Klare Verantwortlichkeiten, eingeübte Kommunikationswege und strukturierte Abläufe können Leben retten. Speziell, wenn Ereignisse wie Aufstände, Anschläge oder Naturkatastrophen sofortiges Handeln erfordern. Gerade in komplexen Organisationen wie UNUnited Nations-Missionen müssen diese Prozesse trainiert werden. Derzeit bietet nur Deutschland dieses Training an.
Major Emran H. aus Bangladesch dient derzeit in der UNUnited Nations-Mission MINUSCAUnited Nations Multidimensional Integrated Stabilization Mission in the Central African Republic in der Zentralafrikanischen Republik genau wie Major Jeremiah Red H. aus den USA. Im Juli 2022 trifft er in Entebbe, Uganda, auf Oberstleutnant Seha K. aus Korea, der bei UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon Dienst tut sowie auf Major Natalia G. und Oberstleutnant Lawrence J. aus Sierra Leone, beide von der UNUnited Nations-Mission MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali.
Sie alle nehmen teil am Stabslehrgang Training of Trainers/Command Post Exercise (CPXCommand Post Exercise). Ziel des Lehrganges ist es, eine Stabsübung für die Hauptquartiere in den UNUnited Nations-Missionen zu entwickeln und zu planen. Im zweiten Schritt werden die Übungen dann vor Ort durchgeführt und evaluiert. Dazu können die internationalen Stabsoffiziere als Unterstützung deutsche Trainerteams anfordern.
Insgesamt hat die UNUnited Nations 20 Offiziere und Offizierinnen aus 15 Nationen ins Regional Service Centre Entebbe (RSCE) der UNUnited Nations in Uganda eingeladen. Dort werden sie von einem elfköpfigen deutschen Trainerteam weitergebildet. Die Teilnehmenden kommen aus den besonders gefährlichen UNUnited Nations-Missionen MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali, MONUSCOMission de l’Organisation des Nations Unies en République Démocratique du Congo, UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon, UNMISSUnited Nations Mission in South Sudan und UNISFAUnited Nations Interim Security Force for Abyei.
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UNUnited Nations-Missionen sind sehr komplex. Viele Nationen mit unterschiedlichen Herangehensweisen finden sich hier zusammen. Das Militär ist nur einer von zahlreichen Akteuren, die alle unterschiedliche Prioritäten haben. Dazu kommen Sprachbarrieren und ständige Personalwechsel. Deshalb gibt es trotz guter Ausbildung Verbesserungspotenzial in den Missionen.
Der von der UNUnited Nations beauftragte Cruz-Report von 2017 zeigte, dass mangelnde Information und Kommunikation ebenso wie Diskontinuität in der Stabsarbeit das Leben der Blauhelme gefährden können. Ein Kernsatz lautet: ,,Wir stellten fest, dass sie alles vergessen hatten, weil es kein kontinuierliches Training in der Einheit gab.“
Dahinter steht die Erkenntnis, dass sich durch den ständigen Personalwechsel in den UNUnited Nations-Missionen notendige Abläufe und Verfahren für den Krisenfall nicht handlungssicher einspielen. Oft ist unklar, welche Ansprechpartner informiert werden müssen oder welche externen Akteure tragende Rollen haben. Diese Prozesse müssen jedoch für unvorhergesehene Ereignisse festgelegt sein, um schnell handlungsfähig zu sein.
Ein Grund, warum die UNUnited Nations-Missionen nicht immer dazu kommen, die erforderlichen Ausbildungen und Trainings durchzuführen, ist, dass aktuelle Operationen den Tagesablauf bestimmen. Außerdem fehlt dem UNUnited Nations-Personal manchmal die Expertise, notwendige Übungen aus eigener Kraft umzusetzen. „Wenn die Abläufe optimiert werden und die UNUnited Nations in der jeweiligen Bedrohungslage reaktionsfähig sind, trägt das dazu bei, dass Leben gerettet werden“, erklärt der deutsche Teamleiter, Oberst Gunther Wiedekind.
Um die Sicherheit der Blauhelm-Soldaten zu verbessern und Prozesse zu beschleunigen, entwickelte Deutschland das Training of Trainers/CPXCommand Post Exercise. Seit fünf Jahren nehmen daran Blauhelm-Soldatinnen und -Soldaten aus UNUnited Nations-Missionen in Afrika teil. Die Missionen melden ihren Trainingsbedarf an die UNUnited Nations nach New York, die dann wiederum die Teilnehmenden einlädt. Deutschland kommuniziert nicht direkt mit den Missionen, übernimmt jedoch das komplette Training und die damit verbundenen Kosten.
Die Abgesandten der sechs Missionen finden sich in Gruppen zusammen und trainieren die Abläufe gemäß den Bedürfnissen ihrer Missionen. So hat jedes Team einen anderen Fokus, der genau auf die tatsächlichen Problemstellungen ihrer Missionen zugeschnitten ist. Geübt werden, angeleitet von den deutschen Instruktoren, die Planungsprozesse, die einer CPXCommand Post Exercise vorangehen wie Trainingsziel, Teilnehmerkreis, Inhalte des Szenarios.
