Feldjägerinnen fahren mit ihren Motorrädern über das Gelände des Verteidigungsministeriums in Berlin, Rettungssanitäterinnen demonstrieren Erste Hilfe, eine Korrespondentin von Radio Andernach berichtet vor Ort. Es ist Girls'Day im Bendlerblock.
Knapp 50 junge Frauen zwischen 15 und 20 Jahren wollten am 26. April in der Stauffenbergstraße wissen, was ihnen die Bundeswehr als Arbeitgeber bietet, wenn es um ihre berufliche Karriere nach der Schulausbildung geht. Eine von ihnen war Emily Ebel von der Berthold-Otto-Schule in Berlin-Lichterfelde.
„Für mich steht jetzt schon fest, dass ich nach der Schule zur Bundeswehr gehe“, sagt die 15-Jährige. Schon ihr Vater war Soldat – genauer gesagt Unteroffizier bei der Flugabwehr. Beim Girls'Day wolle sie sich anschauen, welche Möglichkeiten es für sie gibt, und mit den Soldatinnen sprechen.
Besonders die Feldjäger haben es ihr angetan. So geht es für sie gleich zu einer ganz speziellen Truppe der Bundeswehr: die 13. Kompanie des Feldjägerregiments 1. Als Ehreneskorte der Bundeswehr begleitet sie mit ihren Motorrädern Staatsgäste aus aller Welt, die ins Verteidigungsministerium eingeladen werden. „Wer Interesse an Motorrädern hat, für den ist das der Traumjob schlechthin“, erzählt Kompaniechefin Hauptmann Sabrina Melchior.
„Bei uns weiß jeder auf Kommando, was genau zu tun ist. Wir sind dafür verantwortlich, dass während der Fahrt nichts passiert. Und wir sind bewaffnet: Sollte ein Staatsgast in Gefahr sein, machen wir auch von der Waffe Gebrauch“, so die 36-Jährige. Der Auftrag heute: Die französische Verteidigungsministerin Florence Parly sicher in das Ministerium eskortieren.
Dort wird sie von Verteidigungsministerin von der Leyen mit militärischen Ehren auf dem Paradeplatz empfangen. Doch zuvor wendet sich diese an die Schülerinnen, fragt nach, warum sie für den Girls'Day das Ministerium ausgesucht haben, und erklärt das Zeremoniell: „Eine schöne Tradition, die zeigen soll, dass das Wachbataillon des Landes gut aufgestellt ist und den Gast im Ernstfall beschützt.“
Eine Station weiter erzählt Hauptmann Janika Papke von ihrer Arbeit bei Radio Andernach. Sie berichtet im Auftrag des bundeswehreigenen Senders aus den Einsätzen. Wie sie zur Bundeswehr kam? „Ich wollte als Frau etwas Besonderes machen.“ Nun ist sie als Moderatorin und Redakteurin weltweit unterwegs, sendet Weihnachtsgrüße der Familien aus der Heimat zu den Soldatinnen und Soldaten in den Einsatz und informiert die Truppe über verteidigungspolitische Entscheidungen. „Ich fühle Politikern auf den Zahn, kitzle im Interview wichtige Informationen aus ihnen heraus.“
Neben Papke steht auch Hauptfeldwebel Christiane Gauß von der 7. Kompanie des Feldjägerregiments 3 den Schülerinnen Rede und Antwort. „Für mich ist das Soldatsein nicht einfach nur ein Beruf, sondern eine Berufung mit viel Verantwortung und Abwechslung.“ Die Feldjägerin war schon mehrfach im Einsatz. Dort hatte sie zum Beispiel die Aufgabe, bei einer Rettungsaktion Ärzte und Sanitäter zu schützen. Der nächste Einsatz ist für sie schon in Sicht: Von Juni bis Oktober geht es wieder nach Mali.
Schülerin Cosima Grave hat dagegen ganz andere Vorstellungen. „Ich möchte später Medizin studieren und frage mich, ob das auch bei der Bundeswehr geht“, sagt die 15-Jährige. Da ist sie bei Gefreiter Florentine Schulz und Hauptfeldwebel Karina Fiedler richtig aufgehoben.
