Die kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist zentrales Element im Selbstverständnis der Bundeswehr. Ebenso bedeutend ist das Gedenken an die Männer und Frauen, die im Dienst ihr Leben gaben. Ihre Leistungen werden unter anderem im Ehrenmal der Bundeswehr am Bendlerblock in Berlin gewürdigt.
Krieg und Frieden, Leben und Tod, Freude und Leid: Nur wenige Berufe konfrontieren Menschen so sehr mit den hellen und dunklen Seiten ihrer Existenz wie jener der Soldatin oder des Soldaten. Um mit diesen Emotionen umgehen, sie einordnen und verarbeiten zu können, ist ein solider moralischer Kompass erforderlich.
Die Bundeswehr pflegt daher eine Kultur der Erinnerung und des Gedenkens: Durch die kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit der deutschen Streitkräfte sollen alle Soldatinnen und Soldaten in die Lage versetzt werden, dem Leitbild des Staatsbürgers in Uniform folgen und dem Selbstverständnis der Bundeswehr als Spiegel der Gesellschaft Geltung verschaffen zu können.
Dies geschieht durch die Konfrontation mit den Verbrechen der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg, aber auch durch die Orientierung an soldatischen Vorbildern wie Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg, der den militärischen Widerstand gegen das NSNationalsozialismus-Regime organisierte. Ein besonders wichtiges Element der Gedenkkultur ist aber auch die Würdigung der rund 3.300 Männer und Frauen, die seit Gründung der Bundeswehr 1955 infolge der Ausübung ihres Dienstes ihr Leben lassen mussten.
Zentraler Ort der Gedenkkultur ist seit 2009 das Ehrenmal der Bundeswehr. Es befindet sich an exponierter Stelle direkt am Paradeplatz des Verteidigungsministeriums in Berlin und damit zugleich an einer Schnittstelle zwischen Bundeswehr und Gesellschaft. Hier sind die Toten der Bundeswehr namentlich verewigt. Hier können Kameraden und Hinterbliebene ihrer Trauer Ausdruck verleihen.
Der Raum der Information nebenan bietet einen umfassenden Überblick über die entscheidenden Momente in der Geschichte der Truppe und ihrer Gedenkkultur. Er ist von der Hildebrandstraße her frei zugänglich und schlägt so eine Brücke zwischen Bundeswehr und Öffentlichkeit, zwischen Militär und Zivilbevölkerung.
Wenn die Verteidigungsministerin Staatsgäste empfängt oder Rekrutinnen und Rekruten beim öffentlichen Gelöbnis am 20. Juli zum Jahrestag des Hitlerattentats auf die Verteidigung der freiheitlichen demokratischen Grundordnung einschwört, geschieht dies vor der Kulisse des Ehrenmals. Sie ist Mahnung und Verpflichtung zugleich.
Einmal im Jahr, zum Volkstrauertag im November, werden Familien und Freunde der Verstorbenen eingeladen, um zusammen mit der Verteidigungsministerin der Toten zu gedenken. Die Gedenkzeremonie im Ehrenmal ist dabei der wichtigste Programmpunkt.
Weitere Fixpunkte der Erinnerungskultur der Bundeswehr sind die Ehrenhaine aus den Einsatzgebieten. Sie werden zum Einsatzführungskommando nach Potsdam überführt, wenn die Truppe einen Einsatz beendet. Veteranen bekommen so einen Anlaufpunkt in der Heimat, um ihren verstorbenen Kameraden die Ehre zu erweisen. Im „Wald der Erinnerung“ nebenan können die Hinterbliebenen private Gedenkorte für ihre Liebsten herrichten, um der Trauer Ausdruck zu verleihen. Unterstützt werden sie von der Hinterbliebenenbeauftragten des Verteidigungsministeriums, die sich für ihre Belange einsetzt.
Auch die Teilstreitkräfte unterhalten jeweils eigene Gedenkorte für ihre Verstorbenen: Das Ehrenmal des Heeres befindet sich auf der Festung Ehrenbreitstein bei Koblenz, die Marine erinnert in Laboe bei Kiel an ihre Toten. Das Ehrenmal der Luftwaffe befindet sich in Fürstenfeldbruck in Bayern. Alle Ehrenmale erinnern die Besucherinnen und Besucher daran, welches Opfer die Angehörigen der Bundeswehr zu bringen bereit sind – und dass sie die Wertschätzung ihrer Mitmenschen verdienen.
Inhalte teilen via