Rede der Bundesministerin der Verteidigung Ursula von der Leyen anlässlich der Verabschiedung von Angehörigen der 1. Panzerdivision in den Einsatz am 24. Mai 2019 in Hannover.
Es gilt das gesprochene Wort
Sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
sehr geehrter Herr General von Sandrart,
meine Damen und Herren
und vor allem
liebe Soldatinnen und Soldaten der 1. Panzerdivision!
Zum achten Mal verabschiedet der niedersächsische Landtag Angehörige der 1. Panzerdivision in ihre Einsätze. Das ist zu einer guten Tradition geworden – ein wunderbares Zeichen der Anerkennung für die Leistungen unserer Soldatinnen und Soldaten.
2014 durfte ich schon einmal bei diesem Festakt dabei sein. Wenn wir hier heute, knapp viereinhalb Jahre später, erneut aus diesem Anlass zusammenkommen, führt mich der Blick in das Plenum zu drei Gedanken.
Erstens: Unsere internationalen Einsätze haben sich seither grundlegend verändert:
Die Aufgaben unserer Soldatinnen und Soldaten sind vielfältiger geworden. Und auch geographisch haben sich die Schwerpunkte verschoben.
Anfang 2014, da stand fast ausschließlich die Frage im Mittelpunkt: „Wie geht es in Afghanistan nach ISAFInternational Security Assistance Force weiter?“ Wir haben dann im Bündnis zusammen entschieden, die afghanischen Sicherheitskräfte nicht im Stich zu lassen, sondern sie weiter mit der Resolute Support Mission aktiv zu beraten und auszubilden.
Ein Ansatz, der bei allen Schwierigkeiten und auch Rückschlägen nun doch langsam Erfolge zeigt. Auf der langen Linie hat sich die Situation der Bevölkerung verbessert. Und nun braucht es die aktuellen Verhandlungen mit den Taliban, die zu einem Friedensschluss führen könnten, der das so hart Errungene dauerhaft festigt.
2014, da war auch in Afrika und im Nahen Osten die Lage noch eine andere. Der „Islamische Staat“ hatte noch kein Kalifat errichtet. Und die Instabilität auf unserem Nachbarkontinent hatte noch nicht die Ausmaße erreicht, deren Auswirkungen wir in den Folgejahren auch hier in der Mitte Europas erlebten.
Heute, 2019, hat die Bundeswehr zum militärischen Sieg über das sogenannte Kalifat beigetragen. Wir haben sehr früh kurdische Peshmerga ausgerüstet und ausgebildet, damit sie ihre Heimat verteidigen können. Aktuell bilden wir die Sicherheitskräfte der irakischen Zentralregierung aus.
Auch in Mali sind wir in der Europäischen Trainingsmission, die die malischen Streitkräfte ausbildet. Und wir begleiten in der großen UNUnited Nations-Mission MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali den Friedensvertrag.
Überall steht die Bundeswehr für unsere Sicherheit unter schwierigsten Bedingungen und dafür verdient unsere Truppe großen Dank und höchste Anerkennung!
Mein zweiter Gedanke: Seit 2014 hat sich die sicherheitspolitische Lage auch in Europa grundlegend gewandelt.
Wir haben darauf reagiert und gemeinsam im Bündnis umgesteuert. Die Landes- und Bündnisverteidigung – lange vernachlässigt – ist wieder in den Fokus gerückt. Und das ist ein gewaltiger Kraftakt. Kaum jemand weiß dies besser als Sie, die Soldatinnen und Soldaten der 1. Panzerdivision.
Sie stellen mit der Panzerlehrbrigade 9 aus Munster in diesem Jahr die Speerspitze der NATONorth Atlantic Treaty Organization, die VJTFVery High Readiness Joint Task Force . Ihre Einsatzbereitschaft haben Sie eindrucksvoll bei der Übung TRIDENT JUNCTURE in Norwegen unter Beweis gestellt.
Das war nicht nur ein kraftvolles Zeichen des Zusammenhalts und der Verteidigungsfähigkeit unseres Bündnisses, sondern auch der engen vertrauensvollen Zusammenarbeit mit unseren Partnern.
Und Sie – die Panzerlehrbrigade 9 – haben das konkret umgesetzt und damit bewiesen, dass auf uns Verlass ist. Sie haben gezeigt, wer die NATONorth Atlantic Treaty Organization ist. Klasse gemacht!
Das führt mich zu meinem dritten Gedanken: Wie viel wir in den letzten Jahren durch die Zusammenarbeit mit unseren Freunden erreicht haben, das wird beim Blick in diese Runde deutlich.
Ich freue mich, die vielen niederländischen Uniformen zu sehen. Sie sind heute bei uns als Angehörige der 1. Deutschen Panzerdivision – denn die niederländische 43. Brigade aus Havelte ist der „Ersten“ unterstellt. So wie umgekehrt das Panzerbataillon 414 aus Loheide der 43. Brigade unterstellt ist.
Liebe Soldatinnen und Soldaten aus den Niederlanden, beste militairen uit Nederland!
Sie zeigen eindrucksvoll, wie eng wir in Europa mittlerweile zusammengerückt sind, wie tief die Freundschaft ist! Wie viel Vertrauen zwischen unseren Ländern gewachsen ist. Und wie selbstverständlich die enge militärische Zusammenarbeit geworden ist, im Einsatz und in der Heimat.
Am Dienstag erst war König Willem-Alexander bei uns zu Gast im Einsatzführungskommando in Potsdam. Dort hat er sich intensiv über unsere gemeinsamen Einsätze informiert. Es war bewegend zu hören, wie selbstverständlich die Soldatinnen und Soldaten Seite an Seite ihren schwierigen Auftrag gemeinsam erfüllen. Ik ben heel dankbaar voor deze samenwerking.
Soldatinnen und Soldaten!
Sie stehen hier für die Männer und Frauen der „Ersten“, die 2018 bis 2020 in Auslandseinsätzen sind. Sie stehen somit für 3.500 Angehörige Ihrer Division. Mehr als 400 ihrer Kameradinnen und Kameraden sind derzeit im Einsatz.
Im Juni führt die Panzerbrigade 21 aus Augustdorf als Leitverband die Kräfte in den Irak und ab Juli geht die Panzerbrigade 41 aus Neubrandenburg in den Einsatz nach Afghanistan. Das sind schwierige und auch gefährliche Einsätze. Da ist es besonders wichtig, dass Sie spüren: Ihr Einsatz ist in Deutschland hochanerkannt.
Wenn der Niedersächsische Landtag Sie in den Einsatz verabschiedet,
dann unterstreicht das: Die Verbundenheit Niedersachsens mit der 1. Panzerdivision, das ist mehr als das Ärmelabzeichen mit dem Niedersachsen-Ross. Für diese großartige Geste danke ich Ihnen, Frau Präsidentin, Herr Ministerpräsident, Damen und Herren Abgeordnete, ganz besonders.
Liebe Soldatinnen und Soldaten,
Sie alle haben sich auf Ihren Einsatz professionell vorbereitet. Sie sind ein eingespieltes Team.
Bei meinen vielen Besuchen in den Einsatzgebieten erlebe ich immer wieder die herzliche kameradschaftliche Verbundenheit in den Kontingenten. Wir sprechen ja nicht ohne Grund von der Einsatzfamilie.
Ich wünsche Ihnen persönlich, dass diese Kameradschaft, dass dieser Zusammenhalt Sie durch Ihren Einsatz trägt. Dass er Ihnen hilft, Ihren Auftrag zu erfüllen.
Bleiben Sie behütet und kommen Sie gesund wieder in Ihre Heimat zurück!
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