Das Projekt „Network of LogHubsLogistic Hubs in Europe and Support to Operations“ ist Teil der ständigen strukturierten Zusammenarbeit (Permanent Structured Cooperation, kurz: PESCOPermanent Structured Cooperation) und soll multinational auf europäischer Ebene die Bereitstellung logistischer Leistungen vereinfachen und angleichen. Entstehen soll ein europäisches Netzwerk, das die reibungslose Verlege- und Versorgungsfähigkeit sicherstellt.
Neben Deutschland und Frankreich ist Zypern eines der drei projektkoordinierenden Länder. Nach der Auftaktveranstaltung in Berlin im September 2018 fand jetzt auf Zypern ein zweiter Experten-Workshop statt. Stellvertretend für die Streitkräftebasis nahm Oberst i. G. Henning Weeke vom Logistikkommando der Bundeswehr daran teil.
Herr Oberst, Sie kommen gerade vom zweiten Workshop zum „Network of LogHubsLogistic Hubs and Support to Operations“ auf Zypern. Was genau wurde besprochen und wie ist der aktuelle Sachstand des Projektes?
Das Treffen auf Zypern brachte sehr ansprechende Ergebnisse und ist Ansporn für alle Teilnehmenden, den eingeschlagenen Weg gemeinsam und zielgerichtet fortzusetzen. Die Erkenntnis „Reisen bildet“ hat sich bestätigt, auch dadurch, dass uns hier die Chancen im Themenfeld Logistik noch enger zusammenzuarbeiten, erneut eindrucksvoll vor Augen geführt worden sind.
Nachdem wir beim „Kickoff-Treffen“ im Herbst des letzten Jahres in Berlin zunächst ein gemeinsames Projektverständnis erarbeitet, uns bezüglich des „Battle Rhythmus“, also Zeitplans der Projektarbeit, verständigt und über mögliche logistische Leistungen des zu etablierenden Netzwerkes ausgetauscht haben, konnten wir nun in Limassol nahtlos anknüpfen.
Was meinen Sie damit genau, und welche Ergebnisse gibt es konkret?
Das Treffen erbrachte zunächst zahlreiche Absichtserklärungen der beteiligten Nationen hinsichtlich der Etablierung eigener „LogHubsLogistic Hubs“ sowie die ebenso breit geäußerte Bereitschaft, die Leistungen anderer auch nutzen zu wollen. Darüber hinaus konnte mit Litauen bereits der 15. aktive Teilnehmerstaat im Projekt begrüßt werden. Bezüglich der Teilnehmer ist dieses Vorhaben nach „Military Mobility“ das zweitgrößte der zurzeit 34 PESCOPermanent Structured Cooperation-Projekte. Die hochrangige Teilnahme von Vertretern der Europäischen Verteidigungsagentur und des EUEuropäische Union Militärstabes unterstreichen Interesse und Bedeutung.
Die bereits in Berlin identifizierten sieben Arbeitspakete, wie zum Beispiel Konzepterstellung, Management und Verfahren sowie die Erstellung eines Fähigkeitskataloges des Netzwerks, haben wir nun inhaltlich abgegrenzt und mit Zeitlinien versehen. Damit liegen synchronisierte Meilensteine für die weitere Projektarbeit vor, deren Erreichbarkeit überprüfbar ist und darüber hinaus das jeweilige Engagement nachvollziehbar werden lässt.
Der Workshop diente der Abgleichung von Zielen. Können Sie die gemeinsame Zielsetzung zusammenfassend beschreiben?
Es geht im Kern um die zunehmend gemeinsame logistische Leistungserbringung als einen essenziellen Beitrag zur Stärkung des europäischen Pfeilers innerhalb der NATONorth Atlantic Treaty Organization. Angesichts der Forderungen nach schneller Verlegung von Truppenteilen durch Europa sowie robuster Folgeversorgung stellt das Projekt einen wichtigen Baustein beim Aufbau eines Netzwerkes multinationaler Unterstützung dar.
