Der Klimawandel ist derzeit eines der bestimmenden Themen in der öffentlichen Diskussion. Aufgrund der immensen Zukunftsbedeutung des Klimawandels und der bereits heute sichtbaren Folgen der globalen Erwärmung, widmete sich das neunte Netzwerktreffen „Strategie und Vorausschau“ diesem Thema – in Anwesenheit von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen.
Der Klimawandel auch aus sicherheitspolitischer Perspektive ein Zukunftsthema von höchster Relevanz: Die Folgen des Klimawandels können Konflikte begründen, mindestens aber bereits bestehende Konfliktlinien verschärfen. Dies betrifft insbesondere Regionen fragiler und zerfallender Staatlichkeit, denn in Verbindung mit Ressourcenknappheit und Bevölkerungswachstum ist der Klimawandel dort ein besonders destabilisierender Treiber.
Professor Hans Joachim Schellnhuber, Direktor Emeritus des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, betonte in seinem Vortrag den dringenden politischen Handlungsbedarf angesichts des Klimawandels. Er machte deutlich, dass auch das Pariser Abkommen, das die Erwärmung auf 1,5 bis 2 Grad begrenzen soll, die Folgen des Klimawandels zwar mildern, aber nicht gänzlich verhindern könne.
Das bereits heute unvermeidbare teilweise Abschmelzen der Polkappen werde den Meeresspiegel ansteigen und damit küstennahe Landstriche dauerhaft im Meer versinken lassen. Zudem würden extreme Wetterereignisse wie zum Beispiel Kälte- und Hitzeperioden oder Dürren zunehmen. Erhebliche sicherheitspolitische Folgewirkungen seien zu erwarten – eine Perspektive, die mit in das Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt werden müsse. Schellnhuber forderte einen raschen Einstieg in eine Transformation des globalen Wirtschaftssystems, unter anderem den Umstieg auf erneuerbare Energien, und empfahl, pragmatisch mit konkreten Maßnahmen wie zum Beispiel einer Karbonsteuer zu beginnen.
Nilgün Parker, Referatsleiterin im Bundesumweltministerium, erkannte im klimaneutralen Wirtschaften auch eine Chance für die deutsche Wirtschaft – unter anderem durch die erhöhte Nachfrage nach „grünen Produkten“. Sie wies allerdings auch darauf hin, dass der Staat und die öffentlichen Haushalte die extremen Folgen des Klimawandels bereits nicht mehr aus eigener Kraft kompensieren könnten – eine Veränderung der gesellschaftlichen Einstellung sei notwendig.
Zuletzt stellte Dr. Susanne Dröge von der Stiftung Wissenschaft und Politik die Auswirkungen des Klimawandels auf die (deutsche) Sicherheitspolitik dar. Neben den Effekten des Klimawandels auf das Entstehen von Konflikten in fragilen Staaten führe der Klimawandel auch zu einem potenziellen Konfliktherd in der Arktis. Diese Effekte erforderten konkrete Maßnahme für die Streitkräfte wie zum Beispiel eine angepasste Ausrüstung. Des Weiteren schlug sie vor, den vom Klimawandel beeinträchtigten Ländern bessere Zugänge im digitalen und Informationsraum zu ermöglichen.
In den lebhaften Diskussionen wurden verschiedene Facetten der Thematik deutlich, insbesondere die wechselseitigen Folgewirkungen. So trägt beispielsweise auch die Anpassung der Konsum- und Reisegewohnheiten der Industrieländer zur Reduktion des CO2Kohlendioxid-Ausstoßes bei, was jedoch wiederum in Schwellen- und Entwicklungsländern zu wirtschaftlichen Verwerfungen führen und damit Destabilisierungen begünstigen kann.
Der Abteilungsleiter Politik, Dr. Géza Andreas von Geyr, unterstrich einmal mehr die Notwendigkeit, Klimawandel auch als sicherheitspolitisches Thema zu verankern, Expertise auch im Bundesministerium der Verteidigung aufzubauen und die verteidigungspolitischen Implikationen mitzudenken.
Die zehnte Sitzung des Netzwerks „Strategie und Vorausschau“ wird sich im September 2019 mit der sicherheitspolitischen Dimension des Weltraums befassen.
Das Netzwerk „Strategie und Vorausschau“ wurde 2016 von der Abteilung Politik des BMVgBundesministerium der Verteidigung eingerichtet mit dem Ziel, unsere Vorausschau- und Strategiefähigkeit zu stärken. Es bringt regelmäßig Experten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammen, um über sicherheitspolitische Themen mit hoher Zukunftsrelevanz zu diskutieren. Das Netzwerk ist eine Kooperation mit dem Projekt Metis der Universität der Bundeswehr München unter Leitung von Professor Dr. Masala. |
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