Es gilt das gesprochene Wort!
Für mich ist es ein ganz besonderer Tag, heute an diesem Montag in dieser wunderschönen Synagoge zu stehen.
Und es ist für mich ein Privileg, denn: Ich darf gemeinsam mit Ihnen den ersten Militärbundesrabbiner der Bundeswehr begrüßen!
Das ist für uns alle bewegend und das ist für mich als Verteidigungsministerin bewegend, denn: Zum ersten Mal seit rund 100 Jahren wird es wieder Militärrabbiner in den deutschen Streitkräften geben!
Neben den evangelischen und katholischen Militärseelsorgern werden die Militärrabbinerinnen und -rabbiner eine wichtige Stütze für unsere Soldatinnen und Soldaten sein.
Um die Soldatinnen und Soldaten geht es, um die Fürsorge für sie. Und wir sind sehr dankbar, dass wir die Arbeit der katholischen und evangelischen Seelsorger durch die jüdischen Militärseelsorger ergänzen können.
Mit der feierlichen Amtseinführung des Militärbundesrabbiners setzen wir heute den ersten Stein, um das Militärrabbinat in der Bundeswehr aufzubauen. Jeder hat das Recht auf Seelsorge, auch – und vielleicht gerade – in der Bundeswehr. Unserer Fürsorgepflicht für die Kameradinnen und Kameraden fügen wir heute eine neue Dimension bei. Das ist gut so!
Sie, Herr Dr. Schuster, sprachen jüngst von einem historischen Tag für die jüdische Gemeinschaft. Ich kann versichern: Auch für die Bundeswehr ist dieser Tag von großer Tragweite:
Wir stärken und bekräftigen heute etwas, das gerade vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte sehr viel wiegt, obwohl es beinahe banal klingt: Normalität.
Eine Normalität, die bekennt:
Und das spiegelt sich auch in den Streitkräften dieses Landes wider.
Oder wie es Michael Wolffsohn 2019 sagte: „Über jüdische Kameraden und Kameradinnen in der Truppe regt sich heute niemand mehr auf“.
Die Einrichtung der jüdischen Militärseelsorge macht diese Normalität sichtbar und verankert sie tief in der Truppe.
Das ist ein großes Zeichen von Vertrauen.
Und das ist im Angesicht der Geschichte auch ein Grund für Demut. Das spüren wir, das spüre ich heute an dieser Stelle sehr deutlich.
Es ist aber auch ein großes Bekenntnis für unsere Demokratie
Für unsere offene, vielfältige und tolerante Gesellschaft. Und dass wir dieses Zeichen mit der Bundeswehr setzen, das macht mich stolz.
Darüber hinaus ist es natürlich auch der Blick nach vorn: das Versprechen für eine gemeinsame Zukunft. Eine Zukunft, die offen, tolerant und vielfältig bleibt. In der Jüdinnen und Juden, ihre Religion und ihre Kultur, selbstverständlich und ganz unverzichtbar zu unserem Land und in unsere Gesellschaft gehören.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
das bringt mich zu einem weiteren Grund, aus dem der heutige Festakt darüber hinaus auch für mich sehr bewegend ist.
Wir sind uns alle einig: Es ist die höchst persönliche Verpflichtung eines jeden Demokraten und einer jeden Demokratin, sich gegen Antisemitismus zu stellen – so ist es auch meine Verpflichtung.
Diese Wachsamkeit und Gegenwehr kann und muss vielfältig sein:
Es gehört aber mehr dazu:
Es ist die Verpflichtung eines jeden Demokraten und einer jeder Demokratin, für ein freies Deutschland einzustehen, ein offenes und vielfältiges. Ein Land, in dem die Würde eines jeden Menschen nicht nur von der Verfassung geschützt und qua Verfassung unantastbar ist, sondern in der dies auch auf der Straße und im Alltag gilt. Ein Land, in dem es deswegen möglich ist, diese Zukunft auch gemeinsam zu leben.
