Anlässlich des Auslaufens der Fregatte „Bayern” aus Wilhelmshaven hielt die Ministerin eine Rede in Wilhemlshaven.
Es gilt das gesprochene Wort!
Soldatinnen und Soldaten,
heute ist ein besonderer Tag!
Zum ersten Mal seit rund 20 Jahren wird wieder eine Fregatte der Bundeswehr im Indo-Pazifik kreuzen. Die Botschaft ist klar: Wir zeigen für unsere Werte und Interessen Flagge, gemeinsam mit unseren Partnern und Verbündeten!
Das ist wichtig, denn für unsere Partner im Indo-Pazifik ist es Realität, dass die Freiheit der Meere eingeschränkt wird und Seewege nicht mehr sicher sind. Sie erleben wie versucht wird, Gebietsansprüche nach dem Recht des Stärkeren durchzusetzen. Und auch die Bedrohung durch nordkoreanische Atomwaffen ist nicht nur für Korea und Japan eine ganz reale.
Unsere Partner vor Ort wünschen sich Unterstützung dabei,
den Indo-Pazifik als Raum der Sicherheit, Stabilität und Freiheit zu erhalten.
Das liegt auch in unserem ureigenen Interesse:
Soldatinnen und Soldaten: Sie werden in den kommenden Monaten einen wichtigen Beitrag dazu leisten und die Zusammenarbeit mit unseren indo-pazifischen Partnern vertiefen. Sie setzen damit ganz praktisch und sichtbar um, was die Bundesregierung in den Indo-Pazifik Leitlinien festgeschrieben hat.
Heute stechen Sie auf der Fregatte „Bayern” in See. Ich möchte Ihnen noch drei Punkte mitgeben:
Allein, wenn man darüber spricht, warum wir die Fregatte entsenden wird deutlich: Das, was Sie tun, zählt! Das ist meine erste Botschaft. Ihr Auftrag ist von politischer Bedeutung, und er erfordert Ihr großes seemännisches Können.
In den kommenden sieben Monaten werden Sie breit gefordert sein:
Ihr Beitrag für Sicherheit und Freiheit der Meere geht aber über die Region hinaus: Mit der Fregatte „Bayern” werden Sie auch die Operationen Sea Guardian und Atalanta unterstützen und leisten damit einen wichtigen Beitrag in EUEuropäische Union und NATONorth Atlantic Treaty Organization zur maritimen Sicherheit im Kampf gegen Piraterie, Waffenschmuggel und Terrorismus.
Wenn man das einmal so aufzählt, wird deutlich: Das ist ein ganz schönes Paket! Das sind höchst anspruchsvolle Aufgaben, die vor Ihnen liegen – auf die es ankommt!
Mir ist dabei eine Sache wichtig hervorzuheben:
Unser Engagement im Indo-Pazifik bedeutet, nicht gegen etwas oder jemanden zu sein, sondern gemeinsam für etwas einzustehen: Es geht um gemeinsames Handeln. Und darum, mögliche Konflikte friedlich und partnerschaftlich zu lösen.
Genau in diesem Sinne führt Ihre Route im Indo-Pazifik von Australien über Guam, Japan und Korea hin nach Vietnam und Singapur – und deshalb haben wir natürlich auch China einen Hafenbesuch angeboten. Um den Besuch der chinesischen Einheiten bei der Kieler Woche zu erwidern und um im Dialog zu bleiben.
Ich sehe das so: Wir arbeiten mit China zusammen, wo wir können und wir halten dagegen, wo wir müssen. Denn wer versucht internationale Gesetze zu umgehen und uns und unseren Partnern eigene Spielregeln aufzuzwingen, dem stehen wir geschlossen entgegen.
Der Gegenwind wird zwar rauer – aber wir wissen, wie wir die Segel richtig setzen. Wir lassen uns nicht vom Kurs abbringen.
Auf genau diesem Kurs wird sich die Fregatte „Bayern” bewegen:
Soldatinnen und Soldaten: Genau das ist Ihr Kurs.
Sie sind unsere Botschafter und Botschafterinnen „in Blau“.
Sie sind während der siebenmonatigen Entsendung das Aushängeschild unseres Landes. Sie repräsentieren die Bundesrepublik, unsere Werte und Interessen. Und stellen dabei die Leistungsfähigkeit unserer Marine unter Beweis.