Alle Gruppen präsentieren ihre Ergebnisse vor dem gesamten Lehrgang. Damit bereiten sich die Teilnehmenden bereits darauf vor, ihren Kommandeuren die Notwendigkeit einer CPXCommand Post Exercise in ihren jeweiligen Missionen zu vermitteln. Die Präsentationen werden gemeinsam evaluiert. Alle Teilnehmenden bekommen neben einem Handbuch auch Vorlagen, die ihnen helfen, selbst eine Stabsübung in ihren Missionen durchzuführen. Die Missionen sind dazu angehalten, pro Jahr mindestens eine CPXCommand Post Exercise durchzuführen.
Für das UNUnited Nations-Sekretariat sind Stabsübungen ein strategischer Gewinn, weil es aufgrund der Bedrohungslage notwendig ist, die Friedensmissionen konstant auf alle Eventualitäten vorzubereiten.Oberstleutnant Ketty Chikwekwe, UNUnited Nations-Sekretariat
Grundsätzlich wollen die Trainer den Umgang mit nicht planbaren Entwicklungen verbessern und so die Handlungsfähigkeit in Ausnahmesituationen stärken. Dabei geht es nicht um das große „Wargame“, sondern um die alltägliche Realität in den Einsätzen.
Entsprechend erarbeiten die Gruppen realistische Szenarien für ihre Stabsübungen: Die Gruppe MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali bereitet sich auf eine Serie von Sprengstoffanschlägen vor, Team MONUSCOMission de l’Organisation des Nations Unies en République Démocratique du Congo auf einen Vulkanausbruch, der eine sehr schnelle Evakuierung sowohl der Zivilbevölkerung als auch der Blauhelme selbst notwendig macht. Im Szenario von Team MINUSCAUnited Nations Multidimensional Integrated Stabilization Mission in the Central African Republic greifen bewaffnete Banden Zivilisten an und gefährden bevorstehende Wahlen. Bei UNMISSUnited Nations Mission in South Sudan/UNISFAUnited Nations Interim Security Force for Abyei muss eine Krise bewältigt werden, bei der fliehende Frauen und Kinder Nahrungsmittelhilfe benötigen, und bei UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon liegt der Schwerpunkt auf dem Schutz der Zivilbevölkerung und der Evakuierung Verwundeter.
„Es war ein sehr lehrreiches und anschauliches Training“, ist das Fazit von Major Bishwa Raj K. aus Nepal von der Mission MONUSCOMission de l’Organisation des Nations Unies en République Démocratique du Congo. Oberstleutnant Talat Usman G. aus Pakistan, ebenfalls von der Mission MONUSCOMission de l’Organisation des Nations Unies en République Démocratique du Congo, ergänzt: „Jedes Problem hat mehr als eine Lösung. Hier hat man die Gelegenheit, von anderen zu lernen, wie sie Probleme angehen und gemeinsam den besten Weg finden.“ So sieht es auch Major Natalia G. aus Tschechien von der Mission MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali: „Das Wichtigste für mich ist hier die Teamarbeit und die Erfahrung, wie ich meine Kollegen in der Mission unterstützen kann.“
UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon: Libanon, seit 1978, Einsatzstärke circa 9.700 Blauhelme, deutsches Mandat: maximal 300 Soldatinnen und Soldaten. Seit September 2021 führt Deutschland die Maritime Task Force UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon. MONUSCOMission de l’Organisation des Nations Unies en République Démocratique du Congo: Demokratische Republik Kongo, seit 2010, Einsatzstärke circa 13.000 Blauhelme UNMISSUnited Nations Mission in South Sudan: Südsudan, seit 2011, Einsatzstärke circa 13.700 Blauhelme, deutsches Mandat: maximal 50 Soldatinnen und Soldaten UNISFAUnited Nations Interim Security Force for Abyei: Sudan/Südsudan, seit 201, 1 Einsatzstärke circa 3.400 Blauhelme MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali: Mali, seit 2013, Einsatzstärke circa 12.300 Blauhelme, deutsches Mandat: maximal 1.400 Soldatinnen und Soldaten MINUSCAUnited Nations Multidimensional Integrated Stabilization Mission in the Central African Republic: Zentralafrikanische Republik, seit 2014, Einsatzstärke circa 11.800 Blauhelme |
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Mit dem Training of Trainers/Command Post Exercise (CPXCommand Post Exercise) bietet Deutschland den Vereinten Nationen als weltweit einziges UNUnited Nations-Mitglied diese besondere Ausbildungsunterstützung an. Das Training besteht aus zwei Phasen. In Phase 1 kommen Offizierinnen und Offiziere direkt aus ihren UNUnited Nations-Missionen zu dem Lehrgang, bei dem sie Stabsübungen für ihre Missionen vorbereiten. Nach Abschluss des Trainings kehren sie unmittelbar in ihre Missionen zurück, wo sie das Gelernte, gegebenenfalls unterstützt von einem deutschen Trainerteam, in Phase 2 umsetzen.
Die In-Mission-Trainings unterstützen die UNUnited Nations-Reforminitiative „Action for Peacekeeping“. Initiiert wurde die Initiative von UNUnited Nations-Generalsekretär António Guterres, um die Missionen durchsetzungsfähiger und die Vereinten Nationen effizienter in der Erfüllung ihrer Aufgaben zu machen.
Das deutsche Training ist eine Investition in die Sicherheit der Blauhelme und der Zivilisten in den Einsatzgebieten. Der Grundstein für ToTTraining-of-Trainers/CPXCommand Post Exercise wurde beim UNUnited Nations Leaders‘ Summit on Peacekeeping 2015 gelegt. Das erste Training fand 2018 statt.
*Namen zum Schutz der Personen abgekürzt.
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