Südsudan, Ukraine, Irak: Weltweit leisten Männer und Frauen in Uniform, aber auch in Zivil ihren Dienst in internationalen Friedensmissionen. Stellvertretend für alle deutschen Kräfte in den Krisenregionen der Welt wurden auch dieses Jahr wieder neun von ihnen durch Verteidigungsministerium, Auswärtiges Amt und Innenministerium ausgezeichnet.
Passen Sie jetzt Ihre Datenschutzeinstellungen an, um dieses Video zu sehen
Sie schützen die Zivilbevölkerung, fördern Rechtsstaatlichkeit und helfen Ländern, den schwierigen Weg vom Konflikt zum Frieden zu beschreiten: Seit zehn Jahren ehrt Deutschland mit dem nationalen Tag des Peacekeeping Männer und Frauen für ihren Einsatz in friedenserhaltenden Missionen der Vereinten Nationen, der NATONorth Atlantic Treaty Organization, der EUEuropäische Union und der OSZEOrganisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Der diesjährige Festakt am 22. Juni fand aus diesem besonderen Anlass erstmals im Paul-Löbe-Haus des Bundestages statt. Denn im Bundestag wird über Auslandseinsätze der Bundeswehr und über das deutsche Engagement in Peacekeeping-Missionen diskutiert und entschieden. Die Ministerinnen und der Minister kamen überein, den Tag des Peacekeeping auch künftig im Bundestag zu begehen.
Alle, die in Einsätze gehen, ganz gleich wohin und wie lange, arbeiten daran, die Welt ein wenig besser, friedlicher, gerechter und vor allem sicherer zu machen.Bundesminister der Verteidigung Boris Pistorius
Verteidigungsminister Boris Pistorius, Außenministerin Annalena Baerbock und Bundesinnenministerin Nancy Faeser betonten in ihren Reden den Beitrag des Peacekeeping zur Stabilisierung von Krisenregionen und die Rolle Deutschlands als verlässlichem Partner im Einsatz für Frieden, Sicherheit und Stabilität.
Auch das diesjährige Motto „Frauen, Frieden und Sicherheit“ wurde von ihnen allen als Kernanliegen deutscher Außen- und Sicherheitspolitik hervorgehoben. „Frauen können und müssen eine aktivere Rolle spielen – in der Bundeswehr ebenso wie in den internationalen Einsätzen“, machte Pistorius deutlich.
Die Ministerinnen und der Minister verliehen die gläsernen Trophäen an sechs Frauen und drei Männer – gemeinsam mit den Vorsitzenden der jeweiligen Ausschüsse: Marie-Agnes Strack-Zimmermann vom Verteidigungsausschuss, Michael Roth vom Ausschuss für Auswärtiges und Lars Castellucci als stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Inneres und Heimat.
Als Angehörige der Bundeswehr wurden ausgezeichnet: Frau Oberstabsfeldwebel Tanja Dernjac für ihren Einsatz im Südsudan, Stabsfeldwebel Markus Löfflad für seinen Einsatz im Irak und Frau Oberleutnant zur See Antje Seemann für ihren Dienst in Niger.
Frau Oberstabsfeldwebel Dernjac war als erste deutsche Militärbeobachterin im Dienstgrad Unteroffizier mit Portepee bei der Blauhelmmission UNMISSUnited Nations Mission in South Sudan (United Nations Mission in South Sudan) im Südsudan eingesetzt. Als Militärbeobachterin, erzählt Dernjac, sei man oft auf sich gestellt und müsse sich täglich auf neue Bedingungen und Erlebnisse einlassen. Durch den direkten Kontakt zu Land und Leuten erlebe man die Kultur zudem hautnah – jeden Tag und in den entlegensten Teilen des Einsatzlandes.
„Ich habe mich und uns Peacekeeper allgemein primär als Sprachrohr gesehen, als Augen und Ohren der Mission, Vermittler zwischen den Parteien und verschiedenen Organisationen“, erklärt Dernjac. „Ich musste neue Wege gehen und umdenken. Es gab Tage und Wochen mit sehr hohem Stress- und Arbeitsaufkommen – physisch und psychisch –, aber auch solche, an denen ich Eindrücke und Erlebtes verarbeiten konnte und musste.“ Ihr Fazit: „Die Mischung aus alldem macht diese Arbeit so unglaublich interessant.“ Pistorius sprach ihr seine Anerkennung für diesen, ihren ersten Einsatz aus.