Und ich ermutige Sie: Nehmen Sie diese Rolle als Mittler und Repräsentanten an! Suchen Sie den Austausch und lernen Sie voneinander!
Meine zweite Botschaft an Sie ist: Das, was Sie tun, hat Zukunftswert!
Das IPD (Indo-Pacific Deployment) steht nicht allein für sich. Es wirkt über die kommenden sieben Monate hinaus: Es steht für Deutschlands aktives Zutun für eine regelbasierte Ordnung, die uns lieb und teuer ist. Und es steht für die gestiegene strategische Bedeutung der See.
In der globalisierten Welt von heute wissen wir um die wechselseitige Vernetztheit – auch und gerade über die blauen Adern.
Unsere regelbasierte Ordnung wird auch zu Wasser verteidigt – und die Deutsche Marine steht im Dienst des Friedens, der Freiheit und des Rechts.
Von Wilhelmshaven aus über das Mittelmeer und den indischen Ozean durch das Südchinesische Meer bis zum Pazifik – das IPD zeigt ganz exemplarisch: Deutschland übernimmt Verantwortung.
Und: Auf unsere Deutsche Marine ist Verlass!
Das findet auch Anerkennung bei unseren Partnern, und das ist mein letzter Punkt:
Das, was Sie tun, findet Anerkennung und Respekt!
Ich war Ende Mai in Korea und auf Guam zu Besuch, und stehe im engen Austausch mit meinen Amtskollegen aus Japan, Australien und Singapur. Aus diesen Gesprächen kann ich Ihnen sagen: Man freut sich auf Sie! Sie werden mit offenen Armen empfangen.
Aber nicht nur im Ausland soll anerkannt werden, was die Bundeswehr als Ganzes und auch die Marine im Besonderen leistet.
Die Bundeswehr ist gerade in diesen schweren Wochen der Flutkatastrophe in der öffentlichen Wahrnehmung sehr präsent. Und auch während der Corona-Pandemie war die Unterstützung durch die Bundeswehr unerlässlich.
Wir freuen uns über die Anerkennung, die unsere Bundeswehr für ihre enorme Hilfsleistung in Flutkatastrophe und Corona-Pandemie erfährt.
Aber die gleiche Anerkennung verdient unsere Bundeswehr für ihren eigentlichen Job: Ihren Beitrag zur Sicherheit und Freiheit unseres Landes in der Welt.
Dafür will ich mich gemeinsam mit Ihnen einsetzen.
Und Ihre Entsendung in den Indo-Pazifik ist ein willkommener Anlass, in Deutschland mehr darüber zu sprechen, von welchen Voraussetzungen unsere Freiheit, unsere Sicherheit und unser Wohlstand abhängen. Und was es braucht, um sie zu verteidigen.
Denn eines ist klar: Ohne die Bundeswehr und unseren Beitrag im NATONorth Atlantic Treaty Organization-Bündnis und in der EUEuropäische Union, wäre es um unser Land nicht so gut bestellt.
Zum Abschluss möchte ich Ihnen Danke sagen! Danke für Ihren Einsatz, Danke für Ihren Dienst!
Vor Ihnen liegt eine verantwortungsvolle, eine anspruchsvolle Zeit: Ihr Beitrag ist gefragt!
Und es wird sicherlich auch eine schwierige Zeit: Sieben Monate Einsatz gehen mit besonderen Härten und Entbehrungen einher. Und bedeuten auch immer eine besondere Belastung für Ihre Familien, für Ihre Freundschaften.
Gerade um Weihnachten fällt es gewiss noch schwerer als sonst, nicht Zuhause sein zu können, viele Tausend Kilometer von Familie und Freunden getrennt zu sein.
Hinzukommt die anhaltende Corona-Pandemie, die die Planbarkeit enorm erschwert: Noch gibt es einige offene Fragen.
Aber: Sie sind Marine.
Sie wissen auf Herausforderungen und Unerwartetes flexibel zu reagieren, mit einer Prise Kreativität und mit dem nötigen Fingerspitzengefühl. Ich weiß, darauf ist Verlass.
Ich wünsche Ihnen allzeit Soldatenglück und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel! Kehren Sie gesund wieder.
Vielen Dank.
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