Sie schützen die Bevölkerung in Krisenregionen, werben für Demokratie und Menschenrechte und helfen beim Aufbau staatlicher Strukturen: Rund 3500 Deutsche dienen in den internationalen Friedensmissionen der Vereinten Nationen, der Europäischen Union, der NATONorth Atlantic Treaty Organization und der OSZEOrganisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Von Afghanistan bis zur Ukraine, vom Libanon bis in den Niger: Auf die Helfer aus Deutschland ist Verlass.
Einmal im Jahr wird ihr unermüdlicher Einsatz von höchster Stelle honoriert: Am Tag des Peacekeepers der Vereinten Nationen am 29. Mai. Auch die Bundesregierung zeichnete zum mittlerweile siebten Mal jeweils drei Soldaten, Polizisten und zivile Experten stellvertretend für alle deutschen peacekeeper aus. Diesmal fand der Festakt mit rund 350 Gästen im Auswärtigen Amt in Berlin statt.
Gastgeber Heiko Maas, Staatssekretär Benedikt Zimmer als Vertreter der Verteidigungsministerin und Staatsekretär Klaus Vitt für das Innenministerium überreichten den peacekeepern eine Glastrophäe für ihr Engagement. Für die Bundeswehr wurden Feldwebel der Reserve Sarah Reichel, Hauptmann Alexander Blunck und Fregattenkapitän Boris Bollow geehrt. Reichel war erst im März aus dem Kosovo zurückgekehrt, Blunck war letztes Jahr für sechs Monate als Verbindungsoffizier im Südsudan. Bollow war fünf Mal im Libanon im Einsatz, 2016 und 2018 leitete er das deutsche Ausbildungskommando.
„Sie schaffen das sichere Umfeld, in dem Entwicklung und wirklicher Frieden erst möglich werden“, lobte Zimmer die peacekeeper. Er wolle sich für das Engagement herzlich bedanken, so der Staatsekretär.
Nach der Ehrung berichteten die peacekeeper von ihren Erfahrungen im Einsatz. „Besonders beeindruckt hat mich die Freundlichkeit und Lebensfreude der Menschen“, sagte Hauptmann Blunck, der im Südsudan gedient hatte. Auch die Abgeschiedenheit des Landes habe ihn fasziniert – er sei im Umkreis von hunderten Kilometern der einzige Deutsche gewesen. In seiner Zeit in Afrika habe er gelernt, „die Menschen nicht zu bemitleiden, sondern wie sie das Beste aus jeder Situation zu machen.“
Nächstes Jahr wird das Verteidigungsministerium den Tag des Peacekeepers ausrichten. Der Festakt wird reihum vom Verteidigungsministerium, dem Innenministerium und dem Auswärtigen Amt ausgerichtet, um den vernetzten Ansatz der internationalen Friedenssicherung zu unterstreichen.
Die Bundeswehr stellt mit rund 3200 Soldaten den Löwenteil der deutschen peacekeeper; hinzu kommen 150 zivile Experten und 200 Polizeibeamte. Das größte Kontingent aus Deutschland steht in Afghanistan mit 1.270 Frauen und Männer, Mali folgt mit etwas mehr als tausend peacekeepern aus der Bundesrepublik. An dritter Stelle liegt der Libanon; dort dienen derzeit 115 Deutsche. Die Friedenseinsätze ließ sich Deutschland im letzten Jahr rund 400 Millionen Euro kosten. Die Bundesrepublik ist damit nach den USA, China und Japan der viertgrößte Geldgeber für das peacekeeping.
Im Vorfeld des Tags des Peacekeepers sprach die Redaktion der Bundeswehr mit zwei der drei geehrten Bundeswehrangehörigen. Fregattenkapitän Boris Bollow (UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon) und Feldwebel der Reserve Sarah Reichel (KFORKosovo Force) berichten von ihren Eindrücken aus dem Libanon und dem Kosovo.
„Der Libanon ist anders als andere Einsatzländer. Man braucht ein Netzwerk an Kontakten, um etwas zu erreichen. Nach mittlerweile fünf Einsätzen habe ich dieses Netzwerk.
Ich bin als Leiter des deutschen Ausbildungskommandos teils Ausbilder, teils Vermittler zwischen dem deutschen und dem libanesischen Verteidigungsministerium. Unsere Basis ist in Jounieh, nicht weit von Beirut entfernt. Wir sind so etwas wie eine Task Force und schnell an jedem Punkt im Land. Das lässt mich die Kultur und die Leute ganz anders wahrnehmen, verglichen mit dem Alltag in der Kaserne.
Die Aufgabe ist vor allem, das Land zu stabilisieren. Das bedeutet nicht nur die libanesische Marine bei der Ausbildung zu unterstützen, sondern auch Verträge mit der Wirtschaft zu schließen. Das beste Beispiel ist die Küstenradarstation, unser Erfolgsprojekt. Wir überwachen das Küstengebiet und kontrollieren, welche Schiffe woher kommen und was sie geladen haben. Verdächtige oder unbekannte Schiffe werden inspiziert. So haben wir den Waffenschmuggel über See in den Libanon gestoppt.
Ein Highlight ist immer wieder, wenn man Soldaten zeigen kann, was alles möglich ist, wenn man es will. Wenn nach vier Monaten Ausbildung mit einer 15-köpfigen Besatzung eine Seeklarbesichtigung – Übungen wie Mann über Bord oder Brand an Bord – durchgeführt werden kann, ist das schon toll. Besser ist nur das Leuchten in den Augen der Soldaten, wenn man ihnen Wappen und Urkunde überreicht.“
„In den Einsatz wollte ich schon immer. Vor kurzem bin ich aus dem Kosovo zurückgekommen. Es war mein zweiter Auslandseinsatz. Ich war als Rechnungsführerin und Zahlstellenverwalterin eingesetzt, genau wie zuhause.
Im Gegensatz zu meinem ersten Einsatz in Mali war diesmal aber einiges anders. Das fing damit an, dass ich erst zwei Wochen vorher wusste, dass ich in den Kosovo fahre. Und der verschneite Winter in Osteuropa ist doch etwas Anderes als die 46 Grad im Schatten in Afrika.
Gleich geblieben ist der Spaß, den ich am Einsatz habe. Mit meinen Kameraden zur Friedenserhaltung beizutragen: Dieses Gefühl ist einmalig. Ich helfe dem Land und Leuten. Und das merkt man: Vor allem, wenn man draußen ist und die Kinder sich freuen, dass man da ist und ein Foto haben wollen. Die Menschen sind dankbar und schätzen unsere Arbeit.
Natürlich hat man auch immer die Sicherheitslage im Hinterkopf. Man macht sich Gedanken – auch wenn ich weiß: Dafür wurden wir ausgebildet. Im Einsatz ist man 24 Stunden, sieben Tagen die Woche im Dienst. Privates wird hintenangestellt. Man ist ganz da, um die Kameraden zu unterstützen. Deswegen hat mich die Nachricht natürlich sehr gefreut, dass ich am Tag des Peacekeepers geehrt werde. Es ist eine Riesenehre. Ich habe ja einfach nur meinen Job gemacht. Und im Herbst geht es wieder nach Mali.“
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