Russlands Überfall auf die Ukraine hat vieles verändert – auch die Anforderungen an die Bundeswehr als Instrument gesamtstaatlicher Sicherheitsvorsorge. Die deutschen Streitkräfte müssen leistungsfähiger werden. Im 21. Jahrhundert heißt das auch: digitaler. Eine Schlüsselrolle spielt dabei Software. Sie kann Gefechte und Kriege entscheiden.
Hierzu hat deshalb am 28. November 2023 ein Expertenkreis aus dem Verteidigungsministerium, dem Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSVBundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie), dem Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLIBundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie) und dem Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BitkomBundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien ) gemeinsam ein Positionspapier (PDF, 446,0 KB) veröffentlicht.
Schlüsselbegriff ist die Software Defined Defence, kurz SDDSoftware Defined Defence . Denn auch die Streitkräfte können sich der rasanten Digitalisierung aller Lebensbereiche durch immer mehr Daten, immer leistungsfähigere Rechner und eine immer schnellere Software-Entwicklung nicht entziehen. Egal, ob Panzer, Schiff oder Flugzeug – ohne moderne Software funktioniert kein Waffensystem.
Trotzdem ist der Blick, und das gilt vor allem für Rüstung und Beschaffung, immer noch stark auf die Hardware gerichtet und weniger auf die enthaltene Software. Dem soll Software Defined Defence, also softwarebestimmte Verteidigung, Rechnung tragen.
Um ihren Kernauftrag erfüllen zu können, muss die Bundeswehr handlungsfähig sein – und das in einem sich ständig verändernden Umfeld. Laut dem gemeinsamen Positionspapier ist die digitale Ertüchtigung und Vernetzung von Systemen für die Steigerung der Leistungsfähigkeit der Bundeswehr entscheidend. Software Defined Defence soll die Fähigkeit zur Zusammenarbeit der Systeme mit- und untereinander steigern.
Indem sich bei der Anpassung von Systemen stärker auf die Software fokussiert würde, statt – wie bisher – auf die Hardware, könne zudem flexibler auf technische und taktische Anforderungen und auf sich ändernde Bedrohungen reagiert werden. Verbesserungen, Anpassungen und Erweiterungen erfolgten dann schneller, wirtschaftlicher und bestmöglich durch die Wiederverwendung vorhandener standardisierter Softwaremodule. Zudem werde Künstliche Intelligenz als eine spezielle Form von Software immer wichtiger, beispielsweise bei der Verarbeitung von großen Datenmengen.
Kurze Entwicklungszyklen, flexible Anpassungsfähigkeit, Skalierbarkeit und Resilienz: Software Defined Defence als Grundidee der Streitkräfteentwicklung der Zukunft soll die Potenziale von Software für die Steigerung der Leistungsfähigkeit der Bundeswehr nutzen. Dabei geht es nicht nur um zukünftige Waffensysteme: Auch bereits eingeführte Systeme sollen durch neue oder aktualisierte Software verbessert oder der jeweiligen Lage angepasst werden können.
Die Durchsetzungsfähigkeit auf dem Gefechtsfeld der Zukunft wird maßgeblich von einer softwarebasierten Anpassungsfähigkeit und Fähigkeitsentwicklung der Streitkräfte abhängen. „Software ist der wesentliche Enabler moderner militärischer Operationen“, bringt es das neue Positionspapier auf den Punkt.
Ohne grundlegende technische Anpassungen sei ein solches Konzept jedoch nicht umsetzbar. Bestandssysteme müssten digital ertüchtigt, zukünftige Systeme bereits entsprechend (SDDSoftware Defined Defence -ready) hergestellt werden. Neben dem System selbst gilt das insbesondere für die ITInformationstechnik-Infrastruktur. Es sei ein Umdenken und Umlenken bei der Gestaltung und Umsetzung der Rüstungs- und Planungsprozesse notwendig, so das Positionspapier – sowohl aufseiten des öffentlichen Auftraggebers als auch aufseiten der Industrie.
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