Dazu braucht es Begegnungen und Erleben. Und auch das kann ganz vielfältig sein.
Einen Beitrag wird die jüdische Militärseelsorge in der Bundeswehr dazu leisten.
Denn Sie ist nicht nur Ausdruck unserer Fürsorge und Unterstützung für Jüdinnen und Juden in der Bundeswehr. Sie richtet sich an alle Soldatinnen und Soldaten, ganz gleich ob und woran sie glauben. Ganz gleich, welche Sorge, welche Belastung sie umtreibt.
Und mehr noch: Sie schafft in der Bundeswehr ganz authentische und praktische Begegnungen mit dem Judentum.
Dabei geht es nicht nur darum, das Judentum innerhalb der Bundeswehr sichtbar zu machen. Sondern ganz grundsätzlich die Vielfalt jüdischen Lebens (aber auch darüber hinaus) in Deutschland zu zeigen und erlebbar zu machen.
Damit wirkt die Jüdische Militärseelsorge über die Bundeswehr hinaus.
Und lassen Sie mich Leo Baeck, selbst Feldrabbiner im Ersten Weltkrieg, zitieren: Das Recht zum Anderssein legitimiert sich in dem Empfinden für das Recht eines jeden anderen.
Wir wertvoll und wohltuend ist ein solcher Satz auch heute, wo in den Debatten über das Anderssein gerade diese Art des Respekts manchmal vermisst wird.
Sehr geehrter Herr Balla,
Sie übernehmen heute ein besonderes, ein verantwortungsvolles Amt.
Ich kann Ihnen sagen: Die Bundeswehr, die Soldatinnen und Soldaten und aber auch die Zivilisten in der Bundeswehr freuen sich auf Sie!
Ob bei der Marine oben in Eckernförde oder bei den Gebirgsjägern im Süden, beim Taktischen Luftwaffengeschwader in Nörvenich genauso wie beim Sanitätsregiment in Weißenfels:
Die Neugier und Freude ist groß – an all den Standorten in ganz Deutschland. Und auch die Kameradinnen und Kameraden im Einsatz freuen sich auf Sie.
Ich habe gehört, Ihr Terminkalender ist schon gut gefüllt bevor Sie überhaupt Ihr Amt antreten. Das ist eine sehr gute Nachricht!
Die Bundeswehr ist groß und einzigartig – und ja, manchmal auch eigenartig. Gerade wenn man diese Welt zum ersten Mal betritt – ich weiß, wovon ich rede.
Aber Sie werden sehen: Sie werden eine vielfältige, eine offene Truppe kennenlernen – Frauen und Männer mit ganz unterschiedlichen Hintergründen und verschiedensten Talenten. Sie alle eint die Überzeugung, dass das Recht und die Freiheit der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes verteidigt werden muss.
Der tägliche Dienst geht häufig mit Härten und Entbehrungen einher.
Und es tut gut zu wissen, dass unsere Soldatinnen und Soldaten auch unter Ihrer religiösen Leitung Zuspruch und Unterstützung erhalten werden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
heute wollen wir den ersten Militärbundesrabbiner festlich in sein Amt einführen. Dass das möglich ist, dafür gilt mein besonderer Dank dem Zentralrat der Juden. Es ist das Ergebnis entschlossener, gemeinsamer Arbeit in den vergangenen zwei Jahren:
Von der Entscheidung zur Erweiterung der Militärseelsorge im April 2019 noch durch meine Vorgängerin im Amt, Ursula von der Leyen, über die Unterzeichnung des Staatsvertrags und der Zustimmung des Bundestages, bis hin zu den organisatorischen Umsetzungen. Der heutige Festakt setzt nun endlich das gemeinsame Vorhaben in die Wirklichkeit.
Sehr geehrter Herr Balla,
im Namen der Frauen und Männern in Uniform und zivil: herzlich Willkommen bei uns in der Bundeswehr!
Ich wünsche Ihnen für Ihr neues Amt alles Gute und Gottes Segen.
Vielen Dank
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