In seinem Einsatz bei der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mission IRAQ (NMINATO Mission Iraq) war Stabsfeldwebel Markus Löfflad als Advisor an der Computer School der irakischen Armee in Bagdad eingesetzt, wo er unter anderem an der Verbesserung der Lehr- und Ausbildungspläne mitwirkte und, wie Pistorius hervorhob, „sich mit seinem persönlichen Engagement ein enormes, wirklich enormes Ansehen bei den irakischen Offizieren und Unteroffizieren erarbeitet hat“. Fokus der Mission ist die strategische Beratung der Sicherheitsinstitutionen des Iraks.
Frau Oberleutnant zur See Antje Seemann diente in der Mission Gazelle in Niger, die die Ausbildung nigrischer Spezialkräfte zum Ziel hatte. Die Offizierin des Kommandos Spezialkräfte der Marine (KSM) blickt auf 473 Einsatztage in dem westafrikanischen Land zurück. „Also auch das ein ganz besonderer Einsatz über eine lange, lange Zeit mit viel Engagement und Einsatz. Vielen Dank dafür“, würdigte der Minister den Einsatz der Marinesoldatin. Zuletzt war sie für die Führung aller logistischen Kräfte im Einsatz verantwortlich und übernahm in der Zeit auch die Federführung für die logistische Rückführung des Einsatzes. „Trotz widriger Umstände des Einsatzortes und der damit einhergehenden Herausforderung bereitete mir der Einsatz sehr große Freude, vor allem die Zusammenarbeit mit den nigrischen Partnern auf Augenhöhe“, resümiert Seemann.
Das Entsenden von Peacekeeperinnen und Peacekeepern in Konfliktgebiete ist zentrales Instrument der Friedenssicherung, das deutsche Engagement in Friedensmissionen wichtiger Bestandteil deutscher Sicherheitspolitik. Deutschland beteiligt sich sowohl personell als auch finanziell an internationalen Peacekeeping-Einsätzen und übernimmt damit weltweit Verantwortung für Frieden und Sicherheit. Mit einem Anteil von sechs Prozent ist Deutschland der viertgrößte Beitragszahler am gesamten UNUnited Nations-Peacekeeping-Budget und mit zwölf Prozent der zweitgrößte Beitragszahler für friedenssichernde Operationen der OSZEOrganisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa.
Die Bundeswehr engagiert sich schon seit den 1990er-Jahren in Friedenseinsätzen. Derzeit sind mehr als 2.000 Deutsche – circa 186 zivile Expertinnen und Experten, 1.846 Soldatinnen und Soldaten und circa 57 Polizistinnen und Polizisten – auf der ganzen Welt im Einsatz für den Frieden. Ihnen allen attestierte Pistorius: „Sie wissen, was sie tun und sie tun es aus voller Überzeugung und die meisten von ihnen auch immer wieder.“
Seit 2013 begehen das Bundesministerium des Innern und für Heimat, das Bundesministerium der Verteidigung und das Auswärtige Amt den nationalen Tag des Peacekeeping gemeinsam. Dies spiegelt den Ansatz der integrierten Sicherheit wider, der das Zusammenwirken ziviler und militärischer Kräfte in der Konflikt- und Krisenlösung vorsieht. Denn ein umfassender Ansatz für Stabilität, Sicherheit und Frieden beinhaltet immer politische, diplomatische, wirtschaftliche, entwicklungspolitische und militärische Maßnahmen zur Krisenbewältigung. Der integrierte Ansatz berücksichtigt diese verschiedenen Dimensionen und verbessert die Koordination dafür relevanter Akteure.
Der deutsche Tag des Peacekeeping ist angelehnt an den International Day of United Nations Peacekeepers, mit welchem die UNUnited Nations jährlich am 29. Mai ihr Personal in Friedenseinsätzen würdigt und der auch den Beginn des ersten Friedenseinsatzes 1948 markiert.
Inhalte teilen via