Sieben Handlungsfelder, 29 Unterhandlungsfelder, bis zu zehn Jahre Laufzeit: Die „AGENDA Ausbildung“ ist ein weiteres strategisches Schwerpunktprojekt der Bundeswehr in dieser Legislaturperiode. Die Ausbildung soll individueller, flexibler, praxisnäher und wertschätzender werden – und nicht mehr vorrangig auf Auslandseinsätze, sondern wieder mehr auf die Landes- und Bündnisverteidigung ausgerichtet werden.
Dieser verteidigungspolitische Spagat macht Anpassungen im gesamten Ausbildungssystem notwendig: für Rekruten und Reservisten, in der Offizierausbildung und im zivilen Bereich. Am Donnerstag trafen sich über 50 Stabsoffiziere und Zivilisten aus allen beteiligten Abteilungen und Dienststellen zur Kickoff-Veranstaltung im Bendlerblock, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Geladen hatten die Abteilungen Führung Streitkräfte und Personal. Sie setzen das Projekt gemeinsam um.
„Wir verfügen schon heute über klasse Ausbilder und Ausbilderinnen und ein gut funktionierendes Ausbildungssystem, in dem täglich rund 17.000 Soldaten und Zivilisten ausgebildet werden“, stellte Konteradmiral Jean Martens zu Beginn des Plenums klar. In einigen Bereichen gebe es aber durchaus Weiterentwicklungsbedarf, so der stellvertretende Abteilungsleiter Führung Streitkräfte im Ministerium. Ähnlich äußerte sich Brigadegeneral Markus Kurczyk. „Es geht nicht um eine Revolution, sondern um die Neujustierung einiger Stellschrauben“, so der Abteilungsleiter Ausbildung Streitkräfte beim Kommando Streitkräftebasis.
Im Zentrum der Aktivitäten steht die Etablierung einer neuen militärischen Ausbildungskultur. Dies hatte die Regierungskoalition der Bundeswehr mit dem Koalitionsvertrag ins Auftragsbuch geschrieben. Ausbilder sollen noch stärker auf vorhandene Fähigkeiten und Bedürfnisse der Auszubildenden Rücksicht nehmen. „Wir wollen bei Ausbildern und Vorgesetzten einen Bewusstseinswandel auslösen“, hieß es. Dazu gehört auch, dass Rekruten und Seiteneinsteiger gerade in den ersten Monaten ihrer Dienstzeit eng betreut werden, um sie von einem vorschnellen Abbruch des Dienstverhältnisses abzuhalten.
Die AGENDA Ausbildung nimmt aber nicht nur die Verbesserung der soldatischen Binnenbeziehungen in den Blick. Auch die Didaktik und Methodik der Ausbildung soll modernisiert werden: Weg von der Lernzielorientierung, hin zur kompetenzorientierten Ausbildung. Soldaten sollen nun in erster Linie nur das beigebracht bekommen, was sie für ihren Dienstposten brauchen – und unter anderem auch wieder verstärkt in ihrer Einheit. „Studien zeigen, dass man bei der Arbeit am besten lernt. Lasst uns die Inhalte nur dann ausbilden, wenn sie auch wirklich gebraucht werden“, so Kurczyk. Schon ab 2019 wird mit der schrittweisen Umstellung begonnen, erste Pilotprojekte laufen bereits mit Erfolg.
Zukünftig wird die Bedeutung der Reserve wachsen, insbesondere im Bereich der Landes- und Bündnisverteidigung. „Im Fähigkeitsprofil der Bundeswehr bis 2032 kommt der Reserve eine wesentlich größere Rolle zu“, sagte Brigadegeneral Ruprecht von Butler, Unterabteilungsleiter Führung Streitkräfte. Daher wird auch die Ausbildung der Reservisten in der AGENDA Ausbildung in den Blick genommen. Dabei wird auf eine modulare, an die zivilen Lebensumstände der Reservisten angepasste Ausbildung gesetzt.
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