten und Ausbilder sind einsatzerfahrene Profis. Sie haben Sie in den vergangen drei Monaten ausgebildet.
In der Waffen- und Schießausbildung, beim Formal und Gefechtsdienst, aber auch im täglichen Miteinander haben sie Ihnen die geistigen wie auch die handwerklichen Grundlagen unseres Berufes vermittelt.
Sie haben Ihnen beigebracht, wie elementar es ist, dass jeder sein militärisches Handwerk beherrscht – vom Jäger bis zum General.
Sie haben Ihnen beigebracht, dass sie sich geistig und körperlich fit halten müssen, um unter Stress die erforderliche Leistung zu erbringen.
Sie haben Ihnen vermittelt, wofür unser Dienst steht, wofür wir eintreten. Das ist wichtig, denn nur, wenn Sie verstanden haben, wofür Sie kämpfen, werden Sie es aus innerer Bereitschaft heraus tun.
Und sie haben Ihnen vorgelebt, dass es auf weit mehr ankommt als den Einzelnen. Denn nur, wenn alle zusammenwirken, wenn Sie zu einer Gemeinschaft werden, wenn Sie sich auf den Kameraden an Ihrer Seite zu hundert Prozent verlassen können, werden Sie in fordernden und gefährlichen Aufträgen bestehen.
Deshalb sind Gehorsam und Disziplin, Hilfsbereitschaft und Kameradschaft für uns Soldaten unabdingbar.
Ich danke allen Ausbilderinnen und Ausbildern für Ihre hervorragende Arbeit. Sie haben Ihr ganzes Wissen und Ihre ganze Erfahrung eingebracht, um die jungen Soldatinnen und Soldaten auf den weiteren Dienst in der Bundeswehr bestmöglich vorzubereiten.
Rekrutinnen und Rekruten,
in wenigen Minuten werden nun auch Sie sich zur Grundpflicht des Soldaten bekennen und geloben und schwören:
„der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.“
Nachdem Sie nun schon fast drei Monate Uniform tragen, werden Sie durch das Aussprechen der Eidesformel endgültig zum Staatsbürger in Uniform.
Sie tun dies nicht im Stillen, sondern vor Ihren Freunden und Familienangehörigen, vor den anwesenden Politikerinnen und Politikern und sogar im Beisein unserer Ministerin und der Bundeskanzlerin.
Ich danke Ihnen für Ihre persönliche Entscheidung, in der Bundeswehr für Ihr Land zu dienen. Sie übernehmen sichtbar Verantwortung und treten für Freiheit, Recht, Menschlichkeit und Frieden ein.
In einer immer stärker auf materielle Werte ausgerichteten und zudem zunehmend individualisierten Welt ist dies alles andere als selbstverständlich.
Ich versichere Ihnen aber, dass Ihr Dienst für unser Land wertvoll ist.
Rekrutinnen und Rekruten,
ganz egal wo, ob im In- oder Ausland, wir leisten unseren Dienst immer auf Grundlage des Grundgesetzes und als Ausdruck des demokratischen Willens unseres Volkes mit starker Kontrolle des Parlaments und im Auftrag der Regierung.
So war es auch jetzt im Rahmen der Evakuierungsoperation, so ist es in allen laufenden Einsätzen und erst recht bei der Landes- und Bündnisverteidigung.
Kameradinnen und Kameraden,
in wenigen Tagen endet Ihre Grundausbildung. Neue Herausforderungen werden auf Sie warten.
Und schon bald sind auch Sie alle: „einsatzbereit, jederzeit, weltweit“ – in den Auslandeinsätzen, zur Abschreckung im Rahmen der Bündnisverteidigung der NATONorth Atlantic Treaty Organization, bei künftigen Evakuierungseinsätzen und bei der Amtshilfe im Inland, wie während der Pandemie oder jüngst bei der Flut in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen.
Nehmen Sie sich das Mindset der heute mit Ihnen angetretenen Kameradinnen und Kameraden des Evakuierungsverbandes zum Vorbild und gehen Sie Ihre kommenden Herausforderungen mit Mut, Zuversicht und Entschlossenheit an.
Für Ihren Dienst für Deutschland und Ihren Weg in der Bundeswehr wünsche ich Ihnen Soldatenglück, Gottes Segen und allzeit Glück Ab!
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