Es ist ein historischer Tag für die Bundeswehr und Deutschland: Militärbundesrabbiner Zsolt Balla wurde am Montag in sein neues Amt eingeführt. Er werde es voller Tatendrang angehen, sagte der Rabbiner bei der Feier in der Synagoge Leipzig. Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer gratulierte ebenso wie die Militärbischöfe Felmberg und Overbeck.
Bei einer feierlichen Veranstaltung in der Brodyer Synagoge in Leipzig wurde Zsolt Balla in das Amt des Militärbundesrabbiners eingeführt. „Heute ist ein Tag von großer Tragweite für die Bundeswehr“, sagte Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer in Ballas Heimatsynagoge.
Mit der Amtseinführung des Militärbundesrabbiners sei der erste Stein für den Aufbau eines Militärrabbinats in den Streitkräften gesetzt worden, so die Ministerin weiter: „Das Judentum gehört zur Bundeswehr.“ Mit der jüdischen Militärseelsorge werde diese Normalität sichtbar gemacht und in den Streitkräften verankert. Ballas Amtseinführung sei „ein Versprechen für eine gemeinsame Zukunft“.
„Ich stehe heute in Demut vor Ihnen“, sagte der sichtlich gerührte Balla in seiner Antrittsrede. Er spüre die Last der Geschichte auf seinen Schultern. „Es ist Dankbarkeit, die mich antreibt.“ Dankbarkeit sei im jüdischen Glauben mehr als nur eine Idee, so der Militärbundesrabbiner. Dankbarkeit sei eine Verpflichtung, die sich in Taten manifestieren müsse. „Wir alle wünschen uns, in einem Land zu leben, das auf der richtigen Seite der Geschichte steht. Das für Menschenrechte, Menschenwürde und Demokratie eintritt.“ Dazu gehöre auch, diese Werte zu verteidigen – wo immer es nötig sei. „Wir haben eine Menge Arbeit vor uns.“
Die Entscheidung für Balla war Ende Mai offiziell bekannt gegeben worden. Die Wahl war auch deshalb auf ihn gefallen, weil der Rabbiner aus Leipzig seit Jahren als externer Seelsorger für die Zentrale Ansprechstelle für den Umgang mit Vielfalt (ehemals: Zentrale Ansprechstelle für Soldatinnen und Soldaten anderer Glaubensrichtungen) der Bundeswehr zur Verfügung gestanden hatte.
Balla war 2009 als einer der ersten orthodoxen Rabbiner nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland ordiniert worden. Er amtiert zudem als sächsischer Landesrabbiner und sitzt im Vorstand der orthodoxen Rabbinerkonferenz. Sein neues Amt als Militärbundesrabbiner wird er ab sofort antreten.
„Historische Schritte als Erster zu gehen: Darin ist Zsolt Balla sehr geübt“, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster. Auch heute schreibe Balla wieder Geschichte – „aus religiöser Überzeugung, im Dienst für die Sache“. Jüdische Militärseelsorger könnten ebenso wie die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr dazu beitragen, die Welt ein Stück besser zu machen, so Schuster. „Die Fremdheit gegenüber dem Judentum wird abgebaut, damit Vorurteile gar nicht erst entstehen oder gleich in sich zusammenfallen.“
An der Zeremonie nahmen auch Ballas christliche Amtskollegen teil: der evangelische Militärbischof Bernhard Felmberg und der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck. Wegen Corona war nur eine begrenzte Zahl von Gästen zu der Veranstaltung eingeladen worden, das öffentlich-rechtliche Fernsehen übertrug live.
Ballas Ernennung sei „ein wichtiges Zeichen des Zusammenstehens von Christen und Juden“, sagte Militärbischof Overbeck. „Zugleich setzen wir damit ein Zeichen, dass für uns als Kirchen der Antisemitismus keinen Platz in unserer Gesellschaft hat.“ Felmberg wies darauf hin, dass sowohl das Christen- als auch das Judentum zu den lebendigen Quellen der deutschen Kultur gehörten. „Mit Militärgeistlichen beider Religionen stehen der Bundeswehr nun Expertinnen und Experten zur Seite, die helfen können, aus diesen Quellen zu schöpfen.“
Bis zu zehn jüdische Seelsorger werden künftig für alle Bundeswehrangehörigen als Ansprechpartner in religiösen, ethischen und moralischen Fragen da sein. Im Lebenskundlichen Unterricht werden sie die jüdisch-christlichen Werte vermitteln, die das Fundament der freiheitlichen demokratischen Grundordnung Deutschlands bilden.
Zudem werden die Militärrabbiner den Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz geistlichen Beistand leisten. Zu seiner Einführung ins Amt bekam der neue Militärbundesrabbiner dann auch folgerichtig eine Schutzhülle für seine Reisethora geschenkt. Sie wird Zsolt Balla künftig in die Einsatzgebiete der Bundeswehr begleiten.
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