Der Weg zu ihrem Büro führt über einen lichtdurchfluteten Gang im Obergeschoss des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig – mit direktem Blick auf die imposante Kuppel des 1895 eingeweihten Reichsgerichtsgebäudes. „In diesem Haus zu arbeiten und die karmesinrote Robe des Bundesverwaltungsgerichts tragen zu dürfen, das ist schon eine besondere Ehre“, sagt Martina Rosenberg.
Seit dem 28. Mai 2018 ist sie Bundeswehrdisziplinaranwältin. Bei einer Feierstunde im prunkvollen Großen Sitzungssaal des Bundesverwaltungsgerichts wurde ihr am 2. August das Amt durch Gerd Hoofe, Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung, auch offiziell übertragen.
Hoofe betonte in seiner Rede, dass „die Behörde des Bundeswehrdisziplinaranwalts gemeinsam mit den anderen Akteuren der Rechtspflege der Bundeswehr einen unverzichtbaren Beitrag für das Bewusstsein unserer Streitkräfte zu rechtstaatlichem Denken und dessen konsequenter Umsetzung leistet.“
Die neue Bundeswehrdisziplinaranwältin ist nun für die 29 Wehrdisziplinaranwaltschaften im gesamten Bundesgebiet zuständig. Gegen Soldatinnen und Soldaten geführte gerichtliche Disziplinarverfahren gehen über ihren Tisch: von den Vorermittlungen bis zum Urteil und seiner Vollstreckung. Ob einfacher Ladendiebstahl, Trunkenheitsfahrt in der Freizeit oder Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz: Wenn Soldatinnen, Soldaten oder die Wehrdisziplinaranwaltschaft Berufung gegen Urteile der Truppendienstgerichte einlegen, führt der Weg unmittelbar zur Dienststelle des Bundeswehrdisziplinaranwaltes: Das Berufungsverfahren selbst wird dann vor den Wehrdienstsenaten des Bundesverwaltungsgerichts geführt – dann kommt die karmesinrote Robe zum Einsatz.
„Ordnung, Struktur und klare Wege, das ist wichtig für die Truppe. Zu wissen, dass alles rechtens und gerecht zugeht– besonders, wenn mal etwas schiefläuft – dafür ist dieses Amt so wichtig“, erklärt sie.
14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat die kleinste Bundeswehr-Dienststelle in Sachsen, die Martina Rosenberg nun leitet. Die Bundeswehrdisziplinaranwältin ist direkt der Ministerin unterstellt.
Seit 2000 ist die gebürtige Frankfurterin bei der Bundeswehr. Die studierte Juristin war unter anderem Rechtsberaterin bei der 7. Panzerdivision in Düsseldorf. Seit 2001 können Frauen in allen Bereichen der Truppe dienen. „Damals griff man gern auf mich als weibliche Rechtsberaterin zurück, da es teilweise noch Unsicherheiten beim Umgang mit Soldatinnen gab“, erinnert sie sich.
„Wie Soldatinnen und Soldaten einerseits zusammenstehen und es gleichzeitig als wichtig erachten, dass Fehlverhalten geahndet wird, um das Gemeinschaftsgefüge nicht durch falsch verstandene Kameradschaft zu gefährden, das hat mich von Anfang an beeindruckt“, erzählt sie. Als Juristin sei es für sie ein besonders vielseitiges Arbeitsfeld: „Wo hat man das schon, dass man in einer Organisation sowohl als Rechtslehrer, im internationalen Bereich, als Organisator, quasi Staatsanwalt oder als klassischer Verwaltungsjurist arbeiten kann – das bietet kein anderer Arbeitgeber im öffentlichen Bereich!“
Rosenberg freut sich auf ihre Tätigkeit in Leipzig – und das nicht nur wegen des Musik- und Kulturangebots in der Messestadt. „Ich kann meine Erfahrungen und Kenntnisse aus der Rechtspflege der Bundeswehr und meiner fast zwölfjährigen Tätigkeit im Bundesministerium der Verteidigung, unter anderem als Referatsleiterin für Beamtenrecht und Gleichstellung sowie im Parlaments- und Kabinettsreferat, nutzen und sinnvoll einbringen“, sagt Rosenberg.
Für ihren neuen Job hat sie sich auch schon etwas vorgenommen: „Eines der Ziele muss es sein, Wege und Möglichkeiten zu finden, um die Verfahren zu beschleunigen, damit der Soldat oder die Soldatin nicht mehrere Jahre bis zum Urteil warten muss. „Ich bin sehr glücklich, jetzt wieder klassisch juristisch arbeiten zu dürfen, also vom Aktenstudium bis zur Gerichtsverhandlung mich eingehend mit den Fällen befassen zu können. Und ein bisschen freue ich mich auch auf einen planbareren Arbeitsalltag“, fügt sie lächelnd hinzu.
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