Durch eine schrittweise Umsetzung soll im Zielzustand ein Netzwerk aus gesicherten logistischen Leistungen und Einrichtungen entstehen, welches eine effiziente und für Einsatz und Grundbetrieb noch robustere logistische Unterstützung für die teilnehmenden Partner gewährleistet. Im Visier ist das ganze Spektrum: Von unseren laufenden sowie zukünftig möglichen Einsätzen und einsatzgleichen Verpflichtungen, über Enhanced Forward Presence im Baltikum, hin zu Übungen aller Teilstreitkräfte und militärischer Organisationsbereiche sowie perspektivisch auch der logistischen Versorgung von Truppenteilen.
Ist diese Zusammenarbeit ganz neu?
Es ist keinesfalls so, dass wir in der Streitkräftebasis erst bei diesem Vorhaben angefangen haben, eng im Bereich der Logistik zusammenzuarbeiten. Viele erfolgreiche Beispiele der gegenseitigen logistischen Unterstützung und Kooperation aus Vergangenheit und Gegenwart existieren bereits und sind allen durchaus bewusst. Die beteiligten Nationen sehen dennoch vielversprechende Möglichkeiten einer Weiterentwicklung, um die oft anlassbezogene Kooperation zu verstetigen, getreu dem PESCOPermanent Structured Cooperation-Motto „mit Struktur ans Ziel“.
Wo gibt es bereits Einigkeit in der Umsetzung, und welche Hürden müssen noch genommen werden?
Wir haben bisher sehr konstruktive Expertengespräche gehabt, wobei der Handlungsrahmen PESCOPermanent Structured Cooperation eine ganz neue Qualität mit sich bringt. Die Anzahl der Mitgliedsstaaten macht die Projektarbeit zwar komplex aber im besten Sinne auch interessant und gerade bezüglich des 360 Grad-Ansatzes besonders glaubwürdig.
Nationen haben natürlich eigene Interessen, unterschiedliche Ressourcenlagen und spezielle logistische Bedürfnisse. Hinzutreten die jeweiligen nationalen logistischen Systeme mit ihren Verfahren und ITInformationstechnik-Tools. Das alles unter einen Hut oder auf einen hohen gemeinsamen Nenner zu bringen, ist nicht einfach, hat aber besonderen Reiz.
Die Beiträge der einzelnen Nationen gilt es nun in der weiteren Projektarbeit durch Abbildung in einem Leistungskatalog für alle transparent festzuschreiben und sukzessive abrufbar zu machen. Das wird ein wesentlicher Meilenstein und natürlich auch eine „Nagelprobe“ sein.
Wie kann ich mir die Zeitlinien für das weitere Vorgehen und die Umsetzung des Projektes vorstellen?
Es gilt zunächst, weiter aufmerksam und vernetzt zu bleiben, um bei den zahlreichen Initiativen und Projekten im Rahmen von NATONorth Atlantic Treaty Organization und EUEuropäische Union den Überblick zu behalten, Mehrarbeit zu vermeiden und Chancen sowie eben auch mögliche Duplizierungen frühzeitig zu erkennen.
Erste Zeitlinien zur Etablierung der einzelnen „LogHubsLogistic Hubs“ sowie des Netzwerkes haben wir bereits grundsätzlich verabredet. Den deutschen Beitrag kennzeichnet dabei die vorgesehene Bereitstellung logistischer Leistungen in zwei Stufen: Ab 2020 Leistungen im Rahmen der Verlegung von Material in Einsatzgebiete, Übungsräume und Einsatzgleiche Verpflichtungen sowie ab 2024 die Zwischenlagerung, Vorausstationierung und werterhaltende Lagerung von Material, insbesondere im Rahmen von Stand-by Verpflichtungen, um unsere Reaktionsfähigkeit weiter zu steigern.
Das Projekt geht mit Schwung weiter, und das Lastenheft der multinationalen Projektarbeit bleibt bis zum nächsten Treffen im Juni 2019 in Paris prall gefüllt.
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