Um den wachsenden Bedrohungen insbesondere durch Russland gerecht zu werden, hat sich die NATONorth Atlantic Treaty Organization neu organisiert. Dazu gehört das neue NATONorth Atlantic Treaty Organization Force Model ab 2025. Deutschland beteiligt sich mit rund 35.000 Soldatinnen und Soldaten sowie mehr als 200 Flugzeugen und Schiffen, die in den ersten 30 Tagen nach ihrer Aktivierung einsatzbereit sein werden. Es ist der Nachfolger der NATONorth Atlantic Treaty Organization Response Force. Ein Überblick, was sich verändert und warum.
Die NATONorth Atlantic Treaty Organization Response Force (NRFNATO Response Force) sei die Allzweckwaffe der NATONorth Atlantic Treaty Organization, um weltweit auf Ereignisse und mögliche Bedrohungen reagieren zu können, erklärt Oberstleutnant i. G. W., Chef des Stabes der Panzergrenadierbrigade 37 und in früherer Verwendung im Verteidigungsministerium im Bereich Führung Streitkräfte eingesetzt. Er ist Experte für das deutsche NATONorth Atlantic Treaty Organization-Engagement. Mit den aktuellen Ereignissen, dem brutalen Überfall Russlands auf die Ukraine, „hat man jedoch festgestellt, dass das nicht mehr ausreicht“, so Stabschef W. Denn die NATONorth Atlantic Treaty Organization Response Force ist zwar grundsätzlich weltweit einsetzbar, es sind jedoch weite Strecken zurückzulegen, bis die Truppen am Ziel sind. Außerdem ist sie, gemessen am potenziellen Gegner Russland, insgesamt zu klein und unflexibel ausgestaltet, um auf unterschiedlichste Szenarien zu reagieren.
Die NRFNATO Response Force rotiert. Das bedeutet, dass immer wieder andere Länder die entsprechenden Kräfte stellen. „Zwei oder drei Jahre im Voraus sagen die Nationen ihre Beteiligung an der NRFNATO Response Force zu“, so Oberstleutnant W. Wenn Spanien die Kräfte stellt, aber die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ostflanke verstärkt werden muss, dann ist der logistische Aufwand groß. Außerdem sind nicht alle Bündnispartner mit ihren Streitkräften für Operationen in allen klimatischen Zonen an der Peripherie des Bündnisses gleichermaßen geeignet und durchhaltefähig.
Deswegen gibt es nun wieder regionale Verantwortlichkeiten. Sie sind ein Meilenstein zur Stärkung von Abschreckung und Verteidigung. Die Nationen stellen dauerhaft Kräfte für ihre Region bereit. Ab 2025 soll das neue NATONorth Atlantic Treaty Organization Force Model die NATONorth Atlantic Treaty Organization Response Force ablösen. „Wir schützen dann das, was uns am nächsten ist“, so Oberstleutnant W. Das erfolgt mit dem NATONorth Atlantic Treaty Organization Force Model. Die neue Kräftestruktur der NATONorth Atlantic Treaty Organization ist durch den regionalen Fokus umfangreicher, flexibler und reaktionsfähiger als die bisherige NRFNATO Response Force.
Im Falle Deutschlands heißt das konkret, dass der Schwerpunkt auf Zentral- und Nordosteuropa liegt und somit auf seinen östlichen Nachbarn wie Polen, aber insbesondere auch Litauen, wo die Bundeswehr bereits seit Jahren engagiert ist. Dieser Ansatz erhöht die Reaktionsfähigkeit und die Abschreckungswirkung des Bündnisses, denn über feste Zusammenarbeitsbeziehungen bereits im Frieden können die Truppen in der kritischen Anfangsphase eines Konflikts schneller und effizienter verlegt werden.
Die Bundeswehr geht mit umfangreichen Kräften für das NATONorth Atlantic Treaty Organization Force Model „all in“. Deutschland stellt rund 35.000 Soldatinnen und Soldaten sowie mehr als 200 Flugzeuge und Schiffe. Diese Zahlen beziehen sich auf die ersten 30 Tage, nachdem der Einsatz dieser Kräfte entschieden worden ist. Im ersten Moment nach der Aktivierung dient der rasche Aufmarsch dieser Kräfte der Abschreckung, wie es auch an der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ostflanke derzeit der Fall ist.
Ist das jedoch nicht ausreichend, muss entsprechend auf die Lage reagiert werden. Bei Bedarf stehen danach weitere Folgekräfte planerisch zur Verfügung, erklärt Oberstleutnant W., denn insgesamt umfasst das NATONorth Atlantic Treaty Organization Force Model nahezu die gesamten deutschen Streitkräfte. Hinzu kommt, dass Deutschland seine Funktion als Logistik-Hub im Herzen Europas – als sogenannte Drehscheibe Deutschland – vollumfänglich wahrnimmt.
Auf eine schnelle Eingreiftruppe wie die heutige VJTFVery High Readiness Joint Task Force soll aber auch mit dem neuen Modell nicht verzichtet werden. Ab 2025 soll es auch die Allied Reaction Force (ARFAllied Reaction Force) geben. Sie wird aus Kräften und Fähigkeiten gebildet, um schnelle Effekte zu generieren wie eine Anfangsoperation zum Halten von bedeutenden Geländeabschnitten und Einrichtungen oder aber zur Unterstützung bei Katastrophen und sonstigen Krisen. „Beim Landanteil werden es im Gegensatz zur bisherigen NRFNATO Response Force zukünftig leichte Kräfte sein, die schnell am Ziel sein können“, so Oberstleutnant W. Dazu gehört beispielsweise Infanterie wie Fallschirmjäger, aber kein schweres Gerät wie Panzer.
Darüber hinaus wird auf Initiative von Verteidigungsminister Boris Pistorius und in enger Abstimmung mit Litauen dauerhaft eine Brigade der Bundeswehr in Litauen stationiert. Dabei geht es um rund 5.000 Bundeswehrangehörige ab 2025. Im Jahr 2027 soll die Brigade einsatzbereit sein, wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind. In dieser Größenordnung hat es das in der Bundeswehr noch nie gegeben.
Insgesamt stärken Deutschland und seine Partner mit diesen Maßnahmen den europäischen Pfeiler in der NATONorth Atlantic Treaty Organization.
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