General Eberhard Zorn, der Generalinspekteur der Bundeswehr, hat dem Y-Magazin ein Interview gegeben. Darin spricht er unter anderem über die Landes- und Bündnisverteidigung, die Eurodrohne und die Zusammenarbeit mit der Politik. Wir veröffentlichen hier Auszüge. Das komplette Interview finden Sie im Y-Magazin 4/2021.
Sie haben als Generalinspekteur die Landes- und Bündnisverteidigung immer wieder in den Mittelpunkt gerückt. Warum?
Die Landes- und Bündnisverteidigung ist unser verfassungsmäßiger Kernauftrag. Ich bin überzeugt, wenn wir dafür gut ausgebildet sind, können wir auch andere Aufträge wie die Auslandseinsätze erfüllen. Dafür müssen wir aber mehr in geschlossenen Verbänden denken. Die Kontingentzusammenstellung ist zu individualisiert. Die Soldaten und Soldatinnen sind selten mit dem eigenen Kommandeur im Einsatz. Wir müssen wieder dahinkommen, dass ein Bataillon aus dem Stand verlegt werden kann.
Sie haben im Mai mit der Ministerin Eckpunkte für die Bundeswehr der Zukunft vorgestellt. Mehr Truppe wagen, heißt es dort. Was bedeutet das?
Wir wollen Dienstposten vermehrt in die Truppe verlagern, die dortigen vakanten Posten auffüllen. Zum anderen wollen wir der Truppe mehr Vertrauen schenken und die Auftragstaktik stärken. Wir müssen weg vom Glauben, dass alles über mehrere Stabsebenen laufen muss. Also: Stäbe einkürzen, Verantwortung nach unten geben, denn dort kommt der Output her.
Die Bundeswehr muss moderner und digitaler werden.Eberhard Zorn
Die Truppe soll mehr Verantwortung für ihr Gerät erhalten. Werden das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr) und der zentrale Beschaffungsprozess damit überflüssig?
Die Idee, den Bereich Nutzung vom Beschaffungsprozess zu trennen und zurück in die Truppe zu geben, kam vom BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr selbst. Die Verantwortung für die Nutzung liegt bisher beim BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr, die der Wartung und Instandhaltung bei der Truppe. Wir wollen den gesamten Bereich zusammenführen und dort ansiedeln, wo das Gerät eingesetzt wird, nämlich in der Verantwortung der Inspekteure.
Ein Prestigeprojekt ist die Eurodrohne. Sie soll kommen, aber wohl unbewaffnet. Was wünschen Sie sich?
Ich hoffe, dass der Diskussionsprozess bald beendet ist. Meine Position ist klar: Die Bundeswehr braucht bewaffnete Drohnen. Wir müssen aufpassen, dass wir mit der Entscheidung nicht zu lange warten. Wenn Unternehmen Pakete vor die Haustür liefern können, können Terrorgruppen auch Bombenangriffe mit Drohnen fliegen. Die Bilder, die einige beim Thema im Kopf haben, treffen auf uns einfach nicht zu. Die Bundeswehr hat klare parlamentarische Vorgaben für den Gebrauch von Waffen.
Wie läuft die Zusammenarbeit mit der Politik? Finden Ihre Wünsche Gehör?
Das Miteinander ist offen und vertrauensvoll. Ich bin in jeder Sitzung des Verteidigungsausschusses und nehme zu allem Stellung, was auf der Tagesordnung steht. Oft spreche ich auch mit Abgeordneten über einzelne Themen. Wir sind eine Parlamentsarmee und ich erkläre, was die Bundeswehr benötigt und was sie kann. Als Generalinspekteur berate ich die Bundesregierung. Das beinhaltet in erster Linie den täglichen Austausch mit der Ministerin. Bei Grundsatzfragen, zum Beispiel vor Einsatzentscheidungen, begleite ich sie auch ins Kanzleramt.
Die Fragen stellte Florian Stöhr.
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