Im Norden Münchens befindet sich eine Forschungseinrichtung der besonderen Art: Das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr. Es hat den Auftrag, die Soldaten der Bundeswehr vor Erkrankungen zu schützen, die durch biologische Kampfstoffe verursacht werden können. Dazu entwickelt das Institut Verfahren und Maßnahmen zur Diagnose und zum Schutz und unterstützt im Ernstfall bei der Versorgung von Soldaten, die erkrankt sind.
Die 65 zivilen und militärischen Mitarbeiter haben bei ihrer wissenschaftlichen Arbeit mit zahlreichen Giften und Krankheitserregern zu tun, die – wenn in den falschen Händen –möglicherweise als biologische Kampfstoffe benutzt werden könnten. Sie sind meist hochansteckend, tödlich oder mindestens schwer zu bekämpfen und kommen in der Natur in der Regel eher selten vor. Und gerade deshalb sind sie oft schwer zu diagnostizieren oder nachzuweisen.
Hierfür werden im Institut unter anderem Test- und Diagnoseverfahren entwickelt. Die Erkenntnisse werden mit zivilen und öffentlichen Einrichtungen des Gesundheitswesens geteilt. Im Fall eines Ausbruchs ungewöhnlicher Krankheiten hält das Institut hoch qualifizierte Einsatzkräfte bereit und verfügt über schnell verlegbare Laborkomponenten, die weltweit zum Einsatz kommen können.
Daneben betreut das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr zahlreiche Partnerschaftsprojekte zur Biosicherheit im Ausland. Diese werden vom Auswärtigen Amt oder der Ertüchtigungsinitiative der Bundesregierung finanziert. Neben Projekten in Kasachstan, Georgien und der Ukraine stehen aktuell vor allem Projekte in Afrika im Fokus.
Das Ende vergangenen Jahres abgeschlossene „Biosicherheitsprojekt Tansania“ basierte zum Beispiel auf dem Nachweis von Krankheitserregern, die von Tieren auf Menschen übertragen werden, sogenannten Zoonose-Erregern. Das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr hat in Kooperation mit einer Münchener Universität und einem tansanischen Partnerinstitut in Workshops afrikanischem Laborpersonal Techniken vermittelt, um Erreger zuverlässig nachzuweisen. Außerdem wurden in Feldstudien potenzielle Überträger von Zoonosen – wie Zecken, Stechmücken und Nagetiere – gesammelt und vor Ort untersucht. Dafür hat das Bundeswehrinstitut eigens ein mobiles Nachweissystem entwickelt.
Ein weiteres Biosicherheitsprojekt gab es in Mali. Nach dem Ebola-Ausbruch 2014 in Westafrika war rasch ein „Mobiles Labor-Projekt“ in Mali auf die Beine gestellt worden. Bei Ebola gilt es, schnellstmöglich eine Diagnose zu stellen, um den Patienten behandeln und vor allem isolieren zu können. Eines der am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr entwickelten mobilen Feldlabore konnte noch im Dezember 2014 an das malische Gesundheitsministerium übergeben werden. Damit können Ebola-Viren in Bamako, der Hauptstadt Malis, nun schnell und zuverlässig nachgewiesen werden.
Das Labor unterstützte in der Folge auch bei der wissenschaftlichen Untersuchung von Fieberursachen bei Kindern. Häufig werden Fiebererkrankungen vorschnell als Malariafall abgetan, obwohl möglicherweise andere lebensbedrohliche Ursachen in Frage kommen. Die Ergebnisse der Studien wurden ebenfalls dem malischen Gesundheitsministerium zur Verfügung gestellt. Das Labor selbst diente anschließend auch für Trainings, bei denen die Spezialisten der Bundeswehr die malischen Labor- und Biosicherheitsexperten im Umgang mit der Ausrüstung, dem Aufbau des Labors sowie in Nachweismethoden für unterschiedliche Krankheitserreger schulten. Auch gab es Feldübungen, in denen die Vorgehensweise beim Ausbruch einer Seuche oder im Falle eines bioterroristischen Anschlags geübt wurde.
Ein 2016 begonnenes Biosicherheitsprojekt der Ertüchtigungsinitiative umfasst fünf Staaten der Sahelzone: Mauretanien, Mali, Burkina Faso, Niger und Tschad. Die Gesundheitssysteme der „G5 Sahel-Gruppe“ sind vor allem auf dem Land wenig entwickelt. Das Projekt „Biologische Sicherheit Sahel“ soll die Systeme der Länder stärken, damit sie beim Ausbruch einer Seuche schnell und effektiv reagieren können. Im Fokus steht das mobile Laborkonzept, das seit 2014 erfolgreich in Mali angewandt wird. In Bamako werden mittlerweile Experten aus allen fünf Ländern ausgebildet. Ein eigenes mobiles „G5 Sahel-Labor“ soll in Zukunft allen Partnern in diesem Projekt zur Verfügung stehen. Außerdem sind länderübergreifende Feldübungen zur Bekämpfung neu auftretender Krankheitsausbrüche geplant.
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