Personenschützer agieren im Hintergrund, das Wohl ihrer Schutzpersonen steht dabei an erster Stelle. Die Devise des „Close Protection Teams“ im Einsatz EUTMEuropean Union Training Mission Mali lautet daher: So weit weg wie möglich, aber immer so nah dran wie nötig.
Gefahren unmittelbar erkennen und umgehend Gegenmaßnahmen einleiten – sich im Team blind aufeinander verlassen können, das sind Grundfertigkeiten der Personenschützer. Die vergangenen Monate haben sie Brigadegeneral Peter Mirow in Mali auf Schritt und Tritt begleitet.
Abläufe werden in Übungseinsätzen trainiert.
General Mirow ist derzeit der Kommandeur der Trainingsmission der Europäischen Union in Mali. Er führt die Mission aus dem Hauptquartier in der Hauptstadt Bamako. Als Mission Force Commander nimmt er jedoch auch eine Vielzahl von Terminen außerhalb Bamakos wahr. Dabei ist er niemals alleine, sondern wird stets von seinen „Schattenmännern“ begleitet. Ein deutsches „Close Protection Team“, so der Fachbegriff im internationalen Militärjargon, setzt sich aus einer Gruppe von Personenschützern der Feldjägertruppe zusammen. Personenschützer müssen nicht nur körperlich fit sein, sondern reaktionsschnell sein, eine gute Auffassungsgabe und den „siebten Sinn“ besitzen.
Sie durchlaufen eine etwa zehnwöchige Spezialausbildung. Vor dem Einsatz haben sie zusätzlich eine besondere Vorbereitung absolviert. Verschiedene Ausbildungsszenarien mit unterschiedlichen Bedrohungen wurden auf dem Truppenübungsplatz durchgespielt. „Immer wieder wird der „Worst Case“ geübt. Bei jeder Übung werden Abläufe, Reaktionszeiten und richtiges Vorgehen mehrfach durchexerziert und ausgewertet. Agieren im Team ist ihre stärkste Waffe. „Darauf sind wir spezialisiert. Wir funktionieren als Team, wenn es brenzlig wird“, verdeutlicht ein Feldjäger.
Ihre wachsamen Augen sind überall.
Insbesondere in Stresssituationen dürfen sie nicht kopflos reagieren. Sie müssen Ruhe bewahren und Erlerntes abrufen. Wenn die Situation brenzlig wird, übernehmen die Personenschützer das Kommando. Das gilt dann auch für den General: „Oberste Priorität ist, dass wir die Schutzperson aus dem Gefahrenbereich bekommen. Lageabhängig müssen wir schnelle und richtige Entscheidungen treffen und handeln“. Ganz besondere Aufmerksamkeit ist erforderlich, wenn sich viele Menschen im nahen Umfeld befinden. Den wachsamen Augen der Feldjäger darf dann nichts entgehen. Sie müssen die Gesamtsituation zu jeder Sekunde im Blick haben und Gefahren im Vorfeld erkennen.
Einsatz als Ersthelfer
Die Personenschützer sind mit Helm, Schutzweste, Kurz- und Langwaffe ausgestattet. Zusätzlich tragen alle noch den „Knopf im Ohr“ und das Mikrofon am Handgelenk. „Mit dem Ohrhörer können wir nicht nur eine verdeckte, sondern auch eine bessere Kommunikation innerhalb des Teams sicherstellen. Zu der persönlichen Grundausstattung kommt die Zusatzausstattung. „Dazu gehören zum Beispiel Nachtsichtgeräte, Laserlichtmodule sowie Granatpistolen und Nebelwurfkörper“, zählt ein Hauptfeldwebel auf.
Verkehrschaos gehört zum Alltag.
Um schnell handeln zu können, ist es wichtig, dass die Personenschützer das Einsatzgebiet sprichwörtlich wie ihre Westentasche kennen. Aus diesem Grund stehen am Anfang des Einsatzes Erkundungsfahrten auf dem Plan. Örtlichkeiten, Straßenverhältnisse und Evakuierungsrouten prägen sich die Personenschützer dabei bis ins kleinste Detail ein. „Im Ernstfall bleibt uns keine Zeit zu überlegen, welche Route wir fahren. Daher ist eine gründliche Vorbereitung, eine Grundvoraussetzung für unsere Auftragserfüllung“, bringt es einer der Fahrer auf den Punkt.
Das Verkehrstreiben in Bamako ist in keiner Weise mit Deutschland vergleichbar. Zu bestimmten Tageszeiten herrscht Dauerstau. Ampeln und Verkehrsschilder haben eher einen hinweisenden Charakter. Links und rechts wird überholt. Hinzu kommen unzählige Mopeds, die sich durch die Blechlawine schlängeln. Ausweichmanöver hier, ein Bremsmanöver dort – auch an die Fahrkünste der Kraftfahrer werden hohe Anforderungen gestellt. „Dazu kommt, dass sich die Straßen teilweise in einem miserablen Zustand befinden, unzählige Schlaglöcher machen das Fahren nicht einfacher“, fügt einer der Fahrer mit einem Schmunzeln an.
Djakartas auf malischen Straßen
Egal wie stark das Team ist, die Aufgaben sind klar verteilt. Vor jedem Ausrücken wird der Einsatz bis ins Detail besprochen. „Wir gehen alle Punkte durch und nehmen die Auftragsverteilung vor“, erklärt der Kommandoführer, der die Gesamtverantwortung für das Personenschutzteam trägt. „Als Teamleiter bin ich immer nah dran am General und halte direkte Absprachen. Alle wichtigen Informationen gebe ich unmittelbar an meine Mannschaft weiter“, erklärt der Stabsfeldwebel. Es gibt ein Vorauskommando, das im Vorfeld die Strecke erkundet und Örtlichkeiten aufklärt und alle gewonnen Informationen weitergibt. Das ist für das Team wichtig. „Wenn wir wissen, dass auf einer Strecke die Straßen überfüllt sind, weichen wir auf eine andere Route aus. Es gilt, möglichst nicht zum Stehen zu kommen, um Risiken zu minimieren.“
Personenschützer im Mali-Einsatz
Noch einige Wochen steht das „Close Protection Team“ in der Verantwortung, den Force Commander zu beschützen. Eine hohe Verantwortung, derer sich alle bewusst sind.
Personenschutz ist für beide Seiten eine Vertrauenssache. Doch was sagt die Schutzperson? „Während der gesamten Einsatzdauer fühlte ich mich beim Personenschutzkommando in den besten Händen. Höchste Professionalität in der Auftragserfüllung, bei meiner permanenten Begleitung, dem Verhalten im Straßenverkehr aber auch bei allen anderen fordernden Situationen im Einsatz haben mich überzeugt. Dies umfasste Fahrten in den risikoreichen Gebieten des Landes, die diskrete Teilnahme an Besprechungen in Ministerien, aber auch die Präsenz bei einer Brunneneinweihung in einem malischen Dorf. Für meine Frau sind die Personenschützer die wichtigsten Angehörigen des deutschen Einsatzkontingentes EUTMEuropean Union Training Mission Mali – sie sorgen dafür, dass ich wohlbehalten heimkehren werde“, fasst es Brigadegeneral Mirow zusammen.
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