Auf dem Tisch der mobilen Rettungsstation liegen Verbandspäckchen für Brandwunden, eine Bone Injection Gun für einen Zugang über den Knochen, wenn über die Venen keiner mehr gelegt werden kann, Notverbände und ein Tourniquet. „Das verwenden Soldaten im Einsatz bei lebensbedrohlichen Blutungen an den Extremitäten, um diese schnell abbinden zu können und die Blutung zu stoppen“, sagt Einsatzsanitäterin Schulz.
Einen Raum weiter erklärt Notfallsanitäterin Fiedler, wie die Rettungsstation aufgebaut wird und funktioniert. „Hier werden Patienten stabilisiert, sogar kleine chirurgische Eingriffe können vorgenommen werden.“ Die 39-Jährige war schon auf den Hubschraubern CH-53 und NHNATO Helicopter-90 in Afghanistan und Mali im Einsatz. Als Notfallsanitäterin hat sie eine spezielle Zusatzausbildung: „Ich kann nun Medikamente auch ohne Arzt verabreichen.“
Kapitänleutnant Nana Ehlers nimmt die Schülerinnen an ihrer Station mit auf eine Reise nach Norwegen – natürlich getaucht: „Alles, was eine Fregatte mit 200 Leuten macht, machen wir mit 35.“ Sie ist U-Bootwachoffizier der Besatzung Foxtrott des 1. U-Bootgeschwaders. „Auf einem U-Boot orientiert man sich nach Geräuschen. Das ist so, als würde man mit verbundenen Augen in der Mitte eines Kreisverkehrs stehen und anhand der Geräusche der Autos berechnen, ob sie sich links oder rechts von einem befinden und wie weit sie von einem entfernt sind.“ Und es gibt auch nur ein Badezimmer auf dem U-Boot. „Da heißt es dann Zähneputzen auf dem Flur.“
Hauptgefreiter (MA) Konstantia Bakali ist Elektrotechnikerin auf dem U-Boot. Sie ist nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung im Metall- und Maschinenbau zur Marine gegangen. Jetzt pflegt und wartet sie die elektrotechnischen Anlagen und Geräte an Bord. „Kameradschaft wird hier ganz großgeschrieben. Wir sind wie ein Familie.“
Neben Berufen wie Elektrotechnikerin, Luftfahrzeug-Elektronik-Mechanikerin und Kauffrau für Büromanagement wartete am Ende des Tages auf die Schülerinnen noch ein besonderes Highlight: Der Live-Event auf dem neuen Instagram-Kanal „bundeswehrkarriere“, auf dem die Community via Livestream von den Soldatinnen und Mitarbeiterinnen Antworten auf die zahlreichen Fragen rund um den Arbeitgeber Bundeswehr bekam.
17 Jahre nach der Öffnung der deutschen Streitkräfte für Frauen kommt mittlerweile jede fünfte Bewerbung für den Soldatenberuf von einer Frau (2017: 19 Prozent). Die Bundeswehr zählt unter den Jugendlichen zu den beliebtesten Arbeitgebern in Deutschland und belegte 2017 bei Schülerinnen erneut den dritten Platz. Der Frauenanteil in der gesamten Bundeswehr beträgt mittlerweile mehr als 20 Prozent, liegt damit vor deutschen Autobauern (zum Vergleich VW-Konzern in Deutschland mit 18,1 Prozent (2016) und Daimler AG 15,2 Prozent (2015)), und auf Augenhöhe mit Technologiekonzernen wie der Deutschen Telekom (25,4 Prozent in 2017), Siemens (23 Prozent in 2017) und der Deutschen Bahn (23 Prozent in 2017). Etwa 52.300 Frauen arbeiten zurzeit in der Bundeswehr, davon etwa 21.300 Soldatinnen und rund 31.000 Zivilangestellte. Der Frauenanteil im militärischen Bereich liegt in Deutschland bei knapp 12 Prozent. Zum Vergleich: In Schweden sind 18 Prozent der Soldaten Frauen, in den USA mehr als 15 Prozent, in Frankreich 15 Prozent, in Norwegen knapp 10 Prozent, in Großbritannien sind es 9 Prozent und in Dänemark weniger als 6 Prozent. |
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