Nahezu fünf Jahre hatte General Eberhard Zorn das Amt des höchsten Soldaten der Bundeswehr inne. Verteidigungsminister Boris Pistorius hat den Generalinspekteur heute in den einstweiligen Ruhestand verabschiedet.
Die Verabschiedung fand im Gästecasino des Bundesministeriums der Verteidigung in Berlin statt. Der Abend begann mit dem Musikstück „Puttin´ on the Ritz“, vorgetragen von einem Bläserquartett des Stabsmusikkorps der Bundeswehr. General Eberhard Zorn und Verteidigungsminister Boris Pistorius traten gemeinsam vor die geladenen Gäste.
In seiner Ansprache dankte der Minister General Zorn für seinen Dienst – als Generalinspekteur, als Soldat, als Mensch: „Es fällt mir leicht, von Dank und Respekt zu sprechen. Respekt vor der Lebensleistung eines Offiziers, der seinem Land, seiner Armee und deren Soldatinnen und Soldaten fast 45 Jahre lang gedient hat.“ Pistorius betonte, dass Zorn mit seinem persönlichen Beitrag die Freiheit und den Frieden für Deutschland gefördert und gefestigt habe: „Ein Dienst, den nur wenige erbringen wollen und können.“
Als Generalinspekteur habe Zorn drei Verteidigungsministerinnen, einer Bundeskanzlerin und nun Bundeskanzler Olaf Scholz und ihm selbst mit militärischem Rat zur Seite gestanden – mit nach vorn gewandtem Denken und Handeln. Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine habe Zorn der Zeitenwende einen wichtigen ersten Schub verliehen. Zugleich sei der scheidende Generalinspekteur als General und als Mensch immer nahbar geblieben und habe die Fühlung mit den Männern und Frauen, die die Truppe ausmachen, nie verloren.
Zorns Leistungen als höchster Soldat der deutschen Streitkräfte werden am 17. April 2023 noch in einem Großen Zapfenstreich gewürdigt, kündigte Verteidigungsminister Pistorius an. Im Anschluss verabschiedete er General Zorn offiziell in den einstweiligen Ruhestand und überreichte ihm Urkunde und Bundesflagge mit Dank und Anerkennung für die dem deutschen Volke geleisteten Dienste.
In seiner Replik blickte General Zorn auf eine ereignisreiche Zeit zurück und sprach seinen persönlichen Dank aus – seinem Stab aus dem Bundesministerium der Verteidigung, den ihm unterstellten Dienststellen und allen anderen Soldatinnen und Soldaten und zivilen Bundeswehrangehörigen. „Meinen Fahrer und meine Personenschützer habe ich den vergangenen Jahren häufiger gesehen als meine Frau“, sagte er augenzwinkernd.
Zorn betonte die politische Dimension der Aufgaben eines Generalinspekteurs der Bundeswehr: „Es gilt das Primat der Politik.“ Auf einen Wechsel müsse man immer eingestellt sein. Dann müsse es schnell und reibungslos ablaufen, um eine nahtlose Übergabe und Auftragserfüllung zu sichern. Bereits in der kommenden Woche werde er die Amtsgeschäfte militärisch übergeben – er dann bereits „in Jeans und Pulli“. Zorn bedauerte, dass für eine persönliche Abschiedstour keine Zeit bleibe. Zugleich freute er sich, dass er noch im Wochenverlauf sowohl dem Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Schwielowsee bei Potsdam als auch der Luftwaffe im Rahmen das NATONorth Atlantic Treaty Organization Air Policing in Estland einen Truppenbesuch abstatten konnte, in Estland sogar in Begleitung des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier.
Seine Rede schloss Zorn mit den klaren Worten, die die Bundeswehr von ihm gewohnt ist: „Was auch immer Sie hören: Ich gehe weder zur EUEuropäische Union noch zur Industrie noch schließe ich einen Beratervertrag ab. Und auch in Talkshows werden Sie mich nicht sehen. Herzlichen Dank. Ich melde mich ab.“
General Eberhard Zorn war der 16. Generalinspekteur der Bundeswehr. Seit dem 19. April 2018 bis zum 16. März 2023 hatte der jetzt 63 Jahre alte Zorn das Amt des höchsten Soldaten der Bundeswehr inne. In dieser Zeit begleitete er unter anderem die Debatte um bewaffnete Drohnen für die Truppe, den Abzug aus Afghanistan sowie den umfangreichsten Amtshilfeeinsatz der Bundeswehr zur Bekämpfung der Auswirkungen der Corona-Pandemie.
Ein weiteres einschneidendes und prägendes Ereignis fiel ebenfalls in seine Zeit als ranghöchster Soldat der Bundeswehr: Mit der russischen Vollinvasion in die Ukraine, die am 24. Februar 2022 begann, ist der Krieg nach Europa zurückgekehrt. Das Ergebnis ist eine Rückbesinnung auf die Landes- und Bündnisverteidigung in Deutschland und in der Bundeswehr. Die damit einhergehende Zeitenwende gestaltete Zorn mit.
Seine Laufbahn bei der Bundeswehr begann Zorn 1978 in der Artillerietruppe. Nach einem Wirtschaftsstudium diente der Heeresoffizier in verschiedenen Truppenverwendungen als Zugführer und Batteriechef. Von 1991 bis 1993 absolvierte Zorn den Lehrgang für den nationalen Generalstabsdienst, eine weitere Generalstabsausbildung in Frankreich schloss sich an.
Als Kommandeur der Luftlandebrigade 26 „Saarland“ in Saarlouis wurde Zorn in den Generalsrang befördert. Er kommandierte die Division Schnelle Kräfte und leitete die Abteilungen Führung Streitkräfte und Personal im Verteidigungsministerium.
In Zorns Fußstapfen als Generalinspekteur tritt nun Generalleutnant Carsten Breuer, der unter anderem durch seine Arbeit am Weißbuch 2016, im Corona-Krisenstab und als Befehlshaber des Territorialen Führungskommandos bekannt ist.
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