Anderthalb Jahre haben Kraftfahrfeldwebel ihre neuen drei- und vierachsigen Ungeschützten Transportfahrzeuge auf der Straße und im Gelände getestet. Wie schlagen sich die neuen Lastwagen der Logistiktruppe im Vergleich zu ihren Vorgängern und denen aus dem Bundeswehr-Fuhrparkservice? Und was ist eigentlich ein ungeschütztes Fahrzeug?
Die Ungeschützten Transportfahrzeuge – hier der vierachsige 15-Tonner mit Container – sind so konzipiert, dass sie auch durch unwegsames Gelände fahren können
2018 hat die Logistiktruppe der Bundeswehr die ersten neuen Ungeschützten Transportfahrzeuge (UTF) in den Nutzklassen fünf und 15 Tonnen bekommen. Das heißt, diese Lastwagen können bis zu fünf beziehungsweise 15 Tonnen Fracht transportieren.
Als ungeschützt werden die Fahrzeuge bezeichnet, weil sie über keine Panzerung gegen Beschuss oder Wirkung durch Splitter verfügen. Jedoch kann durch das Anbringen von modularen Bauteilen die Fahrerkabine in ein gepanzertes und damit geschütztes Fahrzeug umgerüstet werden.
Das Ungeschützte Transportfahrzeug ersetzt dabei die äußerlich ähnlichen fünf bis 15 Tonner MAN der Kategorie 1, die vor mehr als 40 Jahren eingeführt worden waren. Insgesamt soll die Bundeswehr knapp 2.200 UTF bekommen. Derzeit sind mehr als die Hälfte bereits ausgeliefert.
Im Oktober 2019 war es dann auch für die 3. Kompanie des Logistikbataillons 171 Sachsen-Anhalt soweit: Aus dem Materiallager in Karlsruhe konnten je zwei UTF Fünftonner und 15-Tonner nach Burg bei Magdeburg geholt werden.
Bereits auf der fast 600 Kilometer langen Strecke zeigten sich die ersten Vorteile der neuen Fahrzeuge. „Der Fahrkomfort ist deutlich höher“, sagt Hauptbootsmann Michael Baruth, Gruppenführer und Kraftfahrfeldwebel in der 3. Kompanie.
Dies liegt an den modernen Assistenzsystemen, die den Fahrer effektiv unterstützen. Geländetaugliches Antiblockiersystem (ABS), Tempomat, Rückfahrkamera und Automatikgetriebe sind damit jetzt auch in dieser militärischen Fahrzugklasse Standard – und machen das Fahren sicherer. „Im alten MAN mussten wir im Sommer immer die Dachluke öffnen. Heute machen wir einfach die Klimaanlage an“, beschreibt der 34-jährige Baruth einen weiteren Vorteil des UTF.
Die Kraftfahrfeldwebel, Hauptfeldwebel Bornstedt und Hauptbootsmann Baruth, haben in anderthalb Jahren ihre ungeschützten Fahrzeuge ausgiebig auf der Straße und im Gelände getestet
Das gewohnte Ruckeln des Lenkrads im MAN gibt es am Steuer des UTF bei der Autobahnfahrt nicht. Zudem ermöglicht der Bremsassistent nun auch die Nutzung der neuen 12,5-Tonnen-Anhänger – dies war zuvor nur mit den Fahrzeugen des Bundeswehr Fuhrpark Service möglich. Mit den verschiedenen Getriebeeinstellungen wie den zuschaltbaren Differenzialsperren und einer Wattiefe von 1,50 Metern sind die drei- und vierachsigen UTF auch im Gelände mobil.
In den zurückliegenden anderthalb Jahren haben Baruth und sein Kamerad Hauptfeldwebel Mathias Bornstedt ihre UTF ausgiebig getestet. „Wir haben es noch nicht geschafft, uns festzufahren“, sagt der 28-jährige Kraftfahrfeldwebel Bornstedt. Die Fahrzeuge setzt die 3. Kompanie überwiegend für Transporte und bei Übungen sowie zur Aus- und Weiterbildung der Fahrer ein.
Mit den neuen Fahrzeugen können sowohl Lasten auf einer Pritsche als auch 15- und 20-Fuß-Container transportiert werden. Ermöglicht wird das durch eine Wechselbrücke, die entweder Container oder den Aufbau für die Pritsche aufnehmen kann.
„Damit sind wir deutlich flexibler als mit dem alten MAN“, sagt Hauptfeldwebel Bornstedt. Da die UTF über kein Luftfahrwerk verfügen, das ein Absenken des Fahrzeugs ermöglicht, ist der Wechsel von Lasten derzeit nur mit entsprechendem Gerät wie einem Kran oder bei Containern mit dem Containerstapler Orion V möglich.
„Das kostet Zeit. Mit einem Fuhrparkfahrzeug könnten wir das in zwei bis drei Minuten erledigen“, beschreibt Baruth den Unterschied zum Einsatz eines Fahrzeuges mit Luftfahrwerk. Andererseits sind die Fuhrparkfahrzeuge nicht für den Einsatz ausgestattet.
Auf der Straße oder Autobahn sind die Ungeschützten Transportfahrzeuge maximal 90 Kilometer pro Stunde schnell. Moderne Assistenzsysteme unterstützen dabei die Fahrer und sorgen für mehr Sicherheit.
Der Aufbau mit der Wechselbrücke sorgt auch dafür, dass das UTF beim Transport von 20-Fuß-Containern bei einer Gesamthöhe von 4,15 Metern liegt. „Mit Containern brauchen wir dann für Überlandfahrten eine behördliche Genehmigung für den Transport“, erklärt Bornstedt und fährt fort: „Die bekommen wir aber meistens innerhalb von zwei Tagen.“
Neben der Möglichkeit, die Fahrerkabine zu panzern, sind die Kabinen bereits für die Aufnahme einer Waffenstation und von Führungsinformationssystemen vorbereitet. Das macht die UTF gegenüber den MAN noch flexibler und besser für den Einsatz geeignet. Die Kraftfahrfeldwebel Baruth und Bornstedt sind überzeugt von ihren neuen Fahrzeugen und tauschen gern ihren Sitz vom alten MAN hin zu ihren neuen fünf und 15 Tonnern.
Straße oder Gelände, Container oder Pritsche: Mit den Ungeschützten Transportfahrzeugen hat die Truppe das passende Fahrzeug für jede Last.
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