Am Kofi Annan International Peacekeeping Training Centre in Ghana trifft sich die halbe Welt. Der Strauß an Lehrgangsteilnehmern ist genauso bunt wie der an Ausbildern. Unter ihnen ist auch ein deutscher Stabsoffizier. Ihr gemeinsames Ziel: Die Eigenverantwortung Afrikas stärken.
Hellblaue Gebäude, weiß getünchte Bordsteine, Palmen rechts und links des Straßenrandes – das Gelände des Kofi Annan International Peacekeeping Training Centre (KAIPTC) wirkt eher wie eine sehr gepflegte Hotelanlage als eine militärische Ausbildungseinrichtung. 2004 wurde es in Accra, der Hauptstadt Ghanas, ins Leben gerufen. Benannt ist es nach dem ehemaligen UNUnited Nations-Generalsekretär. „Es ist keine Einrichtung der Vereinten Nationen (UNUnited Nations). Es ist eine militärische Einrichtung von Ghana. Geführt wird sie durch Militärs, aber auch durch ziviles Personal“, sagt Oberstleutnant Michael Reinwald. Er vertritt seit eineinhalb Jahren zusammen mit zwei deutschen Polizisten Deutschland am KAIPTC. „Ich bin hier als militärischer Beratungsoffizier“, erklärt er seinen Posten.
„Finanziert wird die Einrichtung hauptsächlich durch Deutschland, Schweden, Norwegen und Dänemark“, so Reinwald weiter. Deutschland war maßgeblich an der Gründung des Zentrums beteiligt. Wegen der großen Unterstützung wurde das Auditorium des Zentrums „Gerhard Schröder Halle“ nach dem ehemaligen deutschen Bundeskanzler benannt. Das KAIPTC wird nicht nur finanziell, sondern auch durch erfahrenes Lehrpersonal international unterstützt. Es hat rund 180 Angestellte. „Sie kommen aus Ghana und der ganzen Welt“, sagt der Oberstleutnant. Unter ihnen sind Malier, Franzosen, Schweizer, Österreicher und Kanadier.
Ausgebildet werden Soldaten, Polizisten und Zivilisten. „Von 2004 bis heute haben wir rund 17.000 Teilnehmer ausgebildet. Die Masse kommt aus Westafrika. Unser Ziel ist, 25 Prozent Frauen in den Lehrgängen zu haben“, so der 57-Jährige. Das KAIPTC bildet sie in Krisenprävention, Konfliktbearbeitung und Wiederaufbau aus. Es bereitet sie auf ihre Aufgaben in Friedens- und Wahlbeobachtungsmissionen der Vereinten Nationen, der Afrikanischen Union und der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft vor. „Die Zahl der Lehrgänge schwankt. Wir haben ungefähr vier pro Monat und rund 1500 Teilnehmer im Jahr. Letztes Jahr haben wir beispielsweise den Kurs Election Observation aufgrund der Wahlen in Ghana durchgeführt“, erzählt der gebürtige Franke.
Der neueste Lehrgang, der durch ihn am KAIPTC angestoßen wurde, ist der UNUnited Nations-Stabsoffizier-Lehrgang. „Der Lehrgang ist ein Pilot“, so Reinwald. 30 Teilnehmer aus zwölf Nationen, vorwiegend aus Afrika, lernen eine UNUnited Nations-Mission zu planen. Eigenverantwortung und Führungspositionen in solchen Missionen übernehmen zu können, darum ginge es in dem Lehrgang. „Der Kurs läuft an der Führungsakademie in Hamburg und ist dort auch durch die UNUnited Nations zertifiziert. Das ist auch unser Ziel.“ Zur Zeit werten er und Ausbilder von der Führungsakademie den Kurs aus. „Die Vereinten Nationen haben eine SOP, eine Art Regelwerk, in der die Lehrgangsziele und die Zertifizierung von Lehrgängen festgelegt sind“, erklärt er weiter. Eine Zertifizierung könne bis zu drei Jahre dauern. „Zweimal jährlich soll dieser Lehrgang laufen“, hofft Reinwald. Damit unternimmt das KAIPTC einen weiteren Schritt in Richtung Eigenständigkeit, so dass Afrika seine Konflikte selbst bewältigen kann.
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