Noch immer sind Frauen in der Außen- und Sicherheitspolitik stark unterrepräsentiert. Das gilt insbesondere für Frauen in Führungspositionen. Auf der Jubiläumskonferenz der deutschen Sektion von Women in International Security, kurz WIISWomen in International Security, sprach Verteidigungsminister Boris Pistorius über Frauen in Sicherheitspolitik und Bundeswehr.
In seiner Rede zum 20-jährigen Bestehen von Women in International Security Deutschland am 16. November 2023 in Berlin griff Pistorius aktuelle sicherheitspolitische Themen auf. Neben der derzeitigen Bedrohungslage und den neuen Verteidigungspolitischen Richtlinien ging es auch um die Stellung der Bundeswehr in der Gesellschaft und den kontrovers diskutierten Begriff der Kriegstüchtigkeit. Der Minister bekräftigte: „Wir brauchen eine Bundeswehr, die sich zur Wehr setzen, die sich verteidigen kann. Um das zu gewährleisten, brauchen wir ausreichend und bestmöglich ausgebildete Soldatinnen und Soldaten.“
Die Bundeswehr brauche gutes und mehr Personal – „aus allen Teilen unserer Gesellschaft. Diversität macht die Truppe besser“, unterstrich der Minister. Geschlechtergerechtigkeit und Gleichstellung seien mehr als nur eine gesetzliche Pflicht. Jede Organisation sei nur so gut, wie sie die Gesellschaft abbilde.
In der Bundeswehr stehen Frauen jeden Tag für ihr Land ein. Soldatinnen schützen unsere Freiheit, unsere Demokratie, unsere Menschenrechte. Ohne Frauen keine Stabilität, keine Sicherheit. Ohne Frauen keine durchhaltefähige Verteidigung – und ohne Frauen kein Frieden.Verteidigungsminister Boris Pistorius
Obwohl Chancengerechtigkeit und Gleichstellung im Fokus der gesamten Ministeriumsleitung stünden, fänden immer noch zu wenige Frauen den Weg in die Sicherheitspolitik und die Bundeswehr. Gerade dort, betonte Pistorius, seien sie aber ein großer Gewinn. „Ich bin der festen Überzeugung, dass die Bundeswehr nur dann ihre volle Wirkung entfalten kann, wenn sie über einen deutlich größeren Anteil von Frauen verfügt. Nur so werden Blickwinkel und Fähigkeiten aus der gesamten Gesellschaft in die Bundeswehr aufgenommen und integriert.“ Das gelte ebenso für Ministerien, Behörden, Universitäten, Thinktanks, Unternehmen und für die Industrie. „Gute Organisationen brauchen gute Frauen.“
An der Konferenz zum 20-jährigen Bestehen von WIISWomen in International Security in Deutschland nahmen Frauen aus sicherheitspolitischen Berufen weltweit teil. Im Berliner Haus der Kulturen der Welt fanden sich unter anderem ein die Wehrbeauftragte Eva Högl, Ulrike Franke vom European Council on Foreign Relations und die Geschäftsführerin des Zentrums für Internationale Friedenseinsätze, Astrid Irrgang.
„Nur so werden wir unsere Bundeswehr und unser Ministerium vielfältiger, damit zukunftsfähiger und am Ende auch besser machen“, begründete der Minister sein Vorhaben, mehr Frauen für die Sicherheitspolitik zu gewinnen. Um die Präsenz von Frauen zu erhöhen und ihre Teilhabe an Führungspositionen zu stärken, hat das BMVgBundesministerium der Verteidigung bereits konkrete Maßnahmen getroffen. Frauen sollen gezielt angesprochen und systemische Karrierehemmnisse genau untersucht werden. Weiterhin setzt das BMVgBundesministerium der Verteidigung auf Gleichstellungspläne, Coaching-Programme und Netzwerkangebote.
Pistorius hob in diesem Zusammenhang auch hervor, wie wichtig die Novellierung des Soldatinnen- und Soldatengleichstellungsgesetzes ist, das den Anteil von Soldatinnen in allen Bereichen steigern soll. Das militärische Gleichstellungsrecht an das zivile anzupassen, sei ein längst überfälliger Schritt gewesen, betonte der Minister.
Insgesamt werde es vor allem auf die Vorgesetzten ankommen. Sie können mit einer stringenten Berücksichtigung der Leistungen von Frauen in den Beurteilungen sowie mit gezielter Förderung viel bewirken, machte der Minister deutlich.
Doch all das reiche noch nicht aus. Es müsse mehr Tempo bei der Gleichstellung von Frauen gemacht werden. Es bedürfe mehr wirksamer Maßnahmen, Arbeitsbedingungen und Werdegangsmodelle, die Chancengerechtigkeit zuließen. „Und zwar nicht nur formale Vorgaben und institutionalisierte Maßnahmen, sondern echte Chancengerechtigkeit. Nicht nur auf dem Papier, sondern auch im Alltag“, forderte der Minister. „Wir müssen einfach klarer machen, dass es nicht um Förderung von Frauen geht,“ appellierte der Minister, „sondern es geht darum, die gleichen Chancen zu schaffen, die gleichen Startvoraussetzungen.“
WIISWomen in International Security sei seit seiner Gründung zu einer wichtigen Stimme für die Interessen und die Teilnahme von Frauen in der Sicherheitspolitik geworden. „Sie ermutigen andere Frauen und sind damit wichtige Stützen für unsere Gesellschaft und für die nationale und die internationale Sicherheitspolitik.“ Pistorius bedankte sich für die wichtige Arbeit des Vereins und gratulierte zum 20-jährigen Bestehen. „20 Jahre, das ist eine lange Zeit – zeigt aber auch, woher wir kommen und dass auch noch viel vor uns liegt.“
Information WIISWomen in International Security |
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Women in International Security ist ein internationaler Zusammenschluss von Frauen in der Außen- und internationalen Sicherheitspolitik. Gegründet wurde die deutsche Sektion 2003 und ist seither als überparteilicher, gemeinnütziger Verein bundesweit tätig. WIISWomen in International Security.de ist mit über 775 Mitgliedern das größte deutsche Netzwerk für Frauen in der Außen- und Sicherheitspolitik. Ziel ist die stärkere Berücksichtigung weiblicher Interessen sowie die Förderung und Sichtbarmachung von Frauen in diesem Bereich